Die Schauspielerin

DDR 1987/1988 Spielfilm

Inhalt

1933. Die erfolgreiche Schauspielerin Maria Rheine und der jüdische Schauspieler Mark Löwenthal lieben sich. Nach dem Erlass der Nürnberger Gesetze ist diese Liebe gefährdet. Maria widersetzt sich, bricht ihre vielversprechende Karriere ab, um unter dem Namen Manja Löwenthal als Jüdin mit Mark zusammenzubleiben. Beide spielen am Berliner jüdischen Theater, bis sie Opfer einer Intrige werden. Judith, eine in Mark verliebte Kollegin, wird den Liebenden zum Verhängnis. Sie spielt der Gestapo ein verräterisches Foto zu.

 

Kommentare

Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!

Heinz17herne
Heinz17herne
Anfang der 1930er Jahre in Magdeburg. Im Theater wird Friedrich Schillers Drama „Maria Stuart“ gegeben, die Rollen der Protagonistinnen Maria Stuart und Elisabeth sind mit Maria Rheine und Rosa besetzt, die sich auch eine Garderobe teilen. In der die ehrgeizige Maria schon ‘mal, vor ihrem Schminkspiegel, in dem ein Foto ihres Vorbildes Marlene Dietrich klemmt, die Rollen tauscht – und sich im prächtigeren Kostüm sehr gefällt. Parallel haben die Proben zu Heinrich von Kleists Schauspiel „Amphitryon“ begonnen. Maria gibt die Alkmene und fordert gegenüber dem Regisseur ein stärkeres Engagement ihres Bühnenpartners Mark Löwenthal in der Titelrolle – nicht nur aus beruflichen Gründen. Aus den beiden wird über Nacht ein Paar. Als sie sich in der Stadt neue Schuhe bei Rudolf Platau kaufen will, einem begeisterten Theatergänger, stehen Braunhemden davor: „Kauft nicht bei Juden“ lautet die Parole. Mark, selbst ein Jude, zieht Maria von dem Geschäft fort.

Nachdem sie ein verlockendes Angebot aus München erhalten hat, trennen sich ihre Wege. Marks Mutter kann gerade noch rechtzeitig Deutschland verlassen, während sich ihr Sohn dem neugegründeten Jüdischen Theater in Berlin anschließt. Wo er sich mit dem Musiker Ernst Freund eine kleine Dachwohnung teilt und sich mit der älteren Kollegin Judith Baumann über den Verlust Marias hinwegtröstet. Letztere reüssiert an der Seite ihres smarten Kollegen Mario Montegasso als kämpferische Johanna in Schillers Drama „Die Jungfrau von Orleans“, sodass der Intendant zur Premierenfeier den Gauleiter und den Reichspressechef begrüßen kann. Maria steht eine glänzende Karriere bevor als blonde Vorzeigearierin der inzwischen an die Macht gekommenen Nationalsozialisten.

„Du bist verrückt. So gut kann gar kein Mann sein“ reagiert Mario entsetzt, als Maria ihm ihren Plan offenbart, sich nach einem fingierten Selbstmord zu Mark nach Berlin abzusetzen. Und verhilft ihr dennoch zu neuen Papieren als Manja Löwenthal geborene Weinstein. „Jude wird man nicht, Jude ist man“ erklärt der Großvater ihrer jüdischen Kollegin Jalda, welcher Maria hilft, ein neues Leben zu beginnen: „Sich wandeln heißt, sich zu erneuern.“ „Schauspielerin suchte Freitod“ lautet die Schlagzeile in der Berliner Morgenpost. Marias Plan ist aufgegangen.

Doch im Olympiajahr 1936 quillt die Reichshauptstadt förmlich über und sie muss trotz schwarz gefärbter Haare, Netz-Hut und Sonnenbrille befürchten, auf der Straße erkannt zu werden. Weshalb sie sich tagsüber auf ein liebevoll mit Blumen geschmücktes Dachareal zurückzieht. Als dieses mutwillig zerstört und mit einem großen Davidstern versehen wird, kommen in ihr Selbstmordgelüste auf. Mark führt die Verzweifelte ins Jüdische Theater, wo Maria alias Manja sofort aufblüht. Vor dem Intendanten spricht sie die Titelrolle aus George Bernhard Shaws Stück „Die heilige Johanna“: „Ich will wagen und wagen bis in den Tod“. Vorsprechen und Wirklichkeit, Rolle und Leben vermischen sich. Am Ende steht die berechtigte Hoffnung auf ein Engagement auf den Brettern der ehemaligen Herrenfeldbühne an der Kommandantenstraße in Kreuzberg.

Regine und Siegfried Kühns Adaption des 1984 im Buchverlag Der Morgen erschienenen Romans „Arrangement mit dem Tod“ von Hedda Zinner verzichtet auf das bittere Ende, den Verrat an die Gestapo. Erstausgestrahlt am 3. April 1990 im Deutschen Fernsehfunk setzt sie schon im Titel den Fokus ganz auf eine ehrgeizige, erschreckend unpolitisch-naive Schauspielerin, deren nach den dokumentarisch eingeblendeten Nürnberger Gesetzen lebensgefährliche Liebesgeschichte mehr behauptet als gezeigt wird. Corinna Harfouch wurde sowohl in Karlsbad als auch beim sechsten und letzten Nationalen Spielfilmfestival der DDR als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. In Karl-Marx-Stadt kamen 1990 noch die Preise für die beste Kamera (Petra Ziesche) und das beste Szenenbild (Hans Poppe) hinzu. Im Jahr zuvor hatte der Verband der Film- und Fernsehschaffenden der DDR den Kritikerpreis „Die große Klappe“ in den Kategorien „Bester Film“ und „Beste weibliche Darstellerin“ (Corinna Harfouch) verliehen.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

Szenarium

Kamera

Kamera-Assistenz

Standfotos

Bauten

Bau-Ausführung

Schnitt

Darsteller

Produktionsleitung

Länge:
2371 m, 87 min
Format:
35mm, 1:1.66
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung: 09.07.1988, Karlovy Vary, IFF;
Erstaufführung (DD): 13.10.1988, Berlin, International

Titel

  • Originaltitel (DD) Die Schauspielerin

Fassungen

Original

Länge:
2371 m, 87 min
Format:
35mm, 1:1.66
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung: 09.07.1988, Karlovy Vary, IFF;
Erstaufführung (DD): 13.10.1988, Berlin, International

Auszeichnungen

Nationales Spielfilmfestival der DDR 1990
  • Beste Kamera
  • Beste Hauptdarstellerin