Roger Fritz
Roger Fritz wurde am 22. September 1936 in Mannheim geboren und absolvierte eine Ausbildung zum Großhandelskaufmann. 1955 lernte er in München den Fotografen Herbert List kennen und assistierte ihm gelegentlich. Zugleich begann er selbst zu fotografieren und gewann als 20-Jähriger bei der Photokina seinen ersten Preis, zwei Jahre später den nächsten. In den folgenden Jahren unternahm er für Zeitschriften und Illustrierte wie Stern, Quick, Jours de France, die französische Vogue sowie Bunte zahlreiche Reportagereisen. 1959 gehörte er zum Gründungsteam der legendären Jugendzeitschrift "twen".
Seine erste Rolle als Schauspieler spielte er 1959 in "...und noch frech dazu!". Ab 1961 besuchte er für zweieinhalb Jahre die UFA-Nachwuchsschule für Schauspiel und Regie in Berlin (deren Leiterin Else Bongers hatte er bei einer Reportage über den Kinofilm "Die Halbstarken" kennen gelernt). Daneben assistiert er Luchino Visconti bei "Boccaccio 70" (I/F 1961), in dem er auch mitspielte, und "Il Gattopardo" (I/F 1962). 1962 dreht er seinen ersten Kurz-Dokumentarfilm "Verstummte Stimmen", über den Berliner Mauerbau, gefolgt von dem Kurz-Spielfilm "Zimmer im Grünen" (1964). Er arbeitete über Jahre hinweg mit Gian Carlo Menotti beim Opernfestival Festival dei Due Mondi in Spoleto, Italien, und in New York.
Sein Langfilmdebüt gab Roger Fritz mit dem erfolgreichen Gesellschaftsporträt "Mädchen, Mädchen" (1967), an dessen Drehbuch Eckhart Schmidt mitwirkte. Bei Schmidts "Jet-Generation" (1968) wiederum fungierte Fritz als Drehbuchautor, Produzent und Darsteller. Eigene Regiearbeiten waren die preisgekrönten Liebes-Dreiecksgeschichten "Häschen in der Grube" (1968) mit Helga Anders und "Mädchen mit Gewalt" (1969) mit Klaus Löwitsch. Außerdem gehörte Fritz neben Hannes Dahlberg und Eckhart Schmidt zu den Regisseuren des Episodenfilms "Erotik auf der Schulbank" (1968).
In den 1970er Jahren war Fritz als Regisseur ausschließlich fürs Fernsehen tätig. Er inszenierte Fernsehspiele wie "Zwischen uns beiden" (1971) und Folgen von Serien wie "Unter einem Dach" (1975), "Die schöne Marianne" (1975-1978) und "St. Pauli-Landungsbrücken" (1979-1981). Daneben wirkte er als Darsteller in Filmen anderer Regisseure mit, etwa in Rolf Olsens "Die Kompanie der Knallköppe" (1971), Rudolf Thomes "Fremde Stadt" (1972) und Sam Peckinpahs "Steiner - Das Eiserne Kreuz" (DE/GB 1977). Mit Rainer Werner Fassbinder drehte er "Berlin Alexanderplatz" (1980), "Lili Marleen" (1981) und "Querelle" (1982). Bei letzterem fungierte er auch als Fotograf und veröffentlichte 1982 das Buch zum Film. Auch sonst wurde Fritz Immer wieder als Stand- und Setfotograf bei unterschiedlichen Filmproduktionen engagiert.
Seine letzte eigene Regiearbeit war der Kinofilm "Frankfurt Kaiserstraße" (1981), über ein junges Paar aus der Provinz, das in den Frankfurter Straßenstrich gerät. Bis Anfang der 2000er Jahre sah man Fritz (meist in Nebenrollen) als Schauspieler in unterschiedlichsten Kino- und Fernsehproduktionen. So etwa in Burkhard Driests Drama "Annas Mutter" (1984), Peter Patzaks Krimi "Der Joker" (1987) und Heidi Kranz' Milieugeschichte "Natalie - Die Hölle nach dem Babystrich" (1997, TV), sowie in Einzelfolgen von Serien wie "Ein Fall für zwei" (1986) und "Lindenstraße" (1999). Seine letzte Rolle hatte er als amerikanischer Filmproduzent in Ulli Lommels "Daniel, der Zauberer" (2004).
Fritz' fotografische Arbeiten waren im Lauf der Jahre in mehreren Ausstellungen zu sehen. Er veröffentlichte zudem die Bände "Muc People" (2002), "Extrem Bayrisch" (2010) und "Boulevard der Eitelkeiten: Photographien und Geschichten" (2021).
Roger Fritz erlag am 26. November 2021 in München einem Schlaganfall. Er wurde 85 Jahre alt.