Ich bin meine eigene Frau

Deutschland 1991/1992 Dokumentarfilm

Inhalt

Rosa von Praunheims Porträt des Transvestiten Charlotte von Mahlsdorf erzählt in einer Mischung aus Dokumentar- und Spielfilm auch die Geschichte der deutschen Transvestiten zwischen Jahrhundertwende und Mauerfall: 1928 als Lothar Berfelde geboren, wächst Charlotte in der Zeit des Nationalsozialismus auf, findet Verständnis nur bei der lesbischen Tante. Der Vater ist ein herrischer, gewalttätiger Mann, und als er die ganze Familie bedroht, erschlägt Charlotte ihn. Sie kommt in die Psychiatrie, ins Jugendgefängnis, und entkommt kurz vor Kriegsende einem Erschießungskommando der SS. Nach dem Krieg restauriert sie ein Schloss, errichtet in Mahlsdorf, einem Vorort Berlins, das einzige Privatmuseum der DDR, das ganz im Stil der Gründerzeit eingerichtet ist. Als einziger bekannter Transvestit der DDR wird sie auch dort schikaniert und bleibt selbst im wiedervereinten Deutschland, wo ihr das Bundesverdienstkreuz verliehen wird, eine Außenseiterin.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Meine weibliche Zurückhaltung hat mich vor manchem Ungemach bewahrt“: Wer diese Berliner Institution Charlotte von Mahlsdorf (1926 – 2002) nicht mehr persönlich kennenlernen durfte, dem kommt „Charlottchen“ in Rosa von Praunheims höchst authentischer semidokumentarischer Mischung aus Spielszenen, Interviews und Erzählungen sehr „spanisch“ vor: ein alter Mann in Frauenkleidern, genauer gesagt: im Hausfrauenkittel, der sich mit entwaffnender Offenheit und ebensolcher Liebenswürdigkeit in der (Ost-) Berliner Öffentlichkeit zu seinem weiblichen Innenleben bekennt. Ein Transvestit, der bewusst den Schritt zum Transsexuellen, zur chirurgischen Geschlechtsumwandlung, nicht gegangen ist.

„Ja, Jungchen, so wie du das jetzt gespielt hast, habe ich das wirklich erlebt“: Charlotte kommentiert die Spielfilmszenen mit Ichgola Androgyn als Junge und Dens Taschner als Erwachsener unmittelbar in Lorenz Haarmanns Kamera. Rosa von Praunheims Film ist ein Zeitdokument aus dem Jahre 1992. Im Abspann wird die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes durch den damaligen Berliner Kultursenator Ulrich Roloff-Momin gezeigt. So entsteht ein völlig falscher Eindruck von Harmonie in der wiedervereinten deutschen Hauptstadt.

Das Gegenteil ist der Fall: Nach rechtsradikalen Übergriffen will Charlotte sich mit ihren engsten Mitarbeiterinnen ins schwedische Exil begeben und hat dem Berliner Senat ihr Gründerzeitmuseum zum Kauf angeboten. Der aber gibt nur Geld für die Sanierung des Gartens, sodass noch nicht einmal die überfällige Dachreparatur finanziert werden kann. Die Mittel der staatlichen Repression sind sublimer geworden, verstecken sich hinter juristischen Paragrafen.

Die Politik hat es Charlotte nicht gedankt, dass sie durch ihr Beharrungsvermögen und harte körperliche Arbeit in der unmittelbaren Nachkriegszeit das Kleinod Schloss Friedrichsfelde vor der endgültigen Zerstörung rettete. Und das Museum mit dem Original-Interieur der Kultkneipe „Mulack-Ritze“ aus dem Scheunenviertel? Wird nach Charlottes Tod von einer privaten Stiftung geführt. Zu den Mitwirkenden der Dokufiction gehört mit Heiner Carow der Regisseur des ersten Defa-Films zum Thema Homosexualität, „Coming out“ aus dem Jahre 1989.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Drehbuch-Mitarbeit

Kamera-Assistenz

Material-Assistenz

Licht

Ausstattung

Kostüme

Schnitt

Mitwirkung

Produzent

Co-Produzent

Herstellungsleitung

Produktionsleitung

Geschäftsführung

Dreharbeiten

    • Dezember 1991 - Juni 1992: Mahlsdorf, Friedrichsfelde, Berlin [bis Sommer]
Länge:
2584 m, 94 min
Format:
16mm - Blow-Up 35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
Eastmancolor
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 11.11.1992, 68739, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 31.10.1992, Hof, Internationale Filmtage;
Kinostart (DE): 12.11.1992;
TV-Erstsendung (DE): 12.01.1994, Hessen 3

Titel

  • Originaltitel (DE) Ich bin meine eigene Frau

Fassungen

Original

Länge:
2584 m, 94 min
Format:
16mm - Blow-Up 35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
Eastmancolor
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 11.11.1992, 68739, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 31.10.1992, Hof, Internationale Filmtage;
Kinostart (DE): 12.11.1992;
TV-Erstsendung (DE): 12.01.1994, Hessen 3

Auszeichnungen

IFF Rotterdam 1993
  • FIPRESCI-Preis
FBW 1992
  • Prädikat: Wertvoll