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Bukarest 2005. Der junge deutsche Ingenieur Stefan kommt nach Rumänien, um eine neue Offsetmaschine in der Druckerei von Nicu Iorga einzurichten. Dort lernt er Brindusa kennen, die attraktive rumänische Dolmetscherin und Assistentin von Iorga, und verliebt sich in sie. Zwischen den beiden läuft alles bestens, wollen sie doch in Bukarest heiraten und dann in Deutschland leben. Stefans Eltern und seine Schwester kommen nach Bukarest, um an der Hochzeit teilzunehmen. Was Stefan nicht weiß, ist, dass Brindusa eine längere Beziehung mit Iorga hatte. Dieser will die Hochzeit mit allen Mitteln verhindern. So stellt er Stefans Leistungen bei der Einrichtung der Druckmaschinen in Frage und beginnt, Stefans Arbeit zu sabotieren.
Schlimmer noch, bei einem Essen kriegen sich Stefans Eltern mit Brindusas Vater, Herrn Herghelegiu, in die Wolle. Ein kulturell bedingtes Missgeschick folgt auf das nächste, und Brindusa ist nicht einmal zu Hause, um dolmetschen zu können, weil sie sich gerade mit Iorga auseinandersetzt. Am nächsten Vormittag, auf dem Standesamt, stellt Iorga Brindusa vor eine existenzielle Entscheidung.
Die Hauptrolle der Brindusa hat Regisseur Didi Danquart mit der überaus erfolgreichen deutsch-rumänischen Schauspielerin Alexandra Maria Lara besetzt, die hier zum ersten Mal nach vielen Jahren in ihre alte Heimat zurückkehrt und mit ihrem eigenen Vater, dem in Berlin lehrenden Schauspielprofessor Valentin Platareanu – im Film ihr Vater Herr Herghelegiu – zusammen auftritt. In "Offset" wird der Begriff "Heimat" in einem neuen Kontext hinterfragt.
Quelle: 57. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)
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„Offset“ ist als deutsche Produktion in der Tat anders. Das beginnt bei der Bildsprache: Kameramann Johann Feindt zeigt Bukarest, das einstige „Paris des Ostens“, in ungeschminkten Bildern. Man kann sich nach ihnen den bevorstehenden EU-Beitritt Rumäniens ebenso wenig vorstellen wie nach einer ganzen Reihe von Szenen, in denen die alte sozialistische Volksrepublik noch Bestand hat – das gilt für die Methoden der Betriebsführung in der Druckerei Noirprint wie für den Kasernenhofton der Mattka vom Standesamt.
Und setzt sich in der Besetzung fort. Für die Hauptdarstellerin Alexandra Maria Lara, am 12. November 1978 in Bukarest geboren, war es eine besondere Erfahrung, nach vielen Jahren in ihre alte Heimat Rumänien zurückzukehren und dort in der Rolle der Brindusa einen Film über eine Liebe zwischen den Kulturen zu drehen. Ihr Filmvater Herghelegiu wird von ihrem leiblichen Vater, Valentin Platareanu, verkörpert. Der heutige Professor für Schauspielkunst in Berlin war zusammen mit Frau und Tochter vor vielen Jahren aus Rumänien nach Deutschland gekommen.
Allerdings kann von Kultur-Clash nicht gesprochen werden. Das ist einige Nummern zu groß für einen wildgewordenen Balkan-Mafiosi, den der rumänische Star Razvan Vasilescu gleich in zwei albernen Showdowns verkörpern muss: Zum einen das Angebot Iorgas an Stefan, für viel Geld auf die Hochzeit zu verzichten - im Jeep, der ausgerechnet vor Ceausescus monströsem Palast kreist. Zum anderen der Selbstmord-Versuch auf dem Standesamt mit einem dann doch überraschenden Ende, das hier naturgemäß nicht verraten wird.
Und schon gar zu groß für die Klischee-Familie Fischer aus Ostwestfalen, die zur Hochzeit des Sohnes von Paderborn abhebt: Katharina Thalbach gibt die Mama Heidi als die Inkarnation von dreister Boshaftigkeit und Manfred Zapatka den geprügelten Hund, der im Schatten dieser Gattin vergeblich um Ausgleich bemüht ist, etwa beim liebenswerten Schöngeist Herghelegiu.
Pitt Herrmann