Der Mann

DDR 1974/1975 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Ein Mann entsteigt dem Zug aus Stralsund und schlendert durch Rostock. Freut sich über das viele Grün und die bunten Blumeninseln darin, lächelt – kleiner Gag der Regie – sich durch die Schaufensterscheibe selbst zu im ausgestellten TV-Bildschirm und lässt sich von einem Taxifahrer (der Regisseur Manfred Mosblech) nach Bad Doberan fahren. Die letzten Kilometer aber geht er zu Fuß, froh, wieder auf freiem Fuß und bald daheim zu sein.

Franz Werker hatte als Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft wegen eines Brotes eine Frau umgebracht und war zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Wegen guter Führung vorzeitig entlassen ist er fest entschlossen, allen erwartbaren Vorurteilen gegen eine Person mit seiner Vergangenheit trotzend einen Neuanfang zu wagen – mit harter, ehrlicher Arbeit im Straßenbau.

Sein künftiger Brigadier „Hanne“ Schacht hatte ihn im Gefängnis besucht. Ihn trifft er auf dem Weg ins Elternhaus bei seinen künftigen Kollegen, denen er als gelernter Schlosser sogleich helfen kann, indem er den von Frieda Kirch gefahrenen Traktor wieder flott macht. Eigentlich ein guter Einstand, aber seine künftigen Kollegen Wolfgang, Jürgen und besonders Otto zeigen entsetzte Mienen, als sie erfahren, dass Franz „der Mann aus dem Knast“ ist.

Auch daheim im beschaulichen Einfamilienhaus der Eltern herrscht nicht ungetrübte Willkommensstimmung: „Der geht mich nichts an“ grantelt Vater Werker. Und setzt noch einen drauf, als Franz die Türschwelle überschreitet: „Ich habe zu Gott gebetet, dass ich dich nicht mehr sehen muss.“ Mutter Werker, von ihrem Sohn liebevoll „Muddel“ genannt, begrüßt Franz, den sie die Jahre über allein im Gefängnis besucht hat, mit einem Glas Rotwein. Sie glaubt weiter an seine Unschuld, aber Franz gibt resigniert zu bedenken: „Kann man denn jemanden umbringen, ohne schließlich ein Mörder zu sein?“

In der Straßenbaubrigade Schacht hat Franz einen schweren Stand, lediglich sein Chef und mit Frieda Kirch die einzige weibliche Kollegin halten zu ihm. Immerhin lässt es sich auch mit Heiner Krüger auskommen, einem arbeitsscheuen Kerl, der stets gute Laune hat und von sich behauptet: „Lebenskünstler hab‘ ich gelernt.“ Franz macht sich auch daheim nützlich, streicht den Zaun und macht sich im Garten zu schaffen.

Frieda ermuntert Franz, sich nicht so wichtig zu nehmen mit seinem Weltschmerz, sondern vielmehr Selbstvertrauen zu entwickeln. Nach einer Fahrradtour der Brigade lädt sie ihn zu sich zum Fußballnachmittag vor dem Bildschirm ein, da seine Eltern kein Fernsehgerät haben. Als er ihre Wohnung betritt, findet er Frieda mit einer blutenden Kopfwunde am Boden liegend vor - erschlagen. Statt die Polizei zu rufen, besäuft sich Franz in der nächsten Kneipe in der Gewissheit, als „Zuchthäusler“ für den Täter gehalten zu werden.

Tatsächlich ermitteln Oberleutnant Jürgen Hübner und Wachtmeister Lutz Subras in diese Richtung. Und die Indizienlage scheint eindeutig: das Opfer ist mit der Luftpumpe des Fahrrades von Franz erschlagen worden. Vater Werker ist der erste, der sich demonstrativ hinter seinen Sohn stellt. Und Oberleutnant Hübner, der harte Diskussionen mit seinem Vorgesetzten Major Wagner und dem Staatsanwalt Hellsheimer führt, spricht sich gegen eine Untersuchungshaft des einzigen Verdächtigen aus. Die Resultate des Kriminaltechnikers und des Gerichtsmediziners geben ihm Recht: Franz Werker hat das Wohnzimmer der Toten nicht betreten – und kann daher nicht der Mörder sein.

„Wir wissen nicht, was es bei der Ermordeten zu stehlen gab“: Genosse Hübner erfährt bei seinen Ermittlungen von einer Ärztin Einzelheiten eines Klinikaufenthaltes der Ermordeten. Und nimmt Kontakt zu einer Krankenbettnachbarin, der blinden Else Fischer, auf: Frieda Kirch hat vor einiger Zeit 24.000 Mark im Lotto gewonnen. Das Geld ist weder auf der Bank noch bei der Toten gefunden worden: Wer wusste noch von dieser beträchtlichen Summe? Else Fischers als Blindenhund ausgebildeter Vierbeiner bringt die Volkspolizisten schließlich auf die richtige Spur, der freilich auch Franz Werker nachgeht…

„Der Mann“ aus der Adlershofer Erfolgsreihe „Polizeiruf 110“ ist eine einzige Werbung für die sich selbst als Rechtsstaat ansehende Republik: der jede Vorverurteilung ablehnende Genosse Hübner ringt mit den Genossen Wagner und Hellsheimer, welchen die öffentliche Meinung im Nacken sitzt, um eine vorschnelle Schuldzuweisung. Und kann am Ende das Schlimmste verhindern: „Wenn nun jeder Selbstjustiz üben würde…“

Pitt Herrmann

Credits

Schnitt

Darsteller

Produzent

Alle Credits

Dramaturgie

Kamera-Assistenz

Schnitt

Darsteller

Produzent

Dreharbeiten

    • 10.09.1974 - 01.11.1074: Bad Doberan und Umgebung, Rostock und Umgebung, Bergen (Putbus), Caputh (Kreis Potsdam)
Länge:
76 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 23.03.1975, DDR-TV

Titel

  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
  • Originaltitel (DD) Der Mann

Fassungen

Original

Länge:
76 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 23.03.1975, DDR-TV