SMS für dich

Deutschland 2015/2016 Spielfilm

Inhalt

Der sympathische Sportjournalist Mark staunt nicht schlecht, als er auf seiner neuen Handynummer plötzlich liebevolle SMS erhält. Er ahnt nicht, dass die Nummer vorher dem verstorbenen Freund von Clara gehörte. Obwohl dieser bereits vor zwei Jahren ums Leben kam, sendet sie noch immer SMS an sein Handy, um ihre Trauer zu bewältigen. Nun aber wurde die Nummer ohne ihr Wissen neu vergeben – an Mark. Als dessen Freundin die amourösen Kurznachrichten liest, gibt es natürlich jede Menge Ärger. Mark beschließt der Sache auf den Grund zu gehen. Mit seinem besten Freund David begibt er sich auf die Suche nach der mysteriösen SMS-Schreiberin.

 

Kommentare

Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!

Heinz17herne
Heinz17herne
„Wenn man sein Herz verliert, wo ist es dann? Und ist das Herz nicht eigentlich im Kopf und heißt Herz verlieren nicht dasselbe wie: Verstand verlieren?“ Mark Zimmermann, Sportjournalist bei einer Berliner Sonntagszeitung, der nur Fußball im Kopf hat und von einem ultimativen Interview mit seinem Idol Messi träumt, erhält seit einiger Zeit merkwürdige, für seinen Geschmack allzu poetische Sätze per SMS auf sein Smartphone. Gesendet von einer gewissen Clara.

Von seiner rational-zielorientierten Freundin Fiona können sie nicht stammen: die überlässt nichts dem Zufall, plant die gemeinsame Wohnung bereits auf Zuwachs und listet bis hin zur Anzahl der Steckdosen alles akribisch auf. Auch seine neugierig-aufdringliche, sich stets an seine Fersen heftende Redaktionskollegin Nikki kommt nicht infrage – nach energischem Nachhaken seinerseits. Da ist selbst Marks Freund und Kollege David ratlos...

„Die besten Männer sieht man immer im Vorüberfahren“: Eine Alte in der U-Bahn, die glatt Volker Ludwigs Musical-Dauerbrenner „Linie 1“ entsprungen sein könnte, spricht ein wahres Wort gelassen aus. Adressatin ist eine junge, offenbar mit sich und der Welt hadernde Frau, die durch die Wagentür einen flüchtigen Blick mit dem ihr unbekannten Mark gewechselt hat. Der gerade schwer unter Druck steht, hat ihm sein Chefredakteur Wortmann ausgerechnet eine Titelstory mit der als völlig unzugänglich geltenden Schlagersängerin Henriette Boot aufgebürdet als Generalprobe für den noch schwereren Brocken Messi: „Wenn Sie berühren wollen“, weiß der alte Hase der schreibenden Zunft, „müssen Sie sich selbst berühren.“

Auch Mark ist dieser zwar verhangen-traurige, aber dennoch sehr intensive Blick aus der ihm vor der Nase wegfahrenden U-Bahn in Erinnerung geblieben, nicht ahnend, dass er gerade „seiner“ Clara begegnet ist. Zum großen Kummer ihrer Verlegerin Ulli Volkowitz kommt die begnadete Zeichnerin und überaus erfolgreiche Kinderbuchautorin nicht über den Verlust ihrer großen Liebe Ben hinweg, der vor zwei Jahren – und auch noch buchstäblich vor ihren Augen - bei einem Autounfall gestorben ist.

Immerhin hat Clara sich nun entschlossen, ihre Landflucht bei ihren Eltern auf dem Bauernhof zu beenden und ins brodelnde Berliner Leben zurückzukehren. Irgendwann muss der Knoten der Schreibblockade doch platzen, am besten an der Seite ihrer chaotischen, aber äußerst lebendigen Freundin Katja, welche ständig in irgendwelchem Beziehungsstress steht: „Zwinker-Smiley ist ja wohl mega verbindlich!“ Es ist der Wirt ihres Urberliner Stammlokals „Gockel“, der schon vor geraumer Zeit Witwer geworden ist und immer noch mit seiner Frau spricht, der Clara auf eine selbstheilende Idee bringt: Auf Bens altes Handy, das sie im Karton mit seinen Sachen gefunden hat, schickt sie kurze Textnachrichten mit ihren momentanen Befindlichkeiten. Sozusagen ins Jenseits. Doch sie verpuffen nicht im All: Bens alte Nummer ist gerade wieder neu vergeben worden – an Mark. Der sich zunehmend berührt zeigt von den poetischen Zeilen via SMS und, ganz unfreiwillig, auch die halbe Redaktion daran teilhaben lässt.

Das journalistische Recherchefieber ist geweckt, führt den Sportreporter sogar zu Glucks „Orpheus und Eurydike“ in die Oper, in der bekanntlich Gesang den Tod überwinden kann. Aber nicht nur das: Henriette Boot, die Mark beim ersten kühlen Zusammentreffen noch bescheinigt hat, „die Präsenz einer benutzten Unterhose“ zu haben, kommt zufällig ebenfalls hinter diese merkwürdige und doch so zu Herzen gehende SMS-Geschichte – und verschafft Clara einen Auftrag, der sie psychisch wieder ins Leben zurückholt. Plötzlich läufts auch wieder bei der lang erwarteten Bilderbuch-Geschichte – und endlich auch mit Mark. Dumm nur, dass sie ihre SMS-Botschaften auf seinem Schreibtisch findet...

Mit ihrem ersten Film als Regisseurin und Hauptdarstellerin in Personalunion ist Karoline Herfurth ein großer Wurf gelungen: „SMS für dich“ ist eine romantische Komödie, die sich weder vor europäischen Filmen dieses populären Genres noch vor ungleich aufwändigeren Hollywood-Produktionen zu verstecken braucht. Im Gegenteil: Neben der zwar absehbaren, aber doch wendungsreichen und erfrischend locker geschilderten Liebesgeschichte zwischen Clara und Mark bar jeglicher melodramatischen Überhöhung existieren gleich eine ganze Handvoll hochkarätig besetzter und liebevoll ausgearbeiteter Nebenhandlungen, welche die gut einhundert Filmminuten wie im Fluge vergehen lassen.

Beginnend mit einem für einen deutschen Unterhaltungsfilm sehr selbstironischem Blick auf das Schlagerbusiness: Katja Riemanns Figur Henriette Boot ist kein Helene-Fischer-Abklatsch. Hinter der Fassade einer von den Medien inszenierten Kunstfigur wird eine kluge, zur (Selbst-) Reflexion fähige Sängerin sichtbar. Karoline Herfurth offenbart aber auch den Blick für das Kleine, die szenische Petitesse. Etwa die köstlichen Schlaglichter auf die Beinahe-Ehekatastrophe einer nichts dem Zufall überlassenden Karrierefrau, mit Verve gespielt von Friederike Kempter, und eines smarten, das Leben eher locker angehenden Journalisten, der sich zu einem nachdenklichen, warmherzigen, ja sogar verantwortungsbewussten Menschen mausert, was Friedrich Mücke glaubhaft verkörpert. Selbst die kurze Anspielung auf „Cyrano von Bergerac“ wird durch das Spiel von Friedrich Mücke und dem einmal mehr großartigen Samuel Finzi zu einem – auch – intellektuellen Spaß. Überdies zeigt Comedienne Cordula Stratmann grandiose Leinwandpräsenz in nur wenigen Kurzauftritten.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • Oktober 2015 - 03.12.2015: Berlin und Brandenburg
Länge:
107 min
Format:
DCP, 1:2,39
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 23.08.2016, 161755, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 15.09.2016

Titel

  • Originaltitel (DE) SMS für dich

Fassungen

Original

Länge:
107 min
Format:
DCP, 1:2,39
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 23.08.2016, 161755, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 15.09.2016

Auszeichnungen

FBW 2019
  • Prädikat: besonders wertvoll