Biografie
Niels Bolbrinker, geboren 1951 in Hamburg, war nach seinem Fotografiestudium und seinem Abschluss im Fachbereich Visuelle Kommunikation seit Mitte der 1970er Jahre als freier Kameramann und Regisseur tätig. 1976 gehörte er zu den Gründern der Wendlandischen Filmkooperative, einem im Landkreis Lüchow-Dannenberg angesiedelten Zusammenschluss von Dokumentarfilm-Regisseuren. Für seine Arbeit als Kameramann und Editor bei der Kurzdokumentation "Tue recht und scheue niemand" wurde er 1977 mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet. Zu seinen weiteren, zahlreichen Arbeiten als Kameramann gehörte unter anderem Rolf Schübels Dokumentation "Nachruf auf eine Bestie" (1985), über den berüchtigten Triebtäter Jürgen Bartsch.
Als Regisseur (meist in Co-Regie mit anderen Filmemachern) und Kameramann realisierte Bolbrinker im Lauf der Jahre eine Reihe gesellschaftskritischer Dokumentarfilm-Projekte, so etwa "Schade, daß Beton nicht brennt" (1981) oder "Alles unter Kontrolle. Notizen auf dem Weg zum Überwachungsstaat" (1983), in dem unter anderem Hark Bohm und Ben Becker zu Wort kommen. Für seinen Film "Zwischenzeit", über den Widerstand gegen die Errichtung atomarer Anlagen im Landkreis Lüchow-Dannenberg, wurde Bolbrinker 1986 mit dem Preis der Filmkritik ausgezeichnet.
1995 begann bei dem Dokumentarfilm "Original Wolfen. Aus der Geschichte einer Filmfabrik", seine Zusammenarbeit mit Kerstin Stutterheim. Gemeinsam realisierten die beiden in den folgenden Jahren eine Reihe von Kino-Dokumentarfilmen, darunter "Bauhaus – Mythos und Moderne" (1998) und "Die Thuranos – Leben auf dem Drahtseil" (2003), über die gleichnamige Artisten-Dynastie. Daneben war Bolbrinker weiterhin als Kameramann für Kino und Fernsehen tätig. So zeichnete er unter anderem für die Bildgestaltung bei Thomas Tielschs "Neubau" (1999-2004), über den Bau eines VW-Werks in Dresden, "Tanz mit der Zeit" (2007), über die Rückkehr gealterter Tänzer auf die Ballettbühne, oder "Die Frau mit den fünf Elefanten" (2009), über die berühmte Dostojewskij-Übersetzerin Swetlana Geier, verantwortlich.
Mit "Fliegen und Engel", einem filmischen Porträt des einflussreichen russischen Künstler Ilya Kabakov, realisierte Bolbrinker 2009 als Regisseur (erneut in Zusammenarbeit mit Kerstin Stutterheim) einen weiteren Kino-Dokumentarfilm.
Fürs Fernsehen realisierte Bolbrinker die Kurzdokumentation "Mit Licht gebaut – Ein Lebensschiff von Hans Scharoun" (2012), über ein dampferähnliches, 1933 errichtetes Wohnhaus des Architekten Hans Scharoun. Als Kameramann war Bolbrinker parallel dazu an "Klänge des Verschweigens" (2013) beteiligt, einem Dokumentarfilm über den Musiker Willi Heckmann (1897-1995), der auf Grund seiner Homosexualität von den Nazis verfolgt wurde.
Beim DOK.Fest München 2014 feierte dann Niels Bolbrinkers nächster Kino-Dokumentarfilm Premiere: In "Die Wirklichkeit kommt" verbindet er Porträts von psychotischen Menschen, die sich wahnhaft vom Staat verfolgt fühlen, mit einem Blick hinter die Kulissen der modernen Überwachungsindustrie.