Im Rahmen der 54. Internationalen Hofer Filmtage 2020 wurden am 22.10.2020 traditionell die beiden Preise, Filmpreis der Stadt Hof und der Förderpreis Neues Deutsches Kino von Bavaria Film, Bayerischen Rundfunk und DZ Bank, verliehen.
Filmpreis der Stadt Hof 2020
Der Filmpreis der Stadt Hof 2020 geht an den deutschen Regisseur, Autor, Schauspieler und Produzenten Axel Ranisch:
Die Stadt Hof und die 54. Internationalen Hofer Filmtage 2020 würdigen dieses Jahr den Tausendsassa, einen besonders wandelbaren Filmkünstler, der mit seinen vielen Facetten sowohl vor als auch hinter der Kamera aktiv ist. Seine schauspielerischen Darbietungen zeigen Vielseitigkeit, stecken voller Überraschungen und seine Regiearbeiten jonglieren mit Realität und Wirklichkeitsverlust.
Der nicht dotierte Filmpreis der Stadt Hof gilt als eine der besonderen Auszeichnungen im Deutschen Film. Mit dem Filmpreis der Stadt Hof wird seit 1986 eine Persönlichkeit ausgezeichnet, die für den deutschen Film ein*e wichtige*r Impulsgeber*in ist und dem Filmfestival in der Saalestadt verbunden ist.
Axel Ranisch, geboren 1983 in Berlin, realisierte seinen ersten Kurzfilm bereits 2002, noch vor seinem Abitur. Nach mehreren Dutzend Kurzfilmen, die zwischen 2002 und 2010 entstanden, von denen unter anderem "Der will nur spielen!" (2008) und "Glioblastom" (2008) im Fernsehen ausgestrahlt wurden, folgte sein großer Durchbruch mit "Dicke Mädchen", der als Pubikums- und Branchenliebling 2011 bei den Hofer Filmtagen gefeiert wurde.
Es folgte eine geteilte Regiearbeit mit den Regisseur*innen Julia von Heinz, Chris Kraus, Robert Thalheim und Tom Tykwer über deren gemeinsamen Mentor und Hochschulprofessor Rosa von Praunheim, der Dokumentarfilm "Rosakinder" (2012). Mit den Tragikomödien "Ich fühl mich Disco" (2013) und "Alki Alki" (2015) festigte Ranisch seinen Platz als Ausnahmeregisseur und Autor, es folgten die Filme "Familie Lotzmann auf den Barrikaden" (2016), die beiden Tatorte "Babbeldasch" (2016) und "Waldlust" (2017), danach mehrere Folgen der Reihe "Löwenzahn". Neben seiner Tätigkeit als Regisseur ist Axel Ranisch auch als Schauspieler aktiv. In Hof präsentierte er bereits sechs seiner Filme.
Förderpreis Neues Deutsches Kino
Der Förderpreis Neues Deutsches Kino für den besten Film geht an "Rivale" von Regisseur und Drehbuchautor Marcus Lenz.
Begründung der Jury:
Romans Großmutter ist gestorben. Deshalb kommt der neunjährige Enkel aus seinem ukrainischen Dorf unverhofft in die deutsche Stadt, in der seine Mutter seit Jahren illegal als Pflegekraft arbeitet. In Deutschland trifft Roman nicht nur auf seine geliebte, liebende und lange vermisste Mutter Oksana, sondern auch auf den älteren Witwer Gert.
Der entpuppt sich zunächst als titelgebender Rivale um die Gunst und Zuwendung von Oksana. Als er Roman offenbart, dass er Oksana heiraten möchte, wird er in Romans Augen zur Bedrohung. Nachdem Oksana mit einer Blinddarmentzündung – ohne Versicherung – ins Krankenhaus muss, flieht Gert mit Roman in ein Sommerdomizil, wo sich ein existenzieller Konflikt zwischen dem Witwer und dem Jungen entwickelt – ein Konflikt mit sehr unterschiedlichen Ausprägungen zwischen Feindseligkeit und Annäherung.
Regisseur Marcus Lenz, der zuletzt hauptsächlich als Kameramann gearbeitet hat, findet erstaunliche, überraschende und hochemotional aufgeladene Bilder, um Romans Zustand als hoffender und bangender Junge im gefühlten und gefürchteten Niemandsland jenseits seines Dorfes und seiner Familie zu beschreiben. Aber Lenz ist stets auch als Regisseur bei sich - und inszeniert das erstaunlich präsente und authentische Naturtalent Yelizar Nazarenko als mitreißende Hauptfigur eines Films mit einer unwiderstehlich emotionalen Geschichte, der es an originellen szenischen Ideen nicht mangelt.
Dass diese Geschichte wie nebenbei auch noch ein aktuelles politisches und gesellschaftliches Thema nicht nur streift, sondern auch anpackt, spricht für ein souveränes Verständnis von Kino.
Die Jury:
Katharina Wackernagel (Regisseurin und Schauspielerin), Alfred Holighaus (Development Executive Real Film) und Max von der Groeben (Schauspieler)
Marcus Lenz wurde 1969 im Ruhrgebiet geboren. Auf ein Kommunikations-Design-Studium an der Folkwang Universität in Essen und an der UIAH in Helsinki, folgte sein Filmstudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Seine dortigen Mentoren prägten sein Filmschaffen maßgeblich. Durch einen Workshop des britischen Regisseurs Mike Leigh lernte Marcus Lenz viel über dessen Methoden der Improvisation, welche seitdem ein wichtiger Teil seiner Arbeit sind. Für die Regiearbeit an seinem Kinospielfilm "Close" (2004) erhielt er diverse Auszeichnungen und hatte die Möglichkeit viele Festivals auf der ganzen Welt zu besuchen.
Tätig ist er vorrangig als Regisseur und Drehbuchautor und fand in seiner Tätigkeit als Kameramann für Dokumentar- und Spielfilme eine weitere Leidenschaft. Durch seine Erfahrungen in beiden Genres konnte Lenz sich einen feinabgestimmten Sinn für die jeweiligen Filmkunst erarbeiten. Aktuell ist er für den Deutschen Kamerapreis 2020 nominiert.
Quelle: www.hofer-filmtage.com