Inhalt
Bundeswehrhauptmann Andreas Kreutzer desertiert und setzt sich Richtung Dänemark ab. In Puttgarden wird er allerdings schon von zwei Feldjägern erwartet, die ihn in den Zug zurück nach München geleiten. Unterwegs steigen die zwei Bankräuber Ross und Schweiger ein. Sie fühlen sich durch die Soldaten bedroht und erschießen sie. Als der Zug stoppt, flüchtet Kreutzer notgedrungen mit den beiden Gangstern. Schweiger wird erschossen, und Kreutzer findet sich in einer skurillen Schicksalsgemeinschaft mit Ross wieder.
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Im gleichen Zug kreuzt sich diese Geschichte mit einer zweiten: Ross und Schweiger haben einen perfekten Banküberfall begangen und sind mit der Beute auf der Flucht – absichtsvoll in einem öffentlichen Verkehrsmittel. Aus einem Missverständnis heraus erschießt der sadistisch veranlagte Schweiger die beiden Feldjäger und befreit so – ganz nebenbei – den Hauptmann. Der ist nun auf Gedeih und Verderb mit den beiden Bankräubern verbunden.
Die Bundeswehr vermutet gedungene Profi-Killer, die den Doppelmord begangen haben, um
Kreutzer zu befreien. Wahrscheinlich angeheuert von einem östlichen Nachrichtendienst,
obwohl der Hauptmann nicht als Geheimnisträger geführt wird. Die Armee leitet eine Großaktion ein, der Schweiger zum Opfer fällt. Kreutzer und Ross aber schlüpfen durch das engmaschige Netz der Verfolger – auf abenteuerliche Weise. Es geht, rasant geschnitten von Thea Eymesz, im wörtlichen Sinn über Stock und Stein, spektakulärer Höhepunkt der Flucht – und des ganzen 94-minütigen Films – ist eine mit subjektiver Kamera gedrehte atemberaubende Talfahrt aus einem verlassenen Steinbruch mit einer ausgemusterten und daher nicht mehr bremsbaren Bergbau-Lore.
Der Gangster und der Deserteur überlegen nach gelungener Flucht, wie sie unauffällig ins bürgerliche Leben zurückkehren können. Ross ist mit der stattlichen Beute aus dem Banküberfall fein ‘raus, bei Kreutzer ist die Sache komplizierter: Mit viel Geschick muss er nachträglich den Beweis erbringen, dass nur einer der Bankräuber für den Tod der beiden Feldjäger in Frage kommt. Wie er das anstellt, gehört zu den ganz wenigen krimireifen Szenen eines Films zwischen Baum und Borke, zwischen ernst zu nehmendem Kriminalfall und unterhaltsamer Krimi-Groteske. Am versöhnlichen Ende, das darf verraten werden, gelingt Kreutzers Coup und er kehrt – offiziell sehr geknickt und reumütig – zu seiner Einheit wie zu seiner Familie zurück.
„Kreutzer“, am 26. Juni 1977 als „verblüffend stimmiger Horrorkrimi“ in der Tradition Fritz Langs auf der Berlinale uraufgeführt, lebt nicht so sehr von der Spannung, wie man sie bei einem Krimi erwartet. In seinem ersten großen Kinofilm stellt Klaus Emmerich zusammen mit seinem Kameramann Frank Brühne die abenteuerliche Flucht des ungleichen Paares Ross-Kreutzer in den Mittelpunkt – angereichert mit Graffiti-Elementen und grandiosen Landschaftsaufnahmen, die mehrfach an die Morgennebel- und Sonnenuntergangs-Gemälde des Romantikers Caspar David Friedrich erinnern.
Pitt Herrmann