Inhalt
Die Neuverfilmung der gleichnamigen Serie (DDR, 1978) handelt von Tammi, einer trotzigen Teenagerin, die anstelle eines Urlaubs auf Formentera, der einer Influencerin würdig gewesen wäre, aufgrund des Todesfalls ihres Großvaters Jackel nun zu einem unverhofften Familientreffen in einem alten Freizeitpark muss, der das Erbe des Großvaters ist. Dort angekommen lernt sie ihre Tante Britta und deren Kinder Umbo und Keks kennen, mit denen zunächst keine Freundschaft zu entstehen scheint. Als während eines Gewitters drei Geisterbahnfiguren lebendig werden, verändert sich die Situation. Tammi denkt, sie könne die Geister dazu benutzen, aus der Einöde ohne Mobilfunk zu entfliehen, doch die Geister haben eigene Pläne. Als sie sich in die Erbschaftsstreitigkeiten einmischen und ebenfalls Anspruch auf den Park erheben, ist das Chaos vollkommen und nur die Kinder können es wieder eindämmen. Dabei bringen sie zudem die Familie wieder näher zusammen.
Kommentare
Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!
Jetzt anmelden oder registrieren und Kommentar schreiben.
„Jackels Rummel“ heißt der schon in die Jahre gekommene Freizeitpark, idyllisch an der Saale gelegen am Fuße des anhaltinischen Renaissanceschlosses. Jackel hat mit Lotti die Anlage betrieben. Beide steckten zusammen mit seiner Tochter Britta und deren beiden Kindern, der 13-jährigen Keks und dem 12-jährige Umbo, mitten in den Vorbereitungen zum 40-jährigen Jubiläum des Parks, das vor allem auch zur Versöhnung der beiden so ungleichen Schwestern, der 40-jährigen Britta und der um fünf Jahre jüngeren Simone, dienen sollte. Der überraschende Tod des 75-jährigen Gründers stellt die Nachfolgefrage nun vorzeitig.
Tammi, die mit Cousin Umbo und der reichlich neunmalklugen Cousine Keks nichts anfangen kann, sich von ihnen aber mit dem Riesenrad in schwindelige Höhen bugsieren lässt, dem einzigen Ort mit Handynetz, ist froh über die Entscheidung ihrer Mutter, den Park möglichst umgehend zu verkaufen. Doch Simone hat die Rechnung ohne den Geist ihres Vaters gemacht, der in das gescheckte und daher „Punktepony“ genannte Zirkuspferd gefahren ist und alles daransetzt, sein Lebenswerk über den eigenen Tod hinaus zu erhalten.
Tammi, ‘mal wieder auf Netzsuche im Dauer-Wettstreit um die meisten Follower, wird von einem Gewitter überrascht, vor dem sie ausgerechnet in den „Geist-Express“ flüchtet. Ein Stromkabel, das sich vom durch den Sturm gefällten Mast gelöst hat, folgt ihr schlangenartig in die Geisterbahn – und haucht der Hexe, dem Riesen und dem Rumpelstilzchen mit einem elektrischen Schlag Leben ein.
Das Trio kann sich unsichtbar machen und mischt mit diabolischer Freude nicht nur die Trauergesellschaft bei Jackels Beerdigung auf, sondern auch die im E-Porsche aufschlagende Investorin Dr. Sommerscheidt samt Mann und Kind. Und schließlich ganz Bernburg, weshalb der so selbstgewisse Ghostbuster Polizeiobermeister Schröder sogar das SEK anfordert. Doch nur Tammi, welche die Geister nach ihrer „Geburt“ als erste gesehen haben und daher für ihre Mutti halten, kann sie bändigen.
Weshalb Formentera warten muss: Die Live-Bilder vom Bernburger Chaos haben einen wahren Hype im Netz ausgelöst. Keks erkennt sogleich die kommerziellen Möglichkeiten für Jackels Rummel – mit einem Riesen, der ein Meister des Windes ist und jeden Sturm entfachen kann, mit einer Hexe, die jede Stimme imitieren und furchtbar schrill lachen kann, und einem Rumpelstilzchen, das über enorme telekinetische Fähigkeiten verfügt. Doch bis es zur großen Jubiläumsfeier mit allseitiger familiärer Versöhnung kommt, müssen noch einige Klippen umschifft werden unter dem Motto: Wunder gibt es immer wieder.
„Spuk unterm Riesenrad“ basiert auf der gleichnamigen Defa-Kinderserie von Günter Meyer und Claus-Ulrich Wiesner, die Ende der 1970er Jahre so erfolgreich im DDR-Fernsehen lief, dass die Babelsberger den Siebenteiler in einen Kino-Zweiteiler umwandelten. Das unter „Die Köbris“ firmierende Drehbuch-Duo hat die Geschichte nicht nur in unsere Gegenwart transponiert, sondern ihr auch einen Rahmen gegeben mit dem sich aus dem Off als ironischer Erzähler und Kommentator vernehmenden Geist des Verstorbenen. Der mit der Entwicklung seines Rummels zum zeitgemäßen, aber dennoch eher an längst vergangene „Plänterwald“-Zeiten erinnernden gemütlichen Monsterpark höchst zufrieden sein kann.
„Eine gute Geschichte sollte immer mit einer guten Temporunde beginnen“ lässt sich Jackel gleich zum turbulenten Auftakt vernehmen. Woran sich Regisseur Thomas Stuber gehalten hat mit seinem gerade auch sprachlich herrlich nostalgischen Spaß für die ganze Familie. Der abgesehen von den Rollen-Namen der Kinder, die in der Vorlage noch Geschwister waren, auch verschiedene Elemente der Originalserie aufgreift.
Pitt Herrmann