Ellen Schwiers
Ellen Schwiers wurde am 11. Juni 1930 in Stettin geboren. Ihre ersten Lebensjahre waren durch häufige Wohnortwechsel geprägt, da ihr Vater, der Theaterschauspieler Lutz Schwiers, hauptsächlich bei Wanderbühnen engagiert war. Nach dem Krieg gründete er in Marburg den "Schauspielring", aus dem sich später das Marburger Schauspiel entwickelte und wo auch seine Tochter Schauspielunterricht nahm.
Ihr erstes Engagement führte Schwiers nach Koblenz. Später spielte sie unter anderem in München, Frankfurt, Göttingen und dem Schauspielhaus Zürich, wo sie z.B. in der Uraufführung von Friedrich Dürrenmatts "Der Meteor" zu sehen war. Dazu kamen Bühnentourneen und Gastspiele bei verschiedenen Festspielen. Mit Shakespeares "Was ihr wollt" gab sie 1972 ihr Regiedebüt bei den Burgfestspielen in Jagsthausen in Baden-Württemberg, 1984 wurde sie dort auch Intendantin.
Ihr Leinwanddebüt erlebte Schwiers 1949 an der Seite von Hertha Feiler und Rudolf Prack in Kurt Hoffmanns Romanze "Heimliches Rendezvous". In den 1950er und 1960er Jahren war sie in größeren Rollen in zahlreichen Kinofilmen unterschiedlichster Genres zu sehen: In dem von Artur Brauner produzierten Kassenschlager "Anastasia, die letzte Zarentochter" (1959) gab sie eine Prinzessin. In dem Ärztedrama "Aus dem Tagebuch eines Frauenarztes" (1959) bringt sie aus verletzter Eitelkeit einen engagierten Arzt vor Gericht. In der Gaunerkomödie "Der Gauner und der liebe Gott" (1960, Regie: Axel von Ambesser) spielt sie eine junge, hochverschuldete Witwe, die unerwartet Hilfe von einem flüchtigen Safeknacker (Gert Fröbe) erhält. In der Theaterverfilmung "Helden" (1958) mit O.W. Fischer und Liselotte Pulver sah man sie als intrigante Zofe, in Jürgen Rolands Kriminalfilm "Vier Schlüssel" (1965) als eine der Bankangestellten. In Wolfgang Staudtes mit zwei Bundesfilmpreisen ausgezeichnetem Drama "Der letzte Zeuge" (1960) hatte sie die Hauptrolle der Geliebten eines Firmendirektors, die nach dem Mord an ihrem gemeinsamen Baby unschuldig vor Gericht landet.
1976 übernahm Schwiers auch eine Rolle in Bernardo Bertoluccis monumentalem Drama "1900" u.a. mit Robert De Niro, Gérard Depardieu und Burt Lancaster.
Mit Beginn der 1960er Jahre spielte Schwiers zunehmend in TV-Produktionen, zum Beispiel an der Seite von Günter Pfitzmann in der Kriminalserie "Gestatten – mein Name ist Cox" (1961) oder in der dreiteiligen Wilkie-Collins-Verfilmung "Der rote Schal" (1973). Bis 2017 sah man sie in zahlreichen Folgen beliebter TV-Serien wie "Derrick", "Polizeiruf 110", oder "Unser Charly" und verschiedenen TV-Filmen, z.B. dem Drama "In den besten Jahren" (2011) oder der Verfilmung von Ruth Maria Kubitscheks Roman "Im Fluss des Lebens" (2010). Eine durchgehende Rolle hatte sie von 2006 bis 2009 als Tante des von Axel Milberg verkörperten titelgebenden Landarztes in der Serie "Dr. Martin".
Nach langer Kinopause war Schwiers 2013 dann noch ein letztes Mal auf der großen Leinwand zu sehen: In Sherry Hormanns "3096 Tage" über die Entführung der Natascha Kampusch übernahm sie die Rolle von Nataschas Großmutter.
Zu diesem Zeitpunkt war Schwiers, die 1982 zusammen mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter das Tourneetheater "Das Ensemble" Jacob Schwiers GmbH gegründet hatte, für das sie auch selbst auf der Bühne stand, noch immer am Theater aktiv. Bereits 1989 hatte ihr Engament ihr das "Bundesverdienstkreuz 1. Klasse" eingebracht; 1995 hatte sie die "Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg" erhalten, unter anderem für ihre Verdienste um die Burgfestspiele Jagsthausen. Erst 2015, kurz vor ihrem 85. Geburtstag, verabschiedete sich Ellen Schwiers offiziell von der Theaterbühne.
Ellen Schwiers war von 1956 bis zu seinem Tod 1992 mit dem Filmproduzenten Peter Jacob verheiratet. Das Ehepaar hatte zwei Kinder, Katerina und Daniel, die ebenfalls Schauspieler wurden. Daniel Jacob starb 1985. Zuletzt lebte Ellen Schwiers am Starnberger See, wo sie am 26. April 2019 nach langer schwerer Krankheit im Alter von 88 Jahren starb.