Claudia Richarz
Claudia Richarz, geboren 1955 in Troisdorf, studierte zunächst an der Ruhr-Universität Bochum, wo sie begann, sich mich Fotografie und Videokunst zu beschäftigen. In Hamburg war sie 1979 Mitbegründerin und bis 1986 Mitarbeiterin des Künstlerinnenprojekts 'bildwechsel, Kultur- und Medienzentrum für Frauen'; ebenfalls in Hamburg absolvierte sie später ein Diplom-Studium im Fachbereich Visuelle Kommunikation an der Hochschule für bildende Künste (HfbK), wo Helke Sander zu ihren Professor*innen gehörte.
1980 drehte Richarz ihren ersten Kurzfilm: "Fortunella", eine dokumentarische Collage über eine junge Frau, die sich nach einem erfüllten und glücklichen Leben sehnt. Ihr zweiminütiger Experimentalfilm "Endlich eine Prinzessin" (1985), gewann 1987 den. 2. Preis beim Hamburger No Budget Kurzfilm Festival. In den folgenden Jahren drehte Richarz zahlreiche kurze und mittellange Filme, zum Beispiel den 27-minütigen Dokumentarfilm "Der Zug aus Leipzig" (1989, mit Astrid Proll), der beim Max Ophüls Festival lief, und den Experimentalfilm "Vorsicht Glatteis" (1990), eine Ton-Collage aus Verkehrsfunknachrichten zu Bildern aus der Natur.
Vor allem aber realisierte sie regelmäßig dokumentarische Arbeiten, darunter "Die große Liebe" (1993), in dem verschiedene Menschen (darunter Hermine Huntgeburth und Peter Lohmeyer) erzählen, was für sie "große Liebe" bedeutet. Für die zehnteilige Arte-Doku "Abnehmen in Essen" (2000, mit Carl-Ludwig Rettinger), über fünf korpulente Frauen, die abnehmen möchten, wurde sie mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Eine weitere Grimme-Preis-Nominierung erhielt sie für die Doku-Reihe "Samba für Singles" (2004, mit Carl-Ludwig Rettinger), über acht Singles auf Partnersuche, die einen Tanzkurs besuchen. Ebenfalls für den Kultursender Arte und in Zusammenarbeit mit Carl-Ludwig Rettinger entstand die Doku-Reihe "Delphinkinder" (2005), über behinderte Kinder, die in Spanien eine Delphin-Therapie machen.
Zusammen mit Ulrike Zimmermann produzierte sie zwischen 2012 und 2017 mehrere DVDs zum Thema Sexualität, Lust und Körperbewusstsein. In diesem Zusammenhang realisierten die beiden auch den Kino-Dokumentarfilm "Vulva 3.0. Zwischen Tabu und Tuning" (2014), der im Panorama der Berlinale 2014 uraufgeführt wurde. Bis 2020 realisierte Richarz zudem diverse kommerzielle Formate für die sagamedia Filmproduktion. Fürs Fernsehen entstand die Reportage "Wenn der Vierbeiner zum Chef wird. Die Hundetrainerin" (2019).
Im Jahr 2022 begann Richarz mit der Arbeit an dem Dokumentarfilm "Helke Sander: Aufräumen", einem filmischen Porträt ihrer einstigen Professorin und zentralen Vertreterin der Neuen Frauenbewegung und des Neuen Deutschen Films, das beim Internationalen Frauenfilmfestival Dortmund+Köln 2023 Premiere hatte und dort den Publikumspreis gewann. Der reguläre Kinostart erfolgte im März 2024.