Helmut Dietl
Helmut Dietl, geboren am 22. Juni 1944 in Bad Wiessee, aufgewachsen in München, begann nach Abitur und Wehrdienst ein Studium der Theaterwissenschaften und der Kunstgeschichte, das er jedoch vorzeitig abbrach. Praktische Erfahrungen sammelte er als Aufnahmeleiter und als Regieassistent bei den Münchner Kammerspielen, realisierte erste Werbefilme und schrieb Drehbücher.
Sein Debüt als Autor und Regisseur gab Dietl 1974 mit der Fernsehserie "Münchner Geschichten", mit der legendären Volksschauspielerin Therese Giehse in ihrer letzten Rolle. 1978/79 folgte mit "Der ganz normale Wahnsinn" eine weitere Serie. Zusammen genommen reflektieren die beiden Titel bereits Dietls zentrale Motive: Seine Erzählungen spielen fast ausnahmslos in München und nehmen mit satirischer Schärfe den Alltag ihrer bisweilen überlebensgroßen Protagonisten aufs Korn. "Der Durchdreher", ein fürs Kino realisierter Zusammenschnitt von "Der ganz normale Wahnsinn", wurde 1980 mit dem Deutschen Filmpreis in Silber ausgezeichnet.
In den 80er Jahren schuf er in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Jürgen Dohme und dem Schriftsteller und Drehbuchautor Patrick Süskind zwei Fernsehserien, die längst als Klassiker des deutschen Fernsehens gelten: "Monaco Franze – der ewige Stenz" (1983) erzählte von den Abenteuern eines Münchner Kriminalpolizisten und unverbesserlichen Frauenhelden. Helmut Fischer gelang in der Titelrolle der enorm erfolgreichen Serie der große Durchbruch. 1986 folgte der preisgekrönte Sechsteiler "Kir Royal" über den aberwitzigen Alltag eines Münchner Schickeria- und Klatschreporters namens Baby Schimmerlos, kongenial verkörpert von dem Dramatiker Franz Xaver Kroetz.
Einen großen Kinoerfolg landete Dietl mit "Schtonk!" (1992), in dem er die "Stern"-Affäre um die gefälschten Hitler-Tagebücher in einer Mischung aus Farce und Satire aufbereitete. Der Film wurde unter anderem mit drei Deutschen Filmpreisen (in den Kategorien Film, Hauptdarsteller, Regie) ausgezeichnet und erhielt eine Oscar-Nominierung als "Bester fremdsprachiger Film". Sein nachfolgender Kinofilm "Rossini oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief" (1997), eine hochkarätig besetzte, satirische Insider-Beschreibung der Münchner Filmemacher-Szene, avancierte mit 3,2 Millionen Zuschauern ebenfalls zu einem großen Publikumserfolg, wurde von der Kritik jedoch eher zwiespältig aufgenommen.
Die Mediensatire "Late Show" (1998) mit Harald Schmidt und Thomas Gottschalk und Dietls damaliger Lebensgefährtin Veronica Ferres in den Hauptrollen, blieb nach den vorherigen Kassenhits hinter den Erwartungen zurück und fand auch bei der Kritik nur wenig Fürsprache.
Nach einer sechsjährigen Regiepause, in der er sich vor allem als Produzent betätigte, meldete sich Dietl 2005 mit "Vom Suchen und Finden der Liebe" zurück: Nach einem von ihm selbst und Patrick Süskind verfassten Drehbuch erzählt der Film eine moderne Version der Orpheus-und-Eurydike-Geschichte. Die Kritiken sind zumeist mäßig, mit rund 600.000 Zuschauern bleibt die mit Moritz Bleibtreu und Alexandra Maria Lara prominent besetzte Romanze auch finanziell hinter den Erwartungen zurück.
Anfang 2012 legte Helmut Dietl dann einen neuen Kinofilm vor: Die Satire "Zettl", eine Art Fortsetzung von "Kir Royal", allerdings ohne Franz Xaver Kroetz, nimmt die Berliner Polit-Schickeria ins Visier. Die Titelrolle eines fintenreichen Emporkömmlings spielt Michael Herbig.
In einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" gab Dietl im Herbst 2013 bekannt, er sei an Lungenkrebs erkrankt und habe nur geringe Genesungschancen.
Zu den letzten Anlässen, an denen Helmut Dietl öffentlich auftrat, zählten der Deutsche Filmpreis 2014 sowie der "Bambi" 2014. Bei beiden Preisverleihungen wurde er für sein Lebenswerk geehrt.
Helmut Dietl starb am 30. März 2015 in München.