Alarm im Zirkus

DDR 1953/1954 Spielfilm

Inhalt

Berlin Anfang der 1950er Jahre. Zwei Westberliner Jungen träumen von einer Boxer-Karriere, doch fehlt ihnen das Geld für teure Boxhandschuhe. Bei einem Besuch des Ostberliner Zirkus Barley lernen sie das Mädchen Helli kennen. Mit ihr besuchen sie in der Pause die Tierschau.

 

Sie dürfen noch einmal zur Geburt eines Fohlens kommen und erkennen in einem Tierpfleger den Mann, der in einer zwielichtigen Westberliner Kneipe ein und aus geht, in der die Jungen sich manchmal ein paar Groschen verdienen. Dort bekommen sie mit, dass der Wirt einen Pferdediebstahl im Zirkus Barley plant. Sie melden dies der Ostberliner Polizei. Die Aktion kann vereitelt werden und den Jungen werden zum Dank durch Barleys Elefanten Jumbo die ersehnten Boxhandschuhe überreicht.

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WaHo
Zwei ungewollte Premieren
Der Film „Alarm im Zirkus“ sollte ursprünglich ein Dokumentar-Film werden über eine wahre Begebenheit, die sich im Frühherbst 1949 ereignet hatte. Drehbuch und Regie wichen zunehmend von dem wirklichen Geschehen ab. Wir Berliner erlebten eine Zeit gravierender Veränderungen, die auch die Kriminalität mit einschloss. Als der Film fertiggestellt war, sah ich ihn mir in einer Studioaufführung an und war doch so von der fiktiven Handlung ergriffen, dass ich ihn als guten und in seiner Aussage gewissermaßen „ehrlichen“ Kriminalfilm wertete. Kurzerhand und vollkommen eigenmächtig entschloss ich mich, den Film zur unentgeltlichen Aufführung im Friedrichstadt-Palast zu bringen und dies als Premiere zu bezeichnen. Zu „meiner“ Veranstaltung kamen 2500 Besucher, die begeistert waren. Auch die Schauspieler waren erschienen. Anderen wie dem Polizeipräsidenten oder seinem „Vize“ (Leiter der Kriminalpolizei) hatte ich vergessen, eine Einladung zu schicken.
Zu der folgenden offiziellen Premiere im „Babylon“ war ich natürlich nicht eingeladen.
(Gefunden im Internet: ND-Archiv 27.08.1954 2500 Werktätige sahen „Alarm im Zirkus“
In meiner neuen Buchreihe „Geschichtsfälschungen am Pranger“ – der erste Band „Die geheimnisumwitterte Commissionsräthin“ erscheint in Kürze – will ich mich unter dem Titel „Vom Geldschrankknacker zum professionellen Brandstifter – Erinnerungen eines Kriminalkommissars“ u.a. dem Entstehen dieses Films nochmals zuwenden.
Heinz17herne
Heinz17herne
„Es begann im amerikanischen Sektor von Berlin“ klärt uns eine Schrifteinblendung auf. In einem Hinterhof zwischen Mietshäusern und dem „Kleinen Ballhaus Klott“, das gerade mit Bierfässern beliefert wird, spielen Kinder. Darunter die Freunde Klaus und Max, die seit geraumer Zeit auf der Suche nach einer Lehrstelle sind, jedoch von einer Box-Karriere träumen und dafür täglich üben. Freilich fehlt es ihnen nicht nur an einem professionellen Sandsack, sondern auch an Boxhandschuhen. Nach sechsmonatigem eisernem Sparen befinden sich nur 13 Mark in der Blechbüchse.

Weshalb sie ihren Hirschfänger verkaufen wollen. Der um einiges ältere Jimmy, Handlanger des zwielichtigen Ballhaus-Besitzers Alois Klott, ist der einzige Bieter: 3 Mark und zwei Zirkuskarten. Die bringen die beiden Jungs ihrem Ziel nicht wirklich näher, zumal Max ihre gesamte Barschaft von nunmehr 16,47 Mark zur Begleichung ausstehender Miete von Klaus‘ Mutter opfert, nachdem ihr besagter Klott mit Kündigung gedroht hat.

Die Karten aber bringen die beiden erstmals in eine Manege, und zwar in das Rund des an der Reinhardtstraße, also im Osten der geteilten Hauptstadt, situierten Circus Barlay. Wo sie auf das etwa gleichaltrige Mädchen Helli und den kleinen Karli treffen, der den im Zirkus tätigen Veterinärstudenten Herbert bittet, seiner Katze einen Glassplitter aus der Pfote zu entfernen. Klaus, der eigentlich studieren möchte, was aber durch die finanzielle Situation seiner Mutter unmöglich ist, kann es gar nicht fassen, dass der ehemalige Schlosser Herbert auf Kosten der Gemeinschaft des Arbeiter- und Bauernstaates Tiermedizin studiert. Was auch für Helli eine Selbstverständlichkeit ist, die selbst einmal Tierärztin werden will: „Wir haben doch die Fabriken. Und den Zirkus hier.“

Die beiden aus dem Westen freunden sich mit den beiden aus dem Osten an, dürfen mit Erlaubnis des Tierarztes (Hans Flössel) bei einer trächtigen Stute den Herzschlag des Fohlens hören, das in drei Tagen zur Welt kommen soll – argwöhnisch beobachtet vom Pferdepfleger Batta. Das Quartett trifft sich zur Geburt des „Aladin“ genannten Fohlens im Circus Barlay mit Herbert und dem Pferdepfleger Walter (Hans Rose). In der Zwischenzeit hat Jimmy den beiden Jungs eine lukrative Arbeit besorgt: Sie beseitigen hinter einem Trümmergrundstück einen Teil einer Friedhofsmauer, sodass ein Durchlass vom amerikanischen zum „demokratischen“ Sektor im Osten entsteht, den Jimmy hinter einem Bauplakat verbirgt.

Klaus belauscht zufällig ein Gespräch zwischen Klott und dem Major Hepfield von der US Army: Mit Hilfe des Pferdepflegers Batta soll Jimmy mit einer Schar gedungener Männer nachts die Pferde des Circus Barlay in den Westteil Berlins entführen, wo sie per Flugzeug nach München verfrachtet werden sollen zur US-Truppenbetreuung. Doch der Junge wird von Klott erwischt und im Keller eingesperrt. Aus dem er sich erst befreien kann, als die spektakuläre Aktion längst begonnen hat, zu der der Presseoffizier der US Army (Karl-Friedrich Feudel) amerikanische und deutsche Medien an die Friedhofsmauer geladen hat.

Weil ihm die West-Berliner Polizei nicht glaubt, läuft Klaus zu Hellis Vater in den Osten, der in einem Oberkommissar einen entschlossenen Volkspolizisten findet: Ein sogleich ausgelöster Großalarm kommt zur rechten Zeit, nur dem Zirkus-Nachtwächter Paul brummt nachträglich noch der Schädel. Den beiden jungen Helden aus dem Westen überreicht Star-Elefant Jumbo in einer Zirkus-Sondervorstellung die begehrten Boxhandschuhe…

Das Drehbuch beruht auf einer wahren Begebenheit, die Wolfgang Kohlhaase und Hans Kubisch aus der Zeitung erfahren haben: Im April 1953 plante eine Bande aus West-Berlin, die Pferde des Zirkus Barlay zu stehlen. Die Tat konnte vereitelt werden – wie im spannenden, ganz dem Neorealismus verhafteten Film Gerhard Kleins, der mit 3,6 Millionen Besuchern zum Kassenschlager avancierte. Nach einer Voraufführung vor 2.500 Werktätigen im Friedrichstadtpalast, so berichtet das SED-Zentralorgan Neues Deutschland (vom 27.8.1954), sollen drei junge Arbeiter um Aufnahme in die Volkspolizei gebeten haben, deren Angehörige damals noch zivile Dienstgrade trugen.

„Alarm im Zirkus“, gedreht an Berliner Originalschauplätzen wie der Reinhardt- und der Friedrichstraße, der Monbijoubrücke an der Museumsinsel und dem Scheunenviertel rund um den Koppenplatz, spiegelt auch ein Stück Zeitgeschichte wider. So diente der Alte Garnisonfriedhof unweit des Rosenthaler Platzes als Kulisse für die von der US Army geplante Propagandashow des Pferdediebstahls. Gerhard Klein und Wolfgang Kohlhaase wurden noch 1954 mit dem DDR-Nationalpreis III. Klasse für diesen nur auf den ersten Blick so leichten und unideologischen, jedenfalls aber wirklich spannenden Familienfilm ausgezeichnet.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Dramaturgie

Kamera-Assistenz

Standfotos

Kostüme

Schnitt

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Länge:
2276 m, 83 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 27.08.1954, Berlin, Babylon

Titel

  • Originaltitel (DD) Alarm im Zirkus

Fassungen

Original

Länge:
2276 m, 83 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 27.08.1954, Berlin, Babylon