Marie Leuenberger
Marie Leuenberger, Jahrgang 1980, sammelte bereits mit 16 Jahren erste Schauspielerfahrungen am Jungen Theater Basel, wo sie bis 1999 in verschiedenen Inszenierungen auf der Bühne stand. Von 1999 bis 2002 absolvierte sie eine Schauspielausbildung an der Münchner Otto-Falckenberg-Schule. In der Spielzeit 2002/03 hatte sie ein Engagement am Bayerischen Staatsschauspiel in München, gefolgt von einem Engagement am Stuttgarter Staatstheater. 2005 wurde sie ins Ensemble des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg aufgenommen, dem sie fünf Jahre lang angehörte. Während dieser Zeit erhielt sie den Nachwuchsförderpreis der Freunde des Deutschen Schauspielhauses.
Ihr Debüt als Filmschauspielerin hatte Leuenberger bereits 2003 in Tim Fehlbaums Kurzfilm "Für Julian" gegeben, ihre erste Rolle in einem abendfüllenden Spielfilm spielte sie jedoch erst 2009 mit der Titelfigur in der schweizerischen Komödie "Die Standesbeamtin": Für ihre Verkörperung einer verheirateten Standesbeamtin, die durch das Wiedersehen mit einem Kindheitsfreund den Glauben an die große Liebe zurückgewinnt, erhielt sie prompt den Schweizer Filmpreis sowie einen Darstellerpreis beim World Film Festival in Montréal.
Es folgte eine Hauptrolle in der TV-Komödie "Verstrickt und zugenäht" (CH, 2010), über vier Frauen, die eine Sockenfabrik retten wollen, und dem Fernsehdrama "Vater, unser Wille geschehe" (CH 2010), über eine Familie, die entscheiden muss, ob der im Koma liegende Vater künstlich am Leben gehalten werden soll. Im Kino spielte sie tragende Nebenrollen in Christian Züberts "Dreiviertelmond" (2011), als entfremdete Tochter eines vom Leben verbitterten Taxifahrers (Elmar Wepper), in der Komödie "Was weg is, is weg" (2012), als neue Liebe eines jungen Bayern, der dem Dorfleben entfliehen will, und in Marcus H. Rosenmüllers Komödie "Wer's glaubt, wird selig", der im Sommer 2012 in die Kinos kam: Darin gibt Leuenberger eine Einwohnerin eines bayerischen Skiorts, deren grantige Mutter nach ihrem Tod heilig gesprochen werden soll, um den Tourismus des Dorfes anzukurbeln.
Eine etwas ernstere Rolle hatte sie an der Seite von Maria Schrader und Ursula Werner in dem heiter-besinnlichen Kinofilm "Schwestern" (2013), als jüngste Tochter einer säkular geprägten Familie, die in ein Kloster eintreten will. Für ihre Verkörperung einer geheimnisvollen Jungschauspielerin in dem schweizerischen Fernsehkrimi "Hunkeler und die Augen des Ödipus" erhielt sie bei den Solothurner Filmtagen 2013 den Schweizer Fernsehfilmpreis. Der deutsche TV-Thriller "Neben der Spur – Adrenalin" (2014), Auftakt einer neuen Reihe, zeigte sie als junge Kripobeamtin. Diese tragende Rolle spielte Leuenberger bis 2021 in sechs weiteren Filmen der Serie.
Auf der Kinoleinwand sah man Leuenberger im Ensemble des Dramas "Amnesia" (CH/FR 2015), mit Marthe Keller, Max Riemelt und Bruno Ganz in den Hauptrollen. Gänzlich anderer Stoff war die absurde Komödie "Schubert in Love - Vater werden ist (nicht) schwer" (2016), über die haarsträubenden Versuche eines sozial inkompetenten Besserwissers, eine Frau fürs Leben zu finden.
Die Hauptrolle einer mit Mann und Söhnen auf dem Dorf lebenden jungen Hausfrau und Mutter, die 1971 in der Schweiz beginnt, sich gegen den Widerstand der männlichen Wähler öffentlich und kämpferisch für das Frauenstimmrecht einzusetzen, spielte Marie Leuenberger in "Die göttliche Ordnung" (CH), der 2017 in die Kinos kam und als Schweizer Beitrag für den besten fremdsprachigen Film bei der 90. Oscar-Verleihung ausgewählt, aber schlussendlich nicht nominiert wurde. Zahlreiche Auszeichnungen erhielt das unter der Regie von Petra Volpe entstandene Drama auf mehreren internationalen Filmfestivals, sowie in den Kategorien Beste Hauptdarstellerin (Marie Leuenberger), Beste Nebendarstellerin (Rachel Braunschweig) und Bestes Drehbuch (Petra Volpe) beim Schweizer Filmpreis 2017, wo er in vier weiteren Kategorien, darunter Bester Film, nominiert war.
Ebenfalls 2017, im Wettbewerb der 67. Berlinale, feierte Thomas Arslans in Norwegen angesiedeltes Vater-Sohn-Drama "Helle Nächte" Premiere, in dem Leuenberger die Lebensgefährtin der von Georg Friedrich dargestellten Hauptfigur spielt.
Nach Gast-Auftritten im Dresdner "Tatort" (TV, 2017) sowie in der Krimiserie "Marie Brand" (TV, 2018), sah man Leuenberger in Marcus H. Rosenmüllers Familienkomödie "Unheimlich perfekte Freunde" 2019 erneut auf der Kinoleinwand, diesmal als Mutter einer der jungen Hauptdarsteller. Danach folgten weitere (Neben-) Rollen in Fernsehproduktionen, unter anderem als Schwester eines von der Midlife-Krise gebeutelten Schnulzensängers (Pasquale Aleardi) in der ARD-Produktion "Bingo im Kopf", im Donna-Leon-Krimi "Stille Wasser" (beide 2019), in der von X Filme Creative Pool für das ZDF produzierten, sechsteiligen deutschen Miniserie "Die verlorene Tochter" (2020) sowie in zwei Filmen aus der 2020 gestarteten Reihe "Ein Krimi aus Passau", in dem sie an der Seite von Michael Ostrowski die Hauptrolle einer Polizistin aus Berlin spielte, die mit ihrer Adoptivtochter unter neuer Identität und vom Zeugenschutz betreut ein neues Leben in Passau beginnt. Weitere Filme der Reihe sind in Vorbereitung.
Unter der Regie des Schweizers Oliver Rihs war sie im auf wahren Begebenheiten basierenden Drama "Bis wir tot sind oder frei" in der Hauptrolle als Anwältin des Ausbrecherkönigs Walter Stürm zu sehen, die dessen Popularität nutzt, um in den 1980er Jahren auf die Ungerechtigkeiten des Schweizer Strafsystems hinzuweisen. Für ihre Darstellung im Film, der bereits 2020 auf dem Filmfest Hamburg uraufgeführt wurde und pandemie-bedingt erst im März 2022 in die deutschen Kinos kam, wurde Leuenberger sowohl auf dem Avanca Film Festival in Portugal als auch auf dem Black Nights Film Festival in Tallin, Estland als Beste Darstellerin ausgezeichnet.