Luise Rainer
Luise Rainer, geboren am 12. Januar 1910 in Düsseldorf, absolviert von 1927 bis 1928 eine Schauspielausbildung an der Hochschule für Bühnenkunst in Düsseldorf und erhält anschließend ihr erstes Engagement am Düsseldorfer Schauspielhaus, dem die Hochschule angeschlossen war. 1931 wechselt sie ans Wiener Volkstheater. Ab 1932 spielt Luise Rainer erste Filmrollen, etwa in Kurt Gerrons musikalischer Romantikkomödie "Heut kommt's drauf an" an der Seite von Hans Albers, die schließlich den amerikanischen Studiomogul Louis B. Mayer auf sie aufmerksam machen: 1935, zwei Jahre nach der Machtergreifung der Nazis, holt Mayer die deutsche Jüdin nach Hollywood, gibt ihr einen Drei-Jahres-Vertrag bei seinem Studio MGM und vermarktet sie als die "nächste Greta Garbo".
Bereits mit ihrem ersten Film in den USA, der romantischen Komödie "Escapade" von Robert Z. Leonard, gelingt ihr der Durchbruch in Hollywood. Für ihren zweiten amerikanischen Film, das Musical "Der große Ziegfeld" (1936; ebenfalls unter der Regie von Leonard), erhält Rainer den Preis des New Yorker Filmkritikerverbandes und den begehrten Oscar als "Beste Hauptdarstellerin". Nur ein Jahr später wird Rainer erneut mit dem Oscar ausgezeichnet: für ihre ausdrucksstarke, fast völlig von Gestik und Mimik getragene Verkörperung einer chinesischen Bäuerin in Sidney Franklins Sozialdrama "Die gute Erde" (1937). Damit ist sie die erste Schauspielerin, die zwei Oscars in direkt aufeinander folgenden Jahren gewinnt – gefolgt nur von Katherine Hepburn, 32 Jahre später. Darüber hinaus ist sie die bis heute einzige deutsche Schauspielerin, die je mit einen Oscar als beste Darstellerin geehrt wurde.
Allerdings hält Rainers Erfolgssträhne nicht lange an. Mit dem Musical "Der große Walzer" (USA 1938, R:Julien Duvivier), in dem sie die Ehefrau des Komponisten Johann Strauss verkörpert, landet sie 1938 noch ein Kassenhit, bevor ihre Kinokarriere ein jähes Ende nimmt. Nach dem Flop "Dramatic School" (1938) erhält sie praktisch keine Filmangebote mehr. Über die Gründe gehen die Überlieferungen auseinander. Manchen Quellen zufolge galt Rainer als "schwierig" und begann, zu hohe Gagen zu fordern; zudem soll es ihrem Image geschadet haben, dass sie mit dem bekennenden Kommunisten Clifford Odets verheiratet war. Rainer selbst machte viele Jahre später Louis B. Mayer verantwortlich: "Er sagte "Wir haben dich groß gemacht und wir werden dich zerstören". Nun, er hat sein Bestes versucht", erzählte sie 2009 dem Londoner "Telegraph".
Nach fünfjähriger Leinwandabstinenz, in der sie in New York und London Theater spielt, dreht Rainer 1943 mit Frank Tuttles Kriegsdrama "Hostages" ihren letzten Film in den USA. 1944 zieht sie mit ihrem zweiten Ehemann Robert Knittel nach London und zieht sich aus dem Filmgeschäft zurück. Vereinzelt sieht man sie in den folgenden Jahren in Theater- und TV-Rollen. Frederico Fellinis Angebot, sie in einer Gastrolle in "La Dolce Vita" (1960) zu besetzen, scheitert im letzten Moment an Differenzen mit dem Regisseur. Für einen Spielfilm tritt Luise Rainer ein letztes Mal 1997 vor die Kamera: In Károly Makks Dostojewski-Verfilmung "Dunkle Tage in St. Petersburg" (NL/HU/GB) spielt sie die Nebenrolle der "Großmutter". 2004 rezitiert sie für den Film "Poem - Ich setzte den Fuß in die Luft und sie trug" das Goethe-Gedicht "Gesang der Geister".
Luise Rainer, die viele Jahre lang die älteste noch lebende Oscar-Gewinnerin war, verstarb am 30. Dezember 2014 in London an einer Lungenentzündung.