Das Ekel

Deutschland 1939 Spielfilm

Filme der NS-Zeit sind im Kontext der staatlich beeinflussten Produktion und Rezeption zu sehen. Mehr erfahren »

Inhalt

Karl Sträubler, Spediteur und Weingroßhändler, ist ein echter Querulant. Was ihn zur Weißglut bringt, ist die Straßenbahn, denn genau an seinem Haus fährt sie um die Kurve und quietscht. Er macht Eingaben, will prozessieren, beleidigt das Gericht – ganz gegen den Rat seines Freundes Weichert. Dessen Sohn Heinrich liebt Sträublers Tochter Leni, doch als er um ihre Hand anhält, schmeißt ihn der Vater hinaus, denn Leni soll Ferdinand heiraten. Der wiederum liebt die Tochter des Friseurs Pitzinger. Als Sträubler nun auch noch die Verlobungsanzeige für sein Wunschpaar entwirft, flieht Leni zu Weicherts, und auch Sträublers Frau verlässt mit dem kleinen Sohn das Haus.

 

Der alte Querulant wird nun wegen Beamtenbeleidigung zu 14 Tagen Haft verurteilt und lernt in der Zelle einen lebenslustigen Musikanten kennen, der ihn zum Nachdenken bringt. Sträubler wird ein anderer, und als er wieder vor dem Gefängnistor steht, hat er nur eine Befürchtung: dass seine Familie ihn nicht mehr haben will. Doch alle empfangen ihn um den festlich gedeckten Tisch. Plötzlich quietscht die Straßenbahn! Da weiß er, was ihm im Gefängnis gefehlt hat.

Kommentare

Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!

Falk Schwarz
Ein Kanon richtet es
Mit der Welt nicht mehr eins zu sein, Nebensächlichkeiten so groß werden zu lassen, dass sie die Persönlichkeit verändern, für die Familie nur noch ein Greuel zu sein - das ist keine lustvolle Existenz. Spediteur Sträubler (Hans Moser) erfährt es am eigenen Leibe. Jedesmal, wenn die Straßenbahn kreischend um sein Haus biegt, hält er sich die Ohren zu und geht innerlich die Wände hoch. Daran macht er seine Lebenskrise fest. Er versucht, sich zu wehren und schreibt Eingaben über Eingaben. Als er wegen Beleidigung einer Amtsperson vor Gericht kommt, wird er ausfallend. „Ich beende jetzt die Verhandlung“, sagt er zum Richter und fängt sich damit zwei Wochen Knast ein. Um ihn herum geschieht viel Heimliches - seine Tochter Leni möchte gerne den Sohn des Freundes heiraten, den Vater Sträubler aber hinausgeworfen hat. Doch niemand sieht so recht, dass dieser ewig knarzende Sträubler keine Heimlichkeiten braucht, sondern - vielleicht - mehr Liebe? Seine Frau (verläßlich und eng: Josefine Dora) kann oder will nichts tun. Wie kommt er zur Besinnung? Hilft der Psychiater? Doch nicht beim Sträubler! Also fällt dem Regisseur Hans Deppe eine geschickte filmische Lösung ein: Sträubler sitzt im Gefängnis, trifft auf den Musikanten Sperling (liebenswert direkt: Ernst Waldow), und merkt an dessen Art, dass es eben auch ganz anders im Leben zugehen kann: freundlich, lustig, aufgeschlossen. Der Musikant Sperling fasst ihn um die Schulter (Körperkontakt ist das A und O) und stimmt mit ihm den Kanon „Oh, wie wohl ist mir am Abend...“ an. Und da singt der Sträubler - zunächst widerstrebend - dann doch mit. In ihm verändert sich etwas: er kommt aus seiner Grantelecke heraus. Zuhause kann er dann sogar der verhassten Straßenbahn etwas abgewinnen. „Reframing“ - nennen die Psychologen das. Wem diese Lösung fürs reale Leben zu einfach ist - was soll‘s. Wir sind hier im Film, genauer: in einer bitter-süßen menschlichen Komödie.

Credits

Regie

Darsteller

Alle Credits

Regie

Regie-Assistenz

Kamera-Assistenz

Standfotos

Musikalische Leitung

Darsteller

Herstellungsleitung

Aufnahmeleitung

Dreharbeiten

    • April 1939 - Mai 1939
Länge:
2178 m, 79 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Tobis-Klangfilm
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 04.08.1939, B.51932, Jugendfrei / Feiertagsverbot

Aufführung:

Uraufführung (DE): 04.08.1939, Berlin, Tauentzien-Palast

Titel

  • Originaltitel (DE) Das Ekel

Fassungen

Original

Länge:
2178 m, 79 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Tobis-Klangfilm
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 04.08.1939, B.51932, Jugendfrei / Feiertagsverbot

Aufführung:

Uraufführung (DE): 04.08.1939, Berlin, Tauentzien-Palast

Prüffassung

Länge:
2139 m, 78 min
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 28.10.1980, 51917, ab 6 Jahre / feiertagsfrei