Gero von Boehm
Kurt-Gero von Boehm-Bezing wurde am 20. April 1954 in Hannover geboren und wuchs in Hamburg, Berlin und Heidelberg auf. Er studierte Rechts- und Sozialwissenschaften in Heidelberg und New York. Bereits während des Studiums begann er, sich journalistisch zu betätigen: Ab 1973, mit 19 Jahren, war er als freier Autor für diverse Publikationen tätig.
Das Jahr 1975 ist in Gero von Boehms Werdegang von besonderer Bedeutung: In diesem Jahr begann er als Autor für die Wochenzeitung Die Zeit sowie für mehrere Hörfunksender (u.a. SWF und Deutschlandfunk) zu arbeiten; darüber hinaus gab er bei SWF 3 sein Debüt als Moderator, mit der Sendung "Südwest Basar". Vor allem aber realisierte er 1975 seine erste Fernsehdokumentation – ein Bereich, der bald sein Hauptbetätigungsfeld werden sollte.
Im Jahre 1978 gründete Boehm zusammen mit seiner Frau Christiane die Produktionsfirma interscience film. Sehr schnell machte er sich einen Namen als Regisseur und Autor anspruchsvoller TV-Dokumentarfilme und Reportagen. So etwa mit "Henry Moore – Begegnung zwischen Licht und Stein" (1982), "Armut in Amerika" (1983), "Die Friedenskinder von Belfast" (1986) und "Die Streetkids von New York" (1988).
Neben seinen Fernsehproduktionen moderierte Boehm beim Südwestrundfunk von 1980 bis 1990 die Reihe "Wortwechsel", in der er sich mit prominenten Persönlichkeiten unterhielt.
1991 erhielt Boehm für die TV-Dokumentation "Leben um jeden Preis – Ärzte gegen den Baby-Tod" den Film- und Fernsehpreis des Hartmannbundes. 1993 gewann er den Bayerischen Fernsehpreis für "Schöpfer Mensch". Im gleichen Jahr wurde er mit dem Kulturpreis der Eduard-Rhein-Stiftung für "herausragende journalistische Fernsehbeiträge" ausgezeichnet (gemeinsam mit Ernst Waldemar Bauer).
In seinen Filmen befasst Gero von Boehm sich häufig mit Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur, aber auch der Wissenschaft. So hat er Dokumentarfilme über Giacometti (2001), Umberto Eco (1995), Audrey Hepburn (2004), David Hockney (1996) und Henry Miller (2017) gedreht (um nur ein paar wenige Namen zu nennen), ging in Filmen wie dem preisgekrönten "Frankensteins Kinder" (2000) und "Die Menschheitsformel" (2001) aber auch Fragen der Wissenschaft und der Wissenschaftsethik nach, etwa in Gesprächen mit Stephen Hawking und Steven Weinberg. "Zwischen Kunst und Wissenschaft bestehen sehr enge Beziehungen", sagte Boehm 2002 in einem Interview, "Man hat oft die Musik mit der Mathematik verglichen – die kleinste Gleichung besitzt ihre Harmonie. Es ist wichtig für mich, diesen beiden Welten zu begegnen und in diesen beiden Bereichen zu arbeiten." Gelobt wurden seine Filme vor allem für Boehms Talent, die Menschen hinter den öffentlichen Personen in Erscheinung treten zu lassen.
In seiner Sendereihe "Mein Leben" (2001-2010) porträtierte Boehm Persönlichkeiten wie Armin Mueller-Stahl, Michael Haneke, Norman Mailer und Albert Speer. Daneben hatte er von 2002 bis 2010 bei dem Sender 3sat die Interview-Reihe "Gero von Boehm begegnet …". Neben solchen Porträts individueller Personen drehte Boehm auch diverse Doku-Reihen, etwa "Paläste der Macht" (2004), "Schlösserwelten Europas" (2011-2012), "Terra X: Deutschland-Saga" (2014-2015) und "Terra X: Welten-Saga" (2020). Ab 2012 führte er zudem bei zahlreichen Folgen der Fernsehsendung "Precht" Regie.
2016 erhielt Gero von Boehm bei der Verleihung des Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik eine "Besondere Erwähnung" für sein "außerordentliches Gesamtwerk"; 2017 wurde er mit dem Steiger Award in der Kategorie Medien geehrt. 2019 gewann er für den Dokumentarfilm "Exodus? Eine Geschichte der Juden in Europa" einen Bayerischen Fernsehpreis.
Im Jahr darauf, Juli 2020, kam ein Dokumentarfilm Gero von Boehms in die Kinos: "Helmut Newton – The Bad and the Beautiful". Boehm hatte den ebenso berühmten wie umstrittenen Fotografen bereits 2002 für die Reihe "Mein Leben" porträtiert.
Fürs Fernsehen realisierte er die Dokumentation "Queen Lear" (2022), über die französisch-britische Kultsängerin Amanda Lear und die sechsteilige ZDF-Reihe "Terra X: Welten-Saga II" (2023). Außerdem führte er weiterhin bei Folgen der Fernsehsendung "Precht" Regie.
Gero von Boehm ist Träger des Ordens Chevalier des Arts et Lettres der Französischen Republik, verliehen an "Personen, die sich durch ihr Schaffen im künstlerischen oder literarischen Bereich oder durch ihren Beitrag zur Ausstrahlung der Künste und der Literatur in Frankreich und in der Welt ausgezeichnet haben." Er lebt wechselweise in Frankreich und Berlin.