Wie die Berliner Akademie der Künste mitteilte, ist die Dokumentarfilmerin Helga Reidemeister in der Nacht zum 29. November in Berlin verstorben.
In den vier Jahrzehnten ihres filmischen Schaffens hat sich die 1940 in Halle an der Saale geborene Helga Reidemeister ihren Sujets sowohl mit persönlicher als auch mit klarer gesellschaftskritischer Haltung genähert und wurde zu einer wichtigen Stimme des politisch engagierten Kinos.
Nach der Schule studierte Reidemeister zunächst von 1961 bis 1965 freie Malerei an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Von 1973 bis 1977 folgte ein Regiestudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb). Arbeiter- und Frauenschicksale standen immer wieder im Mittelpunkt ihrer Filme. So begleitete sie in "Von wegen Schicksal" (1979) eine Frau bei der Emanzipation von ihrem Mann und erzählte vom Kampf um ein selbstbestimmtes Leben. Beim Bundesfilmpreis wurde das Werk mit dem Filmband in Gold für die Beste Nachwuchsregie ausgezeichnet.
"DrehOrt Berlin" (1987) zeigt die unterschiedlichen Lebensweisen auf beiden Seiten der Mauer zwei Jahre vor deren Fall, "Rodina heißt Heimat" (1992) erzählt von den letzten Monaten vor dem Abzug der Sowjetarmee am Beispiel der thüringischen Garnisonsstadt Meiningen und wurde bei der Berlinale mit dem Friedenspreis ausgezeichnet.
Mit ihren letzten drei Filmen widmete sich Helga Reidemeister Afghanistan: "Texas – Kabul" (2004) erzählt von Frauen, die sich kritisch mit den Folgen des 11. September 2001 und dem Afghanistankrieg auseinandersetzen. "Mein Herz sieht die Welt schwarz – Eine Liebe in Kabul" (2009) ist das Porträt eines Liebespaars, das gegen die patriarchalen Konventionen kämpft. Reidemeisters letzter Film "Splitter - Afghanistan" (2013) zeigt sowohl ein orthopädisches Krankenhaus, in dem Kriegsversehrte versorgt werden, als auch ein Museum in Kabul, in dem Archäologen die Bruchstücke von Kunstwerken wieder zusammensetzen, die die Taliban zerstört haben.
Helga Reidemeister lehrte an der Filmakademie Baden-Württemberg und übernahm zahlreiche weitere Lehraufträge. Ihre Filme werden von der Deutschen Kinemathek bewahrt.
Seit 2001 war Reidemeister Mitglied der Akademie der Künste. Thomas Heise, Direktor der Sektion Film- und Medienkunst, würdigte Helga Reidemeister mit den Worten: "Sie war eine Künstlerin, die im Wortsinn um ihre Filme rang, auch litt. Existenziell, politisch. Sie war immer auf der Seite derer, die sonst nur am Rande wahrgenommen wurden. Sie schonte sich nie."
Helga Reidemeister wurde 81 Jahre alt.