20 Jahre KurzFilmAgentur Hamburg

Vor zwanzig Jahren, am 5. Oktober 1992, wurde in Hamburg die KurzFilmAgentur (KFA) gegründet. Mutter ist das Internationale KurzFilmFestival Hamburg, das bereits seit 1985 stattfindet.

Vater war der Gedanke, auch über das Festival hinaus, also ganzjährig, an der Förderung und Verbreitung des Kurzfilms zu arbeiten, mithin eine Infrastruktur für Kurzfilme in Deutschland zu schaffen. Pate ist die L'Agence du court métrage in Paris, das französische Vorbild.

Da Kinos seinerzeit vermehrt nach Kurzfilmen fragten, wurde die Idee eines Verleihs geboren. Als die Hamburger Kulturbehörde 1992 das Geld für die Gründung der KurzFilmAgentur zur Verfügung stellte, war das der Auftakt, systematisch einen Filmstock aufzubauen und Kurzfilme als Vorfilme wieder zurück ins Kino zu bringen. Inzwischen verfügt der Verleih der KFA über einen Kundenstamm von 300 Kinos und hält etwa 400 Kurzfilme vor, die als Vorfilme, als abendfüllende Kurzfilmrollen oder als speziell zusammengestellte Programme laufen. Das Kurzfilmabo haben bereits über hundert Kinos gebucht, die für einen Jahresbetrag jede Woche einen anderen Kurzfilm zeigen können. Insgesamt werden inzwischen über 3300 Buchungen pro Jahr getätigt, und 2011 haben fast eine Million Kinozuschauer die Kurzfilme aus dem Verleihprogramm gesehen – Tendenz steigend.

In der Zukunft soll der Verleih international ausgebaut werden. Schon jetzt werden den Kinos Filme auch zum Download angeboten oder Festplatten verschickt. So können jetzt auch weltweit Kinos beliefert werden. In diesem Bereich hat der Verleih der KFA noch einiges vor. Es werden jedoch nicht nur Kinos versorgt, sondern auch Institutionen und Kultureinrichtungen, um neue Kurzfilmfreunde zu gewinnen.

Der Vertrieb der KFA beschäftigt sich mit dem Lizenzhandel. Hier sind hauptsächlich Fernsehsender die Kunden, aber die Anbieter im Internet werden immer interessanter. Verschiedene Portale bieten Kurzfilme für eine geringe Bezahlung an, und mit diesen wird der Vertrieb in Zukunft stärker kooperieren. Der Vertrieb ist derzeit dabei, seine Positionierung im Netz stark auszubauen und hat dazu auch eine kleine Förderung von der Filmförderungsanstalt und der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein erhalten.

Darüber hinaus verfügt die KFA über eine Kurzfilm-Datenbank und ein Archiv. Diese speisen sich aus den rund 5000 Einreichungen, die jedes Jahr beim Internationalen KurzFilmFestival ankommen. Zwar hält die KFA in der Regel nicht die Rechte an diesen Filmen, das Archiv verfügt aber über Sichtungskopien für Recherchezwecke. So ist das Archiv eine oft genutzte Basis für Kuratoren, die beispielsweise aktuelle, historische oder thematische Kurzfilmprogramme zusammenstellen.

Das jüngste Projekt ist die KurzFilmSchule. Seit 2005 engagiert die KFA freischaffende Filmemacher für Workshops an Schulen. Durch die Produktionen erfahren die Schüler, wie ein Film funktioniert, geplant und hergestellt wird. Die Arbeiten der KurzFilmSchüler schaffen es regelmäßig, zu Festivals eingeladen zu werden.

Zwei Drittel des Budgets wird durch Verleih, Vertrieb und durch Projekte mit anderen Institutionen eingenommen. Ein Drittel etwa der laufenden Kosten wird durch die Hamburger Kulturbehörde finanziert. Hinzu kommen Projektförderungen. So werden die regelmäßigen Kurzfilmrollen von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein unterstützt, das BKM (Beauftragter für Kultur und Medien) sponsert Marketingmaßnahmen und -beratung.

Trotz der Arbeit der KFA ist der Kurzfilm im Kino aber immer noch nicht so verbreitet, wie es zu wünschen wäre. Daher hat die KFA 2002 den Verband AG Kurzfilm mitinitiiert, um die filmpolitische Schlagkraft der Kurzfilmbranche zu erhöhen. Über den Verband kann die KFA sich besser einmischen, etwa bei den Novellierungen des Filmförderungsgesetzes. Auch engagiert die KFA sich regelmäßig bei Diskussionen, zum Beispiel, ob die Kriterien für die Referenzförderung noch zeitgemäß sind, etwa dass ein Film in deutscher Sprachfassung vorliegen muss, was bei vielen Filmen zum Thema Migration nicht der Fall ist.

Die mit Unterstützung der Kulturbehörde Hamburg gegründete Unternehmung KFA hat inzwischen viele Ziele erreicht und dabei ihre Entwicklungskraft nicht verloren. Die KFA ist zwei Festivals (für Erwachsene und Kinder), ein Verleih und Vertrieb, eine KurzFilmSchule und ist digital affirmativ, im Web und sozialen Netzwerken. Sie hat ein riesiges Kurzfilmarchiv sowie einen Onlineshop und einen kleinen Kinosaal und veranstaltet regelmäßig die KurzFilmKlause: Kurzfilmabende an verschiedenen Orten der Stadt Hamburg und darüber hinaus.

Zur Feier der zwei Jahrzehnte – und damit man auch was in der Hand hat – hat die KFA in Zusammenarbeit mit Weltquartett das Kurzfilmquartett erarbeitet und herausgegeben. Für jeden, der etwas von Kurzfilmen und/oder Quartetten versteht, eine echte Rarität.

Quelle: www.shortfilm.com