Käthe Reichel, Brecht-Interpretin und eine der bekanntesten Schauspielerinnen der DDR, ist im Alter von 86 Jahren gestorben.
1926 geboren war Reichel als Schauspielerin an verschiedenen Bühnen tätig, bevor sie 1950 zu Bertolt Brechts Berliner Ensemble wechselte, wo sie sich bald einen Namen als Brecht-Interpretin machte. Unter der Regie von Brecht und Benno Besson übernahm sie dort wichtige Rollen, wie z.B. Gretchen in "Urfaust", die Jeanne d'Arc in "Der Prozess der Jeanne d'Arc zu Rouen 1431" und die Natella Abaschwili in "Der kaukasische Kreidekreis" von Bertolt Brecht. Die Figur der Heiligen Johanna verkörperte Reichel noch häufiger in verschiedensten Theaterstücken.
Ab 1961 spielte Käthe Reichel als festes Ensemblemitglied am Deutschen Theater, trat aber auch immer wieder auf westdeutschen Bühnen auf.
Ihr Kinodebüt gab sie 1951, begann jedoch erst in den 70er Jahren, regelmäßig für Film und Fernsehen zu arbeiten. Zwar sah man sie meist in Nebenrollen, diese füllte sie jedoch äußerst prägnant aus, wie in Heiner Carows DEFA-Klassiker "Die Legende von Paul und Paula" (1973), "Levins Mühle" (1980) und "Jadup und Boel" (1988). Für ihre schauspielerische Leistung in "Die Verlobte" erhielt sie beim 2. Nationalen Spielfilmfestival der DDR 1982 den Preis als Beste Nebendarstellerin. Eine ihrer letzten Rollen hatte sie in der TV-Verfilmung von Erwin Strittmatters "Der Laden" (1998).
Bekannt wurde Käthe Reichel auch für ihr politisches und soziales Engagement. So kämpfte sie für mehr Bürgerrechte in der DDR und gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns. Auch nach der Wende blieb sie politisch aktiv und wurde im Jahr 2000 mit dem Menschenrechtspreis der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde ausgezeichnet.
In der Nacht zum 19. Oktober 2012 starb Käthe Reichel im Brandenburgischen Buckow.