Viktor Tourjansky
Vyacheslav Tourjansky, geboren am 4. März 1891 in Kiew, Russland, zog 1911 nach Moskau, wo er unter anderem bei dem legendären Konstantin Stanislavski (Begründer der "Stanislavksi-Methode/Method Acting") Schauspielerei studierte. Er wirkte in mehreren Stummfilmen des frühen russischen Kinos mit, wurde jedoch bereits ab 1914 regelmäßig mit eigenen Regiearbeiten betraut. Nach der kommunistischen Oktoberrevolution 1917 ging Tourjansky nach Jalta, wo er bis 1919 weiter arbeiten konnte. Erst als die Rote Armee bis an die Krim vorrückte, flüchtete Tourjansky mit einer Reihe von Kollegen nach Westeuropa. Er ließ sich in Paris nieder, änderte seinen Vornamen aus Verständigungsgründen in Viktor und gründete gemeinsam mit seinen emigrierten Mitarbeitern eine russisch-französische Filmfirma.
Als Regieassistent war er 1926 an Abel Gances legendärem Monumentalwerk "Napoleon" beteiligt. Aber auch in Eigenregie inszenierte Tourjansky in Europa von Beginn an zahlreiche Filme, zunächst vor allem für französische, ab Ende der zwanziger Jahre auch verstärkt für deutsche Produktionsstudios, zudem vereinzelt für britische und amerikanische Geldgeber wie das Hollywoodstudio MGM.
Ab Mitte der dreißiger Jahre war Tourjansky fast nur noch in Deutschland tätig. 1936 inszenierte er für die Ufa den Abenteuerfilm "Stadt Anatol" mit Brigitte Horney – der Beginn einer überaus erfolgreichen Regie-Karriere in Nazi-Deutschland, die ihm scharfe Kritik seiner alten Kollegen in ganz Europa einbrachte. Tatsächlich inszenierte Tourjansky neben populären, vermeintlich "harmlosen" Unterhaltungsfilmen wie "Der Blaufuchs" oder "Tonelli" auch das Propaganda-Machwerk "Feinde".
Dennoch konnte er seine Karriere auch nach dem Ende des Dritten Reichs fortsetzen. Er arbeitete in Deutschland und Italien und landete mit Filmen wie "Salto Mortale", "Mutter sein dagegen sehr" und "Beichtgeheimnis" eine Reihe weiterer Publikumserfolge. Am 13. August 1976 starb Viktor Tourjansky in München.