Black Box BRD

Deutschland 2000/2001 Dokumentarfilm

Inhalt

Am 30. November 1989 wurde Alfred Herrhausen, Vorstandschef der Deutschen Bank, von der RAF ermordet. Im Jahr 1993 kommt der RAF-Terrorist Wolfgang Grams in Bad Kleinen bei einem Schusswechsel mit der Polizei ums Leben. Offizielle Erklärung: Selbstmord durch Kopfschuss. Andreas Veiels Dokumentarfilm stellt die Lebensläufe dieser beiden gegensätzlichen Männer nebeneinander. Er befasst sich detailliert mit ihren Werdegängen, Überzeugungen und Idealen, lässt Hinterbliebene und politische Weggefährten zu Wort kommen. Die Interviews werden von Veiel mit privaten Filmausschnitten, zeitgenössischen Fernsehaufnahmen und nachgestellten Szenen zu einem komplexen Zeitdokument verwoben.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Der Berliner Dokumentarfilmer Andres Veiel, der mit „Die Spielwütigen“ im Kino ebenso einen Hit landen konnte wie mit seinem Bühnen-Erstling „Der Kick“ am Berliner Maxim Gorki-Theater und inzwischen auch andernorts, wurde durch seinen Film „Black Box BRD“ bekannt. Die Dokumentation der Berliner Zero One Film (Produktion: Thomas Kufus), koproduziert vom Hessischer Rundfunk, vom Südwestrundfunk und von Arte, verknüpft die Gegenwart des wiedervereinten Deutschland (vor dem unmittelbaren Hintergrund der Terroranschläge vom 11. September) und die Vergangenheit West-Deutschlands, vor allem die 1970er und 1980er Jahre, anhand der Biographien von Wolfgang Grams und Alfred Herrhausen miteinander.

Zur Erinnerung: Am 30. November 1989 wurde Alfred Herrhausen, der Vorstandsprecher der Deutschen Bank, durch einen Terroranschlag der „Roten Armee Fraktion (RAF)“ getötet. Vier Jahre später starb der Terrorist Wolfgang Grams bei einem so spektakulären wie politisch umstrittenen Polizeieinsatz im Bahnhof von Bad Kleinen nach offizieller Version durch Selbstmord.

Andres Veiel lässt in seinem Film (Kamera: Jörg Jeshel, Schnitt: Katja Dringenberg), der förmlich mit Preisen überhäuft wurde (Europäischer Dokumentarfilmpreis, Deutscher Filmpreis, Bayerischer Filmpreis, Hessischer Filmpreis), Angehörige, Freunde und Berufskollegen zu Wort kommen. Er verknüpft kommentarlos und unter Verzicht auf jegliche eigene Wertung die scheinbar so ungleichen Biographien von Täter und Opfer miteinander. Zu dem sorgfältig ausgewählten Archivmaterial lässt Veiel Zeitzeugen zu Wort kommen, in deren Aussagen sich verblüffende Parallelen offenbaren zwischen dem dynamischen Kapitalisten und dem anarchischen Sozialisten.

Wolfgang Grams wuchs in den Sechziger Jahren auf und schloss sich zunächst militanten linken Gruppen in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden an, bevor er in den Untergrund abtauchte und zu einem der führenden Mitglieder der sog. „Dritten Generation“ der RAF wurde. Grams starb bei einer Schießerei im Bahnhof von Bad Kleinen durch einen Genickschuss.

Alfred Herrhausen stammte, 1930 geboren, aus eher bescheidenen familiären Verhältnissen. Der Besuch einer „Napola“, einer Eliteschule der NSDAP, ermöglichte ihm jedoch eine Ausbildung, der nach dem Krieg eine steile Karriere bis in den Vorstand der Deutschen Bank folgte. „Der Herr des Geldes“ titelte das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ über den unorthodoxen Banker, der einerseits 1989 die Mega-Fusion von Daimler-Benz und Messerschmidt-Bölkow-Blohm beförderte, sich andererseits für die Entschuldung der Dritten Welt einsetzte.

Andres Veiel hat mit seinem 102-minütigen Dokumentarfilm „Black Box BRD“, für den er vier Jahre lang recherchierte, nicht nach eigenen Antworten gesucht, sondern Angehörigen, Freunden und – politischen wie beruflichen - Wegbegleitern Fragen gestellt. Bankern wie Dr. Thomas R. Fischer, Hilmar Kopper und Dr. Rolf E. Breuer. Familienangehörigen wie dem Bruder Rainer Grams, der Mutter Ruth Grams und Herrhausens Schwester Anne Koch. Freunden von Grams wie Albert Eisenach, Matthias Dittmer und Kurt Rehberg sowie Freunden von Herrhausen wie Paul Brandt, Pater Augustinus und Dr. Helmut Kohl.

Aus ihren Antworten sowie denen der Witwe Traudl Herrhausen geht hervor, dass der (bewaffnete wie ideologische) Kampf auf beiden Seiten der Polit- und Ideologie-Barrikaden zwar vorbei ist, die Wunden aber noch längst nicht geschlossen sind. Andres Veiel wollte nach eigenem Bekunden „keine historische Lektion über ein abgeschlossenes Kapitel machen“, sondern einen Gegenwartsfilm. Der Filmtitel „Black Box“ bezieht sich zum einen auf den schwarzen Kasten, in den kein Licht der Erkenntnis dringt: die Ereignisse in Bad Kleinen bleiben weiterhin im Dunkeln. Andererseits ist dieser Kasten für Veiel eine Projektionsbox, in die „wir alles hineinprojizieren können, was wir kennen und glauben“, so der Dokumentarist im Gespräch mit Annette Schäfer (zitiert im Film-Heft der Bundeszentrale für politische Bildung und des Kölner Instituts für Kino und Filmkultur von Stefan Volk).

Zero One Film nennt auf der Homepage als Weltpremiere das Festival del Film Locarno im August 2001, obwohl der Berliner X-Verleih den Film bereits am 24. Mai 2001 in die Kinos brachte.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • 30.04.2000 - 31.08.2000: Freiburg, Stuttgart-Stammheim, Frankfurt am Main, Kroatien, Österreich, Frankreich, Brüssel
Länge:
2783 m, 102 min
Format:
16mm - Blow-Up 35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Farbe + s/w, Dolby SR
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 23.05.2001, 87660, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 24.05.2001;
TV-Erstsendung (DE FR): 18.11.2002, Arte

Titel

  • Originaltitel (DE) Black Box BRD

Fassungen

Original

Länge:
2783 m, 102 min
Format:
16mm - Blow-Up 35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Farbe + s/w, Dolby SR
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 23.05.2001, 87660, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 24.05.2001;
TV-Erstsendung (DE FR): 18.11.2002, Arte

Auszeichnungen

Deutscher Filmpreis 2002
  • Lola, Bester Dokumentarfilm
Jury der evanglischen Filmarbeit 2001
  • Film des Monats August
Europäischer Dokumentarfilmpreis 2001 2001
Jury der evangelischen Filmarbeit 2001
  • Bester Dokumentarfilm
Europäischer Filmpreis 2001
  • Prix Arte, Bester Dokumentarfilm
Hessischer Filmpreis 2001
  • , Bester Dokumentarfilm
Bayerischer Filmpreis 2001
  • , Bester Dokumentarfilm