Inhalt
Im Jahre 1919 fährt die Frau eines amerikanischen Diplomaten in Wien mit ihrem zwölfjährigen Sohn, der unter Asthma leidet, in ein Sanatorium in den Bergen. Dort lernen sie einen charismatischen adligen Offizier kennen, welcher sich mit dem Jungen anfreundet – vor allem deshalb, weil er ein Auge auf die Mutter geworfen hat. Andrew Birkins Verfilmung der gleichnamigen Erzählung von Stefan Zweig brilliert durch detailgetreue Ausstattung und Kostüme sowie eine pittoreske Szenerie – die Außenaufnahmen wurden in der ČSSR gedreht. Klaus Maria Brandauer liefert eine der besten darstellerischen Leistungen seiner Karriere ab.
Quelle: Deutsches Filmmuseum
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In dieser Waldeinsamkeit langweilen sich Mutter und Sohn bald, bis der ungestüme Nat Freundschaft zum so galanten wie eleganten Baron Alexander von Hauenstein schließt. Der Mittvierziger fährt eine große, luxuriöse Limousine und weiß Nat zudem mit Kriegsgeschichten für sich einzunehmen. Sein eigentliches Augenmerk aber gilt der schönen Mutter – und beide kommen sich in der Tat näher.
Vom eifersüchtigen Sohn überwacht gelingt Sonja aber nur ein heimliches Treffen nachts in seinem Hotelzimmer, das im wahren Wortsinn abrupt ein Ende findet, als Nat einen Hustenanfall mit Atemnot bekommt. Auch das zweite Liebeslager, eine Kammer am Fuße eines Aussichtsturms, wird von Nat ausgespäht, worauf er Hals über Kopf nach Wien zurückkehrt. Der misstrauische Vater zieht seine hinterhereilende Gattin ins Verhör – aber Nat behält sein brennendes Geheimnis für sich...
Nach der gleichnamigen Novelle von Stefan Zweig ist Andrew Birkin eine ungewöhnliche Dreiecksgeschichte im trügerischen Kurhotel-Idyll gelungen, die freilich zu Lobeshymnen keinen Anlass bietet. Kameramann Ernst Day hat elegische Bilder zur Musik von Hans Zimmer eingefangen, aber die Starbesetzung hält den hohen Erwartungen nicht Stand: Faye Dunaway ist nur schön – und Klaus Maria Brandauer spielt einmal mehr immer den gleichen Typus, von Oberst Redl bis hin zum Baron von Hauenstein.
Eine andere Schwierigkeit liegt im Medium Film begründet. Wo Stefan Zweig vage Andeutungen macht, ist Andrew Birkin gezwungen, diese in konkrete Bilder umzusetzen. Das wirkt häufig einfach nur platt. Erstes Beispiel ist der sagenumwobene Aussichtsturm. Sein Erbauer soll Jahrzehnte damit zugebracht haben, diesen Stein auf Stein am abgelegenen Ort zusammenzutragen, um sich nach Fertigstellung von den Turmzinnen in den Tod zu stürzen. Baron von Hauenstein, so suggerieren mehrere Szenen, ist ein schwerkranker, ja dem Tod geweihter Mann. Als Sonja ihrem Sohn übereilt nach Wien nachreist, steht Alexander auf besagter Turmzinne. Wird auch er diesen Weg suchen?
Im zweiten Beispiel kehrt der eifersüchtige Nat in das nächtliche Wien zurück und beobachtet auf dem Weg durch die verwinkelten, düsteren Gassen der Inneren Stadt ein Liebespärchen auf einer Bank. Nat vermutet wie kurz zuvor bei seiner Mutter, dass dem Mädchen Leid angetan wird, bis er von diesem barsch zurechtgewiesen und fortgeschickt wird. Hat diese Szene dazu geführt, dass Nat sein brennendes Geheimnis vor dem Vater bewahrt? So fällt Andrew Birkins allseits hochgelobtes Regiedebüt aus meiner Sicht eher zwiespältig aus.
Die Literaturadaption „Burning Street“ ist auf den 45. Int. Filmfestspielen Venedig (29. 8. bis 9.9. 1988) uraufgeführt worden. Bernd Cepel wurde auf dem Lido mit der Goldmedaille in der Kategorie Szenenbild/Kostüme ausgezeichnet. Klaus Maria Brandauer erhielt den Bayerischen Filmpreis 1988 als „Bester Darsteller“, Kinostart war der 12. Januar 1989.
Pitt Herrmann