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Die wenigsten Gäste namhafter Berliner Nobelhotels haben eine Vorstellung davon, welche Reise die frischen Laken und Handtücher in ihrem Zimmer hinter sich haben, wenn sie jeden Morgen gegen die angefallene Schmutzwäsche ausgewechselt werden. Ein Dutzend Lastwagen pendelt täglich zwischen Berlin und der polnischen Kleinstadt Gryfino hin und her. Dort steht, gleich neben dem Kraftwerk, von dem der heiße Dampf bezogen wird, die deutsche Wäscherei »Fliegel«. 400 polnische Mitarbeiter sorgen hier zu niedrigen Löhnen und rund um die Uhr dafür, dass die Container aus Berlin innerhalb von 24 Stunden, mit sauberer Wäsche gefüllt, zurück in der deutschen Hauptstadt sind.
Dies ist eine Geschichte über Arbeit, die ausgewandert ist, und über die Menschen, die sie Tag für Tag erledigen. Drei Generationen von Frauen, ein gemeinsamer, bescheidener Traum: privates Glück, ein eigenes Haus, eine Familie. Und der Wunsch, dass es den Kindern einmal besser gehen soll. Fünf Jahre nach dem Beitritt Polens zur Europäischen Union ist die Grenze nach Deutschland zwar offen, aber die schöne Welt der Berliner Fünf-Sterne- Hotels ist immer noch ein gutes Stück entfernt.
Regisseur Hans-Christian Schmid: "[Hier] stehen zwei polnische Familien im Vordergrund, die versuchen, sich in der komplizierten Arbeitswelt eines vereinten Europas zurechtzufinden, in dem zwar die Grenzen gefallen sind, in dem aber gleichzeitig jedem Arbeitsplatz, der in Deutschland verloren geht und dafür im Ausland entsteht, nachgetrauert wird. Herr Wiesemann, der Geschäftsführer von ′Fliegel-Textilservice′, sagt auf den Vorwurf, er nehme den Deutschen durch die billigen Arbeiter in Polen Arbeitsplätze weg: ′Ich lasse nicht in Polen waschen, sondern in Europa′."
Quelle: 59. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)
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