Die Zwillinge

DDR 1973 TV-Film

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Heinz17herne
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„Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen“ trällert Rolf Ludwig, hier Goethes „Faust“ zitierend, zum Auftakt des 85-minütigen Lustspielfilms von Franz Freitag (Szenarium) und Hubert Hoelzke (Buch und Regie), um wenig später die staatliche Planwirtschaft aufs Korn zu nehmen: „Was du wolltest, hast du nicht bekommen. Der Weg zum Weltniveau ist nun mal steil…“ Die von Rolf Zimmermann musikalisch unterlegte und am 27. November 1973 im Fernsehen der DDR erstausgestrahlte Komödie (PL Fritz Delp) gehört zu den auf den ersten Blick völlig harmlosen, dabei aber nicht zufällig höchst prominent besetzten Adlershofer Unterhaltungsproduktionen zum Dampfablassen des TV-Publikums über das alltägliche Hindernisrennen in der sozialistischen Mangelwirtschaft.

Als der Schriftsteller Steffen Bredow (Rolf Ludwig), dessen populäre, in exotischen Milieus angesiedelten Kriminalromane wie zuletzt „Bankraub in Nizza“ unter dem Pseudonym Jackie Steffen erscheinen, seinen Zwillingsbruder Georg Bredow (naturgemäß auch Rolf Ludwig) im Chefbüro eines Kaufhauses (Kameramann Winfried Kleist drehte im Leipziger Centrum-Warenhaus der staatlichen Handelsorganisation HO) besucht, leben alte Geschichten wieder auf. Wie die der Verwechslung durch den eigenen Vater: hatte der eine Mist gebaut, bekam der andere unverdienterweise die Prügel ab.

Eine gewisse Rivalität zwischen Ökonomie und Phantasie ist bis heute geblieben. Nachdem es nicht bei einem Cognac aus dem Bückwaren-Schrank geblieben ist, beschließen die beiden einen befristeten Rollentausch: der Warenhausdirektor Georg verwandelt sich mit Sonnenbrille und Bart in den Schriftsteller mit der Verpflichtung, nach einer Woche mindestens einen druckreifen Text verfasst zu haben. Während Steffen nach einem Jackentausch auf dem Chefsessel Platz nimmt mit der Versicherung, binnen der gleichen Zeit dafür zu sorgen, dass sich der Umsatz des Warenhauses um drei Prozent erhöht.

Die Verwirrung bei der Chefsekretärin Christa Ebbinghorst (Micaëla Kreißler) ist groß über den hosenträgerlosen Nichtraucher, der sogleich mit ihr anbändelt. Dabei hat der verheiratete Direktor doch gerade erst mit der attraktiven Blondine Schluss gemacht! Georg, von der Spielwaren-Verkäuferin Mia Mögel (Iris Bohnau) als ihr Lieblings-Krimiautor erkannt, muss sich einiges anhören über den nur „Rechenmaschine“ genannten Direktor, welcher nur die Finanzen im Blick habe und nicht die Mitarbeiter. Sogleich wird er verpflichtet, als Ehrengast einer Brigadeversammlung über sein literarisches Schaffen zu berichten. Und muss später bei Mia zu Gast im dritten Stock des Junggesellenheims weitere unbequeme Wahrheiten („Hauptsache Planerfüllung“) zur Kenntnis nehmen: „Arbeiten, die nichts nützen, sind nicht mein Fall.“

Beim ersten Rundgang durch „seinen“ Einkaufstempel erfährt Steffen vom Technischen Direktor Heinz Gruppe (Friedhelm Eberle), dass der längst überfällige neue Lastenaufzug wieder nicht genehmigt worden ist. Und von der Verkäuferin Helga Sammten (Ingeborg Krabbe), dass sie als Mutter dreier Kinder seit drei Monaten keinen gesetzlich vorgeschriebenen Haushaltstag genehmigt bekommen hat. Lagerleiter Albert Knuller (Kurt Radeke) schließlich klagt über unverkäufliche Ladenhüter, die den Raum für neue Waren besetzen: elektrische Warmwasserspeicher fehlen, elektrische Zahnbürsten sind dagegen massenweise vorhanden.

Steffen setzt Bunt (Roman Silberstein), den Leiter der Deko-Abteilung, daran, das Haus mit Kunst-Reproduktionen attraktiver zu gestalten und Raum zu schaffen für den Ausverkauf der Ladenhüter unter dem Motto „Jahres-Extra-Knüller“ mit einem Preisrabatt zwischen 30 und 50 Prozent. Was den Hauptbuchhalter Munze (Herbert Köfer) auf die Palme bringt. Nie gekannte Eigeninitiative zeigt die Abteilung „Phantasie“ auch bei der Modenschau des Volkseigenen Betriebes Miederwaren: Steffen vereinbart mit dem VEB-Direktor Marmel (Gerhard Vogt) eine Sonderlieferung aus seiner Sicht besonders attraktiver Produkte, weshalb sich die Leiterin Einkauf, Ilse Manning (Evamaria Bath), übergangen fühlt und kündigt.

Auch andere Abteilungsleiter (Fred-Arthur Geppert) beklagen sich über die unorthodoxen Methoden des Direktors beim BGL-Vorsitzenden Recht (Gert Gütschow). Der Gewerkschafter erkennt die Entscheidung, Haushaltstage grundsätzlich zu genehmigen, zwar als menschenfreundlich an, kritisiert aber das Chaos in den Abteilungen, nachdem 22 Frauen gleichzeitig daheim geblieben sind und demnächst auch noch die Öffnungszeit bis 20 Uhr ausgeweitet werden soll. Als der Sicherheitsbeauftragte (Wilhelm Gröhl) eine Kundin (Gisela Graupner) als Diebin überführt, rechtfertigt sich diese frech, der Personalmangel in der Damenabteilung habe sie dazu verführt.

Gerade hat Steffen noch einen theaterreifen Coup gelandet und dem Warenhaus-Generaldirektor Beißer (Rolf Hoppe) einen neuen Lastenaufzug abgetrotzt, indem er ihn am eigenen Körper spüren ließ, wie notwendig dieser gerade für die Möbelabteilung ist. Nun ist der Erfolgsschriftsteller bereits nach zwei Tagen mit seinem Latein am Ende – und übergibt das Chefbüro reumütig wieder seinem Bruder Georg. Nicht jedoch die Chefsekretärin – die hat durchaus Gefallen an den Avancen des phantasievollen Junggesellen gefunden…

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Aufführung:

Uraufführung (DD): 27.11.1973, DDR-TV

Titel

  • Originaltitel (DD) Die Zwillinge

Fassungen

Original

Aufführung:

Uraufführung (DD): 27.11.1973, DDR-TV