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Joseph und Sonya sind eng miteinander verbunden und ziehen gemeinsam ihren kleinen Sohn Pino groß. Joseph, ein Regisseur, arbeitet an einer neuen Filmidee und versucht gleichzeitig, die Trennung von seinem Ex-Freund Marc zu verarbeiten. Währenddessen kämpft Sonya zunehmend mit einer Depression, die sie immer mehr aus ihrem Alltag reißt. Als sie schließlich in eine Klinik eingewiesen wird, steht Joseph vor der Herausforderung, seinen Familienalltag zu meistern und gleichzeitig seine künstlerischen Ziele voranzutreiben.
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Während Joseph die bereits vor drei Jahren vollzogene Trennung von seinem Lebensgefährten Marc noch nicht verarbeitet hat, leidet Sonya unter Depressionen. Sie beschimpft alle, die ihr helfen wollen von der Nachbarin Alice „Liz“ über ihre Mutter Conny bis hin zu Joseph, der gerade auch von seinem Produzenten Gero unter Druck gesetzt wird. Der noch steigt, als Sonya in eine Klinik eingeliefert wird und er sich intensiver um seinen Sohn kümmern muss. Immerhin kann er sich auf seine Schwiegermutter Conny verlassen.
In Josephs neuem Filmprojekt geht es um einen Mann, der unter Automatonophobie leidet und Angst vor großen Statuen hat. Die schwedische Kunstlehrerin Elin soll ihm dafür ein entsprechendes Requisit gestalten: das überdimensionale 3-D-Kopf-Modell des Filmemachers. Doch das Drehbuch trifft beim Produzenten auf wenig Begeisterung und auch privat läufts bei Joseph nicht: sein Date mit dem Nacktmodell Dominik platzt trotz mehrfacher Anläufe am kleinen Pino, der sich übers Babyphone bemerkbar macht.
Dafür bringt der Italiener Massimo auf der Feier nach der Premiere des aktuellen Films von Joseph in der angesagten Berliner Paris-Bar alles aus dem Gleichgewicht einschließlich des lesbischen Schauspieler-Paars Alexandra und Sophie. Vom plötzlichen Wiedersehen zwischen Joseph und Marc einmal ganz abgesehen: „Wie nennt man einen traurigen Kaffee? – Depressivo.“ Immerhin wartet „Sad Jokes“ mit einem einigermaßen versöhnlichen Schluss auf: Sonya spielt mit Pino im Grünen, vom verträumt durchs Kantinenfenster der Klinik blickenden Joseph beobachtet…
In seinem zweiten Spielfilm vermischt Autor und Regisseur Fabian Stumm („Knochen und Namen“) unterschiedlichste Gefühlstonarten zu einer tragikomischen Reflexion der Wirklichkeit. „Sad Jokes“ kommt auf den ersten Blick wie ein typisch deutsches Befindlichkeits-Kammerspiel daher. Auf den zweiten geraten die zahlreichen Nebenschauplätze ins Blickfeld und die großartigen Schauspieler selbst in kleinsten Nebenrollen. Zu nennen etwa Anneke Kim Sarnau als Steffi, die Joseph auf dem Klinikflur trifft: eine Frau, die vom Baum gefallen ist und sich beide Arme gebrochen hat. Oder Tina Pfurr als Cosima, die Joseph sehr nahe kommen muss, um dessen Handy aus seiner Hose zu fischen, nachdem er sich die Finger an einem Automaten geklemmt hat.
„Sad Jokes“ ist absurd und banal, hoffnungsvoll und anrührend – und wie im wirklichen Leben alles auf einmal: Eine in Maßen tragische Komödie über queere Familienverhältnisse, über das Filmemachen und die Berliner Szene, nicht zuletzt inspiriert von der eigenen Biographie Fabian Stumms. Der Regisseur im Salzgeber-Presseheft: „Es ist ein Film über das Durchhalten. Über Wege, wie man sich um die Menschen kümmern kann, die man liebt, auch wenn man voneinander entfernt ist. Und über die Fähigkeit, zu verzeihen. Darüber, wie das Leben grausam, lustig, tröstlich und manchmal alles zur gleichen Zeit sein kann.“
Pitt Herrmann