Traumulus

Deutschland 1935 Spielfilm

Filme der NS-Zeit sind im Kontext der staatlich beeinflussten Produktion und Rezeption zu sehen. Mehr erfahren »

Inhalt

Sittendrama mit nationalsozialistischen Untertönen: Professor Dr. Niemeyer ist Direktor des Königlichen Gymnasiums und bei seinen Schülern als liebenswerter, aber weltfremder "Traumulus" bekannt.

 

Sein Lieblingsschüler, der junge Baron Kurt von Zedlitz, sorgt mit heimlichen Besuchen im Nachtlokal für einen Skandal, der den Landrat – einen Intimfeind Niemeyers – auf den Plan ruft. Niemeyer zeigt sich nachsichtig, doch Kurt plagt das schlechte Gewissen. Unerlaubt verlässt er das Internat, um seine Mitschüler, mit denen er eine verbotene Verbindung gegründet hat, bei einer geheimen Versammlung zur Läuterung zu bewegen. Aber das Treffen wird von der Polizei gestürmt, und Niemeyer, der sich von Kurt getäuscht glaubt, schickt den verzweifelten Schüler fort. Als er von Kurts lauteren Absichten erfährt, ist es zu spät: Kurt hat sich das Leben genommen. Überzeugt, dass er in der Führung der Jungen versagt hat, tritt Niemeyer von seinem Posten zurück.

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Falk Schwarz
"Güte ist Dummheit"
Eine langweilige Herrenrunde im Stadtkrug - alle reden über den letzten Klatsch, es wird immer öder, alle warten (vor allem die Zuschauer), dass nun endlich der leere Stuhl am Tisch besetzt wird. Denn es fehlt Professor Niemeyer (Emil Jannings), der Lehrer und Internatsleiter (ferne Anklänge an „Der blaue Engel“). Er kommt herein, zieht sein langes weißes Schnupftuch aus der Tasche, schneuzt sich, setzt sich hin, nimmt einen Schluck und obwohl noch gar nichts gesagt ist, verändert sich die Atmosphäre schlagartig. Urplötzlich wird es raumfüllend spannend. Was für eine Persönlichkeit! Niemeyer fordert den Landrat heraus. Diesem widerlich berechnenden Spießbürger tritt der gutherzige, vertrauensselige Lehrer, der von seinen Schüler „Traumulus“ genannt wird, wortgewaltig entgegen. Wie großartig kann Jannings wüten! Der ganze Körper bebt, die Stimmung ist so aufgeladen, dass es knistert. Er verlässt den Raum und lässt ihn leer zurück. Das Schicksal nimmt seinen Lauf: ein Abiturient ist über Nacht bei einer Frau geblieben und setzt damit einen stadtweiten Skandal in Gang (so waren die Zeiten im Kaiserrreich!). Der Professor stellt den jungen Mann - seinen Primus - zur Rede. Doch der lügt. Als Niemeyer die ganze Wahrheit erfährt, sinkt der Lehrer resigniert in sich zusammen: „Vertrauen ist Wahnwitz, Güte ist Dummheit, Milde ist Verbrechen“. Er verhärtet sich. Doch schnell wandelt sich dieser maßlose Zorn in gütiges Hinwenden und furchtbare Angst. Was wird der Junge tun? Dann passiert es: aus Scham darüber, dass er seinem vergötterten Professor nicht die Wahrheit gesagt hat, nimmt er sich das Leben. Über dem Zapfenstreich, der draussen gespielt wird, sinkt Niemeyer an der Bahre des Jungen zusammen. „Siegt über Euch selbst“, sagt er. - Diese Verwandlung gestaltet Jannings mit der ganzen Macht seiner Persönlichkeit. Mit sparsamsten Gesten zeigt er Verzweiflung und doch wieder Gutherzigkeit, sodass vor dieser Leistung die NS-Untertöne des Films verblassen. In einer wunderbaren Nebenrolle: naiv, solidarisch und verlogen spielt Hilde von Stolz die Schauspielerin Lydia Link. Jannings Kunst jedoch bleibt herausragend

Credits

Kamera

Schnitt

Darsteller

Produzent

Alle Credits

Regie-Assistenz

Kamera

Schnitt

Darsteller

Produzent

Aufnahmeleitung

Länge:
2686 m, 98 min
Format:
35mm, 1:1.33
Bild/Ton:
s/w
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 13.01.1936, B.41207, Jugendfrei ab 14 Jahre

Aufführung:

Uraufführung (DE): 23.01.1936, Berlin, Ufa-Palast am Zoo

Titel

  • Originaltitel (DE) Traumulus

Fassungen

Original

Länge:
2686 m, 98 min
Format:
35mm, 1:1.33
Bild/Ton:
s/w
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 13.01.1936, B.41207, Jugendfrei ab 14 Jahre

Aufführung:

Uraufführung (DE): 23.01.1936, Berlin, Ufa-Palast am Zoo

Prüffassung

Länge:
2702 m, 99 min
Format:
35mm, 1:1.33
Bild/Ton:
s/w
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 09.01.1940, B.53055, Jugendfrei ab 14 Jahre [Doppelprüfung]

Länge:
2602 m, 95 min
Format:
35mm, 1:1.33
Bild/Ton:
s/w
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 14.06.1950, 1434, Jugendfrei ab 16 Jahre;
FSK-Prüfung (DE): 03.06.1969, 1434a, Jugendfrei ab 16 Jahre

Länge:
2675 m, 98 min
Format:
35mm, 1:1.33
Bild/Ton:
s/w
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 22.01.1944, B.59793, Jugendfrei ab 14 Jahre [Doppelprüfung]