Die beste aller Welten

Deutschland Österreich 2016/2017 Spielfilm

Inhalt

Der siebenjährige Adrian wächst in Salzburg auf. Seine junge Mutter Helga und ihr Freund sind heroinabhängig, der leibliche Vater starb bereits vor seiner Geburt. Helga liebt ihren Sohn über alles. Sie ist zerrissen zwischen ihrem Vorsatz, die bestmögliche Mutter für ihren Sohn zu sein, und dem Zwang, ihrer inneren Leere mit Drogenkonsum zu begegnen. In dieser Welt ist Existenznot der Normalzustand. Das wenige zur Verfügung stehende Geld wird für Heroin ausgeben, und obwohl Adrians Mutter immer wieder versucht, von den Drogen loszukommen, verliert sie den Kampf regelmäßig.

Für den kleinen Adrian ist auch das alles Alltag. Seine Welt ist voller Abenteuer und Erlebnisse, er genießt eine glückliche Kindheit. Dass dieses Glück kein harmloses Idyll ist, versteht sich von selbst. Als Helga sich der Sucht stellt und eine Entziehungskur macht, bedeutet das auch, dass sie das Sorgerecht für ihren Sohn, zumindest vorläufig, an das Jugendamt abtritt. Eine große Liebe vor einer noch viel größeren Prüfung.

Quelle: 67. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)

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Heinz17herne
Heinz17herne
Österreich im Jahr 1998, also in der Zeit, als noch mit Schilling und Groschen bezahlt wurde. Adrian, dessen Vater bereits vor seiner Geburt starb, ist sieben Jahre jung. Der Stadtrand von Salzburg ist für den Schüler ein großes und aufregendes Abenteuerland. Mit seiner jungen Mutter Helga Wachter, die ihm bei besonderen Anlässen einen „Zaubertrank“ zubereitet, verbringt er viel Zeit draußen an der Salzach – und überhaupt im Grünen. Ihm wird es so schnell nicht fad, auch weil in der mit Decken verhängten Erdgeschosswohnung, in der Helgas Lebensgefährte Günter Goiginger und ihre anderen Freunde über den Balkon ein- und ausgehen wie sie wollen, immer etwas los ist.

Was etwa für Klaus und Gabi, die gutbürgerlichen Eltern von Adrians Klassenkameradin Martina, die seinen Geburtstag in der notdürftig aufgeräumten Wohnung mit leckerer selbstgebackener Torte Helgas feiern, kaum vorstellbar erscheint, ist für „Mausi“ Adrian alltägliche Normalität: seine heroinabhängige Mutter und ihre Freunde feiern immer wieder euphorisch wilde Partys bei ihnen daheim oder am Lagerfeuer draußen am Fluss, weshalb sie dann stets anderntags sehr müde sind – und den halben Tag verschlafen. So muss Adrian häufig genug selbst dafür sorgen, pünktlich zur Schule zu kommen.

Helga liebt ihren Mausi über alles und verteidigt ihn selbst im drogenbedingten Dämmerzustand wie eine Furie, wenn ihm verantwortungslose Gesellen wie der bekiffte und dazu noch betrunkene Michael, der nur „der Grieche“ genannte Dealer, zu nahe kommen, um ihn mit Wodka abzufüllen. Zwischen ihrem festen Vorsatz, die bestmögliche Mutter für ihren Sohn zu sein, und dem Zwang, ihrer inneren Leere mit Drogenkonsum zu begegnen, zerrissen kann sie Adrian nicht viel bieten, was in der Welt auch schon unter Schulkindern zählt. Existenznot ist ihr Normalzustand, weil das wenige Geld, dass sie als Würstelbuden-Verkäuferin am Ferdinand-Hanusch-Platz in der Salzburger Innenstadt verdient, für Heroin ausgegeben wird.

„Sucht is wenn ma wos hot und des donn unbedingt wieder hobn muas“: Dabei weiß sich der fantasiebegabte, einfallsreiche Junge von seiner Mutter geliebt, zumal sie ihm viele Freiräume gestattet. Was Helga einen für sie durchaus brisanten Termin bei Mausis Schuldirektorin einbringt: Adrian hat Schweizer Kracher auf dem Schulhof gezündet, um sich einmal auch vor seinen Klassenkameraden beweisen zu können. Die Folge: entweder Anzeige bei der Polizei oder schulische Nachmittagsbetreuung für Mausi. „Wegen Dir ist meine Kindheit im Arsch“: Da kann er sich noch so sträuben, gegen die Jugendfürsorge ist der Hort immer noch die bessere Alternative.

Und wenn es mal ganz arg kommt, träumt er sich in die beste aller Welten. Ronan ist der tapfere, sich todesmutig für das Gute schlagende Held seiner auch zu Papier gebrachten Fantasygeschichte, aus der Adrian ab und an seiner Mutter und ihren Freunden vorliest und dafür dann an der Gösser-Bierdose nippen darf. Adrians Mutter scheitert immer wieder an Selbstversuchen, von den Drogen loszukommen. Adrian wird Zeuge, welch fatale Wirkung Kalter Entzug auf seine Mutter hat. Für den es nicht wirklich eine Alternative gibt: der Amtsarzt kann ihr nur Substitutionsmittel verschreiben oder einen Therapieplatz verschaffen. Beim medizinisch begleiteten, langwierigen Entzug müsste sie freilich auf ihr über alles geliebtes Kind verzichten – und dem im Übrigen sehr verständnisvollen Thomas Hütter vom Jugendamt übergeben, der regelmäßig auf der Matte steht, um die Umstände, in denen Adrian bei seiner abhängigen Mutter lebt, zu überprüfen.

Helga ist nach einer Drogenparty einige Tage nicht zur Arbeit gekommen und ihren Job los. Verzweifelt bemüht sie sich um eine neue Arbeit, während Mausi als Flaschensammler auf Pfandgroschen aus ist. Als der „Grieche“ an einer Überdosis in der Wohnung stirbt, macht sich Günter, der sich bisher immer als Adrians Stiefvater gefühlt hat, aus dem Staub. Helga weiß, dass sie clean werden muss, wenn sie Adrian nicht verlieren will. Da taucht wie aus dem Nichts Berni (Reinhold Moritz) auf, ein früherer Junkie und alter Freund. Er ist in der Fremde nicht nur clean, sondern auch zum überzeugten Christen geworden: „Der Friede des Herrn ist geiler als jeder Schuss.“ Es braucht aber noch einen finalen Knalleffekt, bevor Helga auf Bernis Angebot eingeht…

Adrian Goigingers Langfilm-Regiedebüt ist die auf Salzburgisch mit deutschen Untertiteln erzählte Geschichte seiner eigenen Kindheit – eine berührende, ja ergreifende Hommage an die „beste Mutter der Welt“, die 2012 im Alter von nur 39 Jahren starb. Im Nachspann erfahren wir, dass nicht nur Helga, sondern auch Günter erfolgreich eine Entziehungskur absolviert und anschließend geheiratet haben. Sodass Adrian (Jahrgang 1991), der danach noch zwei Halbgeschwister bekam, Günters Nachnamen Goiginger trägt.

Der Autor und Regisseur im Presseheft: „Salzburg, meine Heimatstadt, ist international bekannt für ihre Festspiele, Mozart und die schöne Altstadt. Dass es seit Jahrzehnten eine große - und nicht kleiner werdende - Drogenszene am Stadtrand gibt, wird von den Einwohnern und der Politik ignoriert oder vertuscht. Die authentische Darstellung der Drogenszene der 90er Jahre war eine große Herzensangelegenheit für mich. Diesen Junkies, Dealern, Kleinkriminellen und Arbeitslosen möchte ich mit meinem Film eine Stimme geben und sie nicht als abstoßend, sondern als normale Menschen zeigen, die ihre Trauer und Depression durch Drogen betäuben. Ein Kind muss keinen Reichtum haben, keine Spielsachen, kein gesundes Essen, sondern nur eines: Liebe.“

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

Drehbuch

Szenenbild

Ausstattung

Maske

Kostüme

Schnitt

Ton-Design

Casting

Darsteller

Ausführender Produzent

Erstverleih

Dreharbeiten

    • 20.04.2016 - 25.05.2016: Salzburg, Baden-Württemberg
Länge:
103 min
Format:
DCP, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Aufführung:

Uraufführung (DE): 11.02.2017, Berlin, IFF - Perspektive Deutsches Kino;
Kinostart (DE): 28.09.2017

Titel

  • Originaltitel (DE) Die beste aller Welten

Fassungen

Original

Länge:
103 min
Format:
DCP, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Aufführung:

Uraufführung (DE): 11.02.2017, Berlin, IFF - Perspektive Deutsches Kino;
Kinostart (DE): 28.09.2017

Auszeichnungen

Filmstiftung NRW Schnitt Preis 2018
  • Filmstiftung NRW Schnitt Preis
Österreichischer Filmpreis 2018
  • Österreichischer Filmpreis, Bestes Drehbuch
  • Österreichischer Filmpreis, Beste Regie
  • Österreichischer Filmpreis, Beste männliche Nebenrolle
  • Österreichischer Filmpreis, Beste weibliche Darstellerin
  • Österreichischer Filmpreis, Bester Spielfilm
Bayerischer Filmpreis 2018
  • Beste Nachwuchsdarstellerin
  • Nachwuchsregie-Preis
FIRST STEPS Awards 2017
  • FIRST STEPS Award, Abendfüllende Spielfilme
FBW 2017
  • Prädikat: besonders wertvoll
Filmkunstfest MV 2017
  • Publikumspreis
  • NDR-Regiepreis
Berlinale 2017
  • Kompass-Perspektive-Förderpreis
Internationales Filmfestival Moskau 2017
  • Schauspielpreis
Diagonale 2017
  • Diagonale-Preis, Bestes Szenenbild Spielfilm
  • Publikumspreis