Emil und die Detektive

Deutschland 1931 Spielfilm

Emil und die Detektive


H. H., Lichtbild-Bühne, Nr. 289, 3.12.1931


Die Ufa kann wieder einen Erfolg verbuchen. Einen Bombenerfolg sogar. Erwachsene wie Kinder jubelten gestern diesem neuen Stapenhorst-Film begeistert zu. Vor allem aber die Kinder. Zahlreich waren sie erschienen. Dieser Film erfüllt in der Tat schönste Jungen-Träume in geradezu vollendeter Weise. Kein Wunder denn, daß man enthusiasmiert "mitmachte". Wenn auch jeder Große sich diesen Film ruhig ansehen soll (er wird wahrhaftig dabei auf seine Kosten kommen), so ist doch dieser "Emil" geradezu "der" Film für die Jugend. Ein köstliches Weihnachtsgeschenk, das ihr die Ufa da auf den Gabentisch legt. Ihr, aber auch den Erwachsenen.

Eine glückliche Idee war es, Erich Kästners prächtigen Jungens-Roman als Stoff heranzuziehen. Diese Geschichte von den entschlossenen Bengels, die es auf eigene Faust unternehmen, einen ausgekochten Betrüger zur Strecke zu bringen, ist frisch-originell, bietet vor allen Dingen filmische Möglichkeiten. Die auch der Manuskriptverfasser Billy Wilder zu nutzen verstand. Sicher aufbereitet, geschickt durchkonstruiert bot das Drehbuch offenbar eine Unterlage, mit der es sich schon arbeiten ließ.

Dieser Film hat Atmosphäre. Von ihm geht eine Frische aus, eine Jungenhaftigkeit, die mitreißt. Das ist eine Welt, erfaßt mit der Phantasie und Illusionskraft des Kindes. Eine Welt, wie man sie selbst als Junge gesehen: Der Hauptreiz des Films, dessen Zauber man verfallen muß. Gerhard Lamprecht, dem Regisseur, gebührt hierfür allererste Anerkennung. Das geht ohne Stocken vom (raffiniert stummen) Anfang bis zum bravourösen Schluß. Dieses Jungen-Abenteuer scheint tatsächlich erlebt. Eine besonders interessante Stelle des Films übrigens die Traum-Vision im Eisenbahnzug, die unwillkürlich auch dem Erwachsenen einen leisen Schauer einflößt.


In diesem Film dominiert die Jugend: Eine lustige Schar prächtiger Bengels macht mit. An der Spitze der bildhübsche Rolf Wenkhaus als Emil. Ein talentierter Bursche, der sich im Fluge die Herzen der Zuschauer erobert. Eine wundervolle Type der kleine sommersprossige Hans Richter; mit Recht erntet dieser drollige Indianer-Imitator manchen Sonderapplaus. "Gustav mit der Hupe" ist der schon recht routinierte Hans Joachim Schaufuß, den man auch damals im Großen Schauspielhaus sehen konnte. Sonst noch zu erwähnen die kleine, damenhafte Inge Landgut (von Spielroutine schon spürbar angekränkelt), Hubert Schmitz, der "Professor", Hans-Albrecht Löhr, Ernst-Eberhard Reling und Waldemar Kupczyk.

Von den "Großen" spielt Fritz Rasp alle Trümpfe aus. Ein hartgesottener Sünder, mit Ohrfeigengesicht. Ein Kerl, einfach zum Backpfeifen. In Episodenrollen sonst noch dezent Käte Haack, Olga Engl und Rudolf Biebrach.

Die Männer an der Bild- (Werner Brandes) wie an der Ton-Kamera (Hermann Fritzsching) brillierten ebenfalls mit vorzüglichen Leistungen.

Wesentlich zum Erfolg trug die einfallsreiche musikalische Illustration Allan Greys bei, die streckenweise geradezu zum wesentlichen Träger der Handlung wird.

Der Film wurde glücklich eingeleitet durch die musikalischen Darbietungen des Schülerorchesters der Treitschke-Schule, das u. a. auch sehr hübsch die reizende Kindersymphonie von Josef Haydn zum Vortrag brachte.

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