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In der Wüste Gobi, tief in der Mongolei, bringt ein Kamel ein Junges zur Welt. Aber die geschwächte Mutter verstößt ihr Junges, das ohne die nahrhafte Muttermilch gleichwohl keine Überlebenschance hat. Um das kleine Kamel zu retten, besinnen sich die Nomaden eines alten, mystischen Brauchs: Mit seiner poetischen Musik soll ein Geigenspieler die Kamelmutter zu Tränen rühren und damit ihr Herz erweichen.
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„Die Geschichte vom weinenden Kamel“, das Langfilm-Debüt der Mongolin Bvyambasuren Davaa und des Italieners Luigi Falorni als Studenten der Hochschule für Film und Fernsehen München, erzählt auf unspektakuläre, gleichzeitig anrührende wie dokumentarisch-zurückhaltende Weise vom geradezu archaischen Alltagsleben der wortkargen mongolischen Nomaden in der Wüste Gobi. Es ist eine Zeitreise zurück – zu jahrhundertealten Traditionen und Riten.
Gleichzeitig gibt der aus dem Material eines siebenwöchigen Drehs destillierte 90-minütige Film einen ersten Ausblick auf die Zukunft der Menschen, und die hängt eng mit der (westlichen) Zivilisation zusammen: Wenn etwa Batterien benötigt werden für das Radio, dem einzigen unmittelbaren Kontakt zur Außenwelt, oder besondere Dienstleistungen, dann reiten junge Familienmitglieder auf Kamelen in die nächste, einige Stunden entfernte – und immer noch recht kärgliche – Ansiedlung. Und werden dort mit dem technischen Fortschritt konfrontiert – vom knatternden Motorrad bis hin zum faszinierenden Fernsehen.
Die Dokumentation erzählt gleichzeitig davon, wie eine noch junge, unerfahrene Kamelstute mit Hilfe eines alten, fast vergessenen Rituals dazu gebracht werden kann, ihr erstes Fohlen anzunehmen, dass sie nach einer außerordentlich schweren, zwei Tage dauernden Geburt verstoßen hatte. Mit den Klängen der Pferdekopfgeige versucht ein Musiker, unterstützt von einer jungen Frau als Sängerin, das Herz der Kamelmutter zu erweichen – und ihren Augen Tränen zu entlocken: das Zeichen dafür, dass sie ihr Junges fortan akzeptiert und es ihre Milch trinken lässt.
„Die Geschichte vom weinenden Kamel“ schlug bei der Münchner Uraufführung wie eine Bombe ein und ist seither auf zahlreichen Festivals mit überragendem Erfolg gezeigt worden. Noch im gleichen Jahr wurde der nachhaltig beeindruckende Erstling Luigi Falornis und Byambasuren Davaas zweite HFF-Produktion nach dem Kurz-Dokfilm „Wunsch“ von 2001 von der Volksrepublik Mongolei für den Auslands-„Oscar“ vorgeschlagen und 2005 erneut für einen „Oscar“ in der Wettbewerbssparte Dokumentarfilm nominiert.
Pitt Herrmann