3. Kongress Zukunft Deutscher Film macht Frankfurt einmal mehr zum Zentrum filmpolitischer Debatten

Edgar Reitz, Irene von Alberti und Frieder Schlaich (Filmgalerie 451), Dominik Graf, Alfred Holighaus, Wolfgang M. Schmitt, Moritz Baßler, Sophie Linnenbaum – sie alle und viele weitere bekannte Persönlichkeiten der heimischen Film- und Kinolandschaft kommen zwischen dem 19. und 21. April nach Frankfurt, wo der Kongress Zukunft Deutscher Film zum dritten Mal stattfinden wird.

 

Parallel zum 16. LICHTER Filmfest Frankfurt International und unter dem Motto "100 Jahre Frankfurter Positionen" wird die Mainmetropole einmal mehr zum Zentrum filmpolitischer Debatten.

Fünf Jahre ist es her, dass etwa 100 Expertinnen und Experten zum ersten Kongress Zukunft Deutscher Film nach Frankfurt kamen, um über eine grundlegende Erneuerung des deutschen Filmsystems zu sprechen. Gemeinsam formulierten sie Vorschläge, wie der allseits bedauerte Reformstau im deutschen Film überwunden werden kann – bundesweit bekannt geworden als: Frankfurter Positionen zur Zukunft des deutschen Films.

Andere Frankfurter Positionen feiern in diesem Jahr ein noch größeres Jubiläum. So wurde vor 100 Jahren das Frankfurter Institut für Sozialforschung gegründet. Es ist die Geburtsstunde einer Theorieschule, die später unter dem Namen "Frankfurter Schule" weltweite Bekanntheit erlangte. Als Kritische Theorie fragt sie nach Bedingungen gesellschaftlicher Veränderung und zielt auf ein utopisches Moment. Der Kultur spricht sie dabei als Erkenntnisgegenstand eine erhebliche Bedeutung zu.

100 Jahre Frankfurter Schule

In Kooperation mit dem Institut für Sozialforschung möchte der 3. Kongress Zukunft Deutscher Film das 100-jährige Jubiläum der Frankfurter Schule zum Anlass nehmen, Fragen der Filmkultur auch aus der Perspektive der Kritischen Theorie zu diskutieren. Ähnlich dem Denken der Frankfurter Schule hat der Kongress dabei einen Grenzgang zwischen Theorie und Praxis zum Ziel, indem er das Rezipieren, Produzieren und Nachdenken über Filme zusammenbringt – im kritischen Blick zurück und in der produktiven Wendung nach vorn.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Sozialforschung diskutieren im Kontext der Filmtheorie Siegfried Kracauers den Zusammenhang von Filmtheorie und Kinoerfahrung und fragen mit Alexander Kluge, inwiefern der Film auch Kritik der Wirklichkeit sein und diese transformieren kann. In einem gerade erschienenen Essay für die epd film, der auf den Frankfurter Kongress vorbereitet, heißt es: "Jede Kritik, auch die Kritik des Fernsehkrimis gestern Abend, ist im Kern eine Infragestellung von Macht." Dessen Autor, Georg Seeßlen, wird bei einem Panel zur Zukunft der Filmkritik eine Keynote halten, auf dem auch der Filmkritiker und veritable YouTube-Star Wolfgang M. Schmitt zu Gast sein wird. An anderer Stelle geht es um künstliche Intelligenz und Kulturindustrie: Hat es vielleicht seinen tieferen Grund, dass beide in der gleichen Buchstabenkombination "KI" zusammenfallen? Und unter dem Titel "Geist und Begeisterung – 100 Jahre Frankfurter Schule" sprechen u.a. die Regisseurin Irene Alberti und der Philosoph Joseph Früchtl über die Zukunft der Kritischen Theorie im Kontext der Filmkultur.
 
5 Jahre Frankfurter Positionen
 
5 Jahre Frankfurter Positionen sind zudem Anlass genug, deren politische Wirkkraft zu reflektieren – vor dem Hintergrund des 8-Punkte-Plans für eine Reform der Filmförderung von Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Viele der damals Beteiligten kehren nach Frankfurt zurück – darunter: Edgar Reitz. Der Mitbegründer des deutschen Autorenfilms spricht auf dem Kongress zum Strukturwandel der Kinobranche und stellt seine Autobiografie "Filmzeit, Lebenszeit: Erinnerungen" vor – zusammen mit Henry Arnold, dem Hauptdarsteller aus Reitz' "Heimat"-Epos. Neben der "Revision der Positionen", so der Titel eines Workshops, soll eine Standortbestimmung des Kinos vorgenommen und verschiedene Vertreterinnen und Vertreter zukunftsweisender Kinoprojekte zusammengebracht werden. Weiterhin geht es um die ökonomischen Voraussetzungen und Produktionsbedingungen des deutschen Films. Sophie Linnenbaum, Moritz Baßler und Dominik Graf fragen nach dem "International Style" des Kinos und warum dieser so schlimm ist. Und unter dem Titel "Vom Regisseur zum Shooter – Wer führt beim Film?" sprechen Regisseurinnen und Regisseure über die Zukunft des Autorenfilms.

Quelle, komplettes Kongressprogramm und weitere Informationen: www.lichter-filmfest.de