Goldene Zeiten

Deutschland 2004/2005 Spielfilm

Inhalt

Der halbseidene "Event-Manager" Ingo erschleicht sich den prestigeträchtigen Auftrag, eine Wohltätigkeitsveranstaltung für den Golfclub einer Ruhrpott-Kleinstadt zu organisieren. Als "Promi" lässt er den abgehalfterten Hollywoodschauspieler Douglas Burnett einfliegen. Zunächst ist der provinzielle Geldadel schwer beeindruckt von dem großspurigen "Superstar" aus Amerika. Nun muss es Ingo nur noch gelingen, den schönen Schein aufrecht zu erhalten, bis die große Gala vorbei ist. Das ist jedoch angesichts Burnetts exzessiven und dekadenten Lebensstils nicht gerade einfach...

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Big time Hollywood is small town Unna. Film-Knarre trifft auf reale Currywurst, als der große US-Serienstar Douglas Burnett (US-Serienstar Dirk Benedict) seinen Fuß in die kleine Ruhr-Stadt bei Dortmund setzt. Ein bisschen von dem etwas angestaubten Sternenglanz als legendärer Actionheld John Striker soll Burnett bei einem Charity-Golfturnier verstreuen. Und das auch noch zu einem noblen Zweck: Der Erlös kommt einem rumänischen Heim für leukämiekranke Kinder zugute, so zumindest die offizielle Verlautbarung des Clubpräsidenten Jürgen Matthies. Der bildet mit seinem unbedarften Schatzmeister Dieter Kettwig und dem sympathischen Loser Ingo am Flughafen das Empfangskomitee und bekommt schon beim Mittagessen einen ersten Eindruck von Burnetts Publikumswirksamkeit und Strikers smartem Motto: „You can run but you can’t hide!“

Ingo verfrachtet den angeblichen US-Star in eine bescheidene Kleinstadtpension, denn wer in Wahrheit als Halbglatzenträger Horst Müller eine Zwei-Raun-Wohnung im beschaulichen Kornwestheim bewohnt, der braucht als Aushilfs-Promi kein Zimmer im Grand Hotel. „Doug“ Burnett sieht das allerdings ganz anders und mobilisiert mit Hilfe der örtlichen Presse die Fans. Der Lohn: Die Präsidentensuite in der Fünf-Sterne-Nobelherberge. Matthies, der von alldem nichts ahnt, genießt derweil mit seiner Geliebten Jasmin ein Schäferstündchen. Das ihm naturgemäß seine langjährige und immer wieder operativ auf den neuesten Stand gebrachte Gattin Francesca (überdrehte Tatjana Gsell-Parodie: Birgit Stein) missgönnt und ihm daher usbekische Auftragskiller auf den Leib hetzt.

Auch beim Ortstermin auf dem Golfplatz läuft nicht alles wie geplant. Bauer Buschschulte, dem das Areal des Clubs gehört, hat die Nase voll von säumigen Pächtern, droht Matthies samt seinen neureichen Kunden mit Rausschmiss und sorgt nebenbei dafür, dass Ingo den Mercedes seines Chefs Charly ungebremst in einen Holzstapel rammt. Letzterer weilt gerade auf seiner Yacht in südlichen Gefilden und vögelt Ingos Freundin, sodass der Sportwagen rasch in Mark Kampmanns Werkstatt verfrachtet werden kann. Mark wiederum steckt bis über beide Ohren in der Klemme, hat doch Zuhälter Bullet Harry samt dem von Mark getunten Ludenporsche bei flottem Tempo die Bodenhaftung verloren. Jetzt steht er vor einem Trümmerhaufen und muss sich schleunigst etwas einfallen lassen, um Harry, den „Paten von Unna“, nicht noch mehr zu verärgern. Trotzdem kann Ingo Mark dazu überreden, Charlys Benz so schnell wie möglich wieder auf Vordermann zu bringen.

Doch schon droht von ganz anderer Seite neue Ungemach: Müllers alias Burnetts exzentrische Extratouren per Hochprozentigem und drallen Girls versucht Ingo, ganz kosmopolitischer Event-Assistent, mit usbekischen Bodyguards im Zaum zu halten. Zu spät: In der Hotellobby macht Burnett zufällig die Bekanntschaft des „golfenden Schauspielers“ Mischa Hahn, der in dem smarten Hollywood-Star einen Seelenverwandten zu erkennen glaubt. Nicht zuletzt deshalb läuft die ganze Sache Gefahr, endgültig aufzufliegen. Ingo scheint die Situation immer mehr zu entgleiten – auch wenn die pompöse Eröffnung des Golfturniers wider Erwarten ohne Komplikationen abläuft. Bauer Buschschultes simultanes Jauche-Versprühen erklärt der gewiefte Matthies kurzerhand mit der „naturfreundlichen“ Lage des Golfgeländes.

Nach Abschluss des ersten Turniertages wird es Zeit, ein Fass aufzumachen. Douglas lässt es in seiner Hotelsuite mit drei Nutten, Mischa Hahn, Jürgen Matthies und einer Portion „kolumbianischen Marschpulvers“ mächtig krachen. Als auch Mark Kampmann eine einmalige PR-Gelegenheit für sich nutzen will und den großen Doug Burnett vor der wartenden Fotografenmeute in einer seiner Tuning-Karren fahren lässt, geht das erwartungsgemäß schief. Burnett setzt den Boliden durch die Glasscheibe mitten ins Foyer der Nobelherberge. Kurz darauf kommen die usbekischen Muskelmänner als Babysitter für Doug zum Zug, denn Ingo freut sich auf das heißersehnte Date mit dem desillusionierten Chart-Sternchen Melanie. Doch was wie ein netter Abend mit einer Traumprinzessin beginnt, endet als mörderischer Alptraum, in dem ein falscher Hollywoodstar die Besinnung, sowie ein wütender Bauer und eine unschuldige Edelnutte alles verlieren...

Nach „Boom Bang Bang“ und „Was nicht passt, wird passend gemacht“ serviert Peter Thorwarth nun mit „Goldene Zeiten“ den Schlussteil seiner kultigen Unna-Trilogie, in welcher der 34 Jahre zuvor in Unna geborene Regisseur wieder rauere, härtere Töne anschlägt. Denn Thorwarths Themen kreisen diesmal um geplatzte Börsenträume, um Korruption und Gewalt, um Prostitution und Totschlag. Mit tiefschwarzem Humor und eindrucksvollen Bildern Jan Fehses schildert er eine völlig kaputte Gesellschaft, in der Schein alles und Sein nichts mehr bedeutet. Neben witzigen Kurzauftritten von Ex-„Kommissar Rex“ Gedeon Burkhardt über Lucas Gregorowicz und Bernd Herzsprung bis hin zu „Klimbim“-Nudel Ingrid Steeger dürfen sich auch „Bang Boom Bang“-Fans auf ein Wiedersehen mit alten Bekannten freuen.

An diesem Kultfilm oder gar „Theo gegen den Rest der Welt“ kommt Peter Thorwarts am 19. Dezember 2014 vom Privatsender Tele 5 erstausgestrahlter Streifen beileibe nicht heran. Weil er einen zum Scheitern verurteilten Spagat versucht: Auf der einen Seite Revier-Kult und wunderbar leicht ironischer Ruhrpott-Ulk, auf der anderen Seite durchaus ernst gemeinte Anklänge an das US-Kino Quentin Tarantinos („Pulp Fiction“). Sechs Leichen pflastern Ingos chaotischen Weg. Statt in der großen weiten Welt landet der Event-Manager am Ende wieder bei Muttern im Siedlungshäuschen und träumt vom kleinbürgerlichen Glück an der Seite Melanies. Die hat vom Glamour der Metropolen die Nase voll und genießt stattdessen die Landluft und Ruhe im elterlichen Schrebergarten...

Pitt Herrmann

Credits

Kamera

Darsteller

Alle Credits

Script

Kamera

Kamera-Assistenz

Standfotos

Kamera-Bühne

Szenenbild

Kostüme

Schnitt-Assistenz

Ton-Schnitt

Geräusche

Mischung

Spezialeffekte

Darsteller

Line Producer

Produktionsleitung

Dreharbeiten

    • 31.08.2004 - 25.10.2004: Dortmund, Unna und Umgebung, Mallorca
Länge:
3664 m, 134 min
Format:
35mm, Scope
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Aufführung:

Uraufführung: 14.01.2006, Unna, Filmcenter;
Kinostart (DE): 26.01.2006

Titel

  • Originaltitel (DE) Goldene Zeiten
  • Arbeitstitel (DE) Eingelocht!

Fassungen

Original

Länge:
3664 m, 134 min
Format:
35mm, Scope
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Aufführung:

Uraufführung: 14.01.2006, Unna, Filmcenter;
Kinostart (DE): 26.01.2006