Jennifer Nitsch
Jennifer Nitsch wurde am 10. Dezember 1966 in Köln geboren. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Ausbildung als Kostümbildnerin und sammelte als Kostümassistentin bei Serien wie "Losberg" (1986) und "Forsthaus Falkenau" (1989) praktische Erfahrungen. In einer Folge von "Forsthaus Falkenau" spielte sie 1989 auch ihre erste, kleine Fernsehrolle, nachdem der Regisseur Helmut Ashley ihr Talent erkannt hatte. Er besetzte sie auch in einem kleinen Part der "Der Alte"-Folge "Der Augenblick der Rache" (1989). Fast zeitgleich gab Nitsch ihr Kinodebüt mit einer Nebenrolle in Hans W. Geißendörfers Anti-Atomkraft-Thriller "Bumerang-Bumerang" (1989).
Der Durchbruch gelang Nitsch in Sönke Wortmanns früher Erfolgskomödie "Allein unter Frauen" (1991). An der Seite des damals ebenfalls noch unbekannten Thomas Heinze spielte sie darin eine Feministin, die einen narzisstischen Macho in ihrer Frauen-WG aufnimmt. Danach sah man sie den ersten sieben Folgen der Serie "Glückliche Reise" (1992) als schlagfertige Stewardess; in einigen Folgen der Arztserie "Freunde fürs Leben" (1992-93) spielte sie die Schwester von Michael Leschs Hauptfigur. Eine Hauptrolle hatte sie in Uwe Jansons Umwelt-Thriller "Gefährliche Verbindung" (1993, TV), als Jungakademikerin, die einem Chemie-Skandal auf die Spur kommt.
Viel Kritikerlob erhielt Nitsch für ihre Leistung in dem ZDF-Fünfteiler "Nur eine kleine Affäre" (1994), über eine Frau, deren kriselnde Ehe nach einem Seitensprung unaufhaltsam in die Brüche geht. Für diese Rolle wurde sie 1994 mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet; 1995 gewann sie zusammen mit ihren Teamkolleg*innen den Grimme-Preis. Eine weitere bedeutende Rolle spielte sie in Dieter Wedels viel beachtetem Fünfteiler "Der Schattenmann" (1996). An der Seite von Mario Adorf, Stefan Kurt und Heiner Lauterbach gab sie darin die unwissende Geliebte eines verdeckten Ermittlers, der auf einen Unterweltboss angesetzt ist.
Seltene Kinohauptrollen spielte Nitsch an der Seite von Christiane Hörbiger und Lena Stolze in der Komödie "Diebinnen" (1995, Regie: Peter Weck) und mit Martina Gedeck in der Liebes- und Verwechslungskomödie "Frauen lügen nicht" (DE/AT 1998), über die amourösen Abenteuer zweier bester Freundinnen.
Umso öfter sah man sie in Fernsehproduktionen. Allein zwischen 1997 und 1999 wirkte sie in zwölf TV-Filmen mit, darunter die Thriller "Lebenslang ist nicht genug" (1997), "Schock – Eine Frau in Angst" (1998, Regie: Ben Verbong) und "Lieber böser Weihnachtsmann" (1999, Regie: Verbong) sowie die Komödien "Busenfreunde" (1997) und "Männer sind wie Schokolade" (1999). In Italien drehte Nitsch den Dreiteiler "Die Piraten der Karibik" (IT/DE 1998), unter der Regie des Genre-Spezialisten Lamberto Bava; sie hatte darin eine zentrale Rolle als befreite Sklavin und kämpferische Gefährtin eines Piraten.
Als kanadische B-Produktion entstand der Actionthriller "Death, Deceit & Destiny Aboard the Orient Express" ("Terror im Orient Express", 2001), mit Nitsch in der Rolle einer schwerreichen Passagierin des Luxuszugs, der von einem arabischen Terroristen (Christoph Waltz!) gekapert wird; ebenfalls in Kanada drehte sie die moderne Dorian-Gray-Adaption "Dorian" ("Dorian - Pakt mit dem Teufel", 2003), in der sie eine berühmte Fotografin verkörpert; auch hier ist Christoph Waltz in einer (Neben-)Rolle zu sehen.
Fürs deutsche Fernsehen drehte Nitsch während dieser Jahre unter anderem die "Tatort"-Folge "Bienzle und der Tag der Rache" (2001), das Kriminaldrama "Am Ende die Wahrheit" (2002) und die Mutter-Tochter-Geschichte "In der Höhle der Löwin" (2003) mit Rosemarie Fendel.
Ihre letzte Arbeit war die Titelrolle in dem Fernsehfilm "Judith Kemp" (2004), über die Fälle einer idealistischen Rechtsanwältin. Der Film war als Auftakt einer Reihe geplant, die jedoch nicht mehr umgesetzt werden konnte. Noch vor der Erstausstrahlung starb Jennifer Nitsch am 13. Juni 2004, als sie aus dem Fenster ihrer Schwabinger Dachwohnung stürzte. Zwar stellte sich später heraus, dass Nitsch bereits seit längerer Zeit unter Depressionen litt und zum Zeitpunkt ihres Todes unter schwerem Alkoholeinfluss stand, dennoch sind die genauen Umstände des tödlichen Sturzes ungeklärt.