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Nachdem Erwin Pelzig seinen Nachbarn, den Chauffeur Johann Griesmaier, durch eine dumme Unachtsamkeit schwer verletzt hat, fühlt er sich verpflichtet, den Job des siebenfachen Vaters zu retten. Also übernimmt er bis zu Griesmaiers Genesung dessen Tätigkeit als Fahrer des Industriellen Eduard Bieger. Damit aber geht der Ärger erst richtig los. Denn als Pelzig durch Zufall erfährt, dass die Bieger-Werke, die Einkaufswagen produzieren, finanzielle Probleme haben, sieht er den Arbeitsplatz seines Nachbarn erneut gefährdet. Für Pelzig gibt es nur eine Lösung: Er muss Biegers Firma um jeden Preis retten. Zu dumm nur, dass er von Wirtschaft überhaupt keine Ahnung hat.
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„Als einbeiniger Chauffeur steht man nicht so sicher auf dem Arbeitsmarkt“: Arm und Bein in Gips nach einer kleinen Unachtsamkeit seines wie stets hilfsbereiten Nachbarn, da sieht der siebenfache Vater Johann schwere Zeiten auf sich und seine Familie zukommen. Freilich hat er die Rechnung ohne Pleiten, Pech & Pannen-Erwin gemacht: Der ist bereit, alles stehen und liegen zu lassen, um ganz unbürokratisch seinen Job zu übernehmen – bis Johann im wahren Wortsinn wieder auf den Beinen ist.
So muss sich Eduard Bieger, Seniorchef der „Bieger Einkaufswagenfabrik AG“, nicht nur auf einen neuen Chauffeur einstellen, der noch nicht einmal in der Lage ist, Johann in seinem Krankenbett unfallfrei über den Klinikflur zu bugsieren, sondern auch auf einen neuen Gärtner, Dr. Mavambu, der in seiner Heimat Togo ausgebildeter HNO-Arzt gewesen ist. Und nun für reichlich Farbe in Biegers Gartengrün sorgt.
Doch das ist noch gar nichts gegen den Ärger, der Bieger in den eigenen vier Wänden seiner Villa ins Haus steht: Seine offenbar nur attraktive Tochter Melanie hat sich in den Unternehmensberater Max Kienze, einen Blender und Windhund, verliebt und möchte den Senior aufs Altenteil abschieben, wenn nötig, auch in einem seiner Einkaufswagen. Um das Unternehmen aus seiner „sitting duck“-Situation zu befreien und nach den Vorstellungen ihres cleveren Lovers neu ausrichten zu können.
Den beiden spielt das Schwarze Schaf der Familie, Melanies Bruder Bertram, in die Karten. Der will seine Anteile am traditionsreichen, nun schon in dritter Generation geführten Familienunternehmen verkaufen, um eigene unternehmerische Wege (Leihblumen für Begräbnisse) gehen zu können. Damit öffnet er unter heimlicher Mitwirkung Kienzes der Investmentgesellschaft Potemkin Tür und Tor, die die Fabrikation in die Mongolei verlegen will – und damit zu Kienzes stiller Partnerin Jelzinova.
Biegers Tage als Vorstandschef des Unternehmens scheinen gezählt. Der alte Herr kann selbst in Gegenwart seiner hinreißenden Edelkurtisane Chantal keine Lebensfreude mehr empfinden. Doch niemand hat mit Pelzig gerechnet, der alle durchschaut und sich mit Chantal angefreundet hat. Die war, als frühere Wirtschaftsanwältin, im Grunde ihres Herzens schon immer käuflich, hat nun auf die Daimler-Rückbank umgeschult und die meisten ihrer Klienten von früher einfach auch im neuen und offenbar nicht minder einträglichen Gewerbe behalten.
Was Pelzig zupass kommt bei seinem Plan, die Aktienmehrheit zurückzuerobern, den Seniorchef am Ruder zu halten und so Nachbar Griesmaier den Job zu retten. Mit Chantals Hilfe hat er die Psychologie des kapitalistischen Weltmarktes begriffen: Um den Aktienkurs steigen zu lassen, reicht bereits ein Gerücht über bevorstehenden Stellenabbau. Warum nicht im Umkehrschluss den Aktienkurs sinken lassen, um so die Mehrheit für Bieger zurückkaufen zu können?
„Arbeit vor Profit“ lautet die Devise, da machen vom Betriebsrat bis zum Minister Dr. Kipf alle begeistert mit – und die Kurse rasseln wie erhofft in den Keller. Die Therapie in Strapsen zeigt Wirkung, soziales Gewissen und soziale Verantwortung sind reinstes Gift für die Börsenkurse. Dem Rückkauf der Aktien steht nichts mehr im Weg. Und dennoch geht allerhand schief, nicht zuletzt, weil der wieder zu Amt und Würden gekommene Bieger unter Alkoholeinfluss sein wahres Kapitalisten-Gesicht offenbart. „Es gibt Momente im Leben, da muss man einfach mal loslassen müssen“: Der geschasste Gärtner Semmelweiß, der sein Hab und Gut seither in einem Bieger-Einkaufswagen vor sich her schiebt, kommt gerade recht – und schon kann Pelzig einen neuen Vertretungsjob antreten...
„Vorne ist verdammt weit weg – wenn man ganz hinten steht“: Nach mehr als zehn Jahren Präsenz auf den Brettern, die die Welt bedeuten, in Radioshows und im überaus populären TV-Format „Aufgemerkt! Pelzig unterhält sich“ war es nur eine Frage der Zeit, wann der vielfach ausgezeichnete Kabarettist Barwasser seiner Kultfigur Erwin Pelzig zu Leinwand-Ehren verhelfen würde. Dabei ist die am 2. Januar 2010 im Bayerischen Fernsehen erstausgestrahlte Realsatire alles andere als eine Best of-Aneinanderreihung von Bühnensketchen oder seiner bundesweit ausgestrahlten satirischen Talk-Show. Sondern eine herzlich-urige, von ironischem Witz und kabarettreifen Szenen durchzogene, nicht ganz ernst gemeinte Komödie um die fränkische Kunstfigur mit zerbeultem Cordhut, rotweißkariertem Oberhemd unter der Lodenjacke und Herrenhanddäschle am Handgelenk.
Pitt Herrmann