Herbert Maisch
Herbert Karl Adolf Maisch wurde am 10. Dezember 1890 in Nürtingen geboren. In jungen Jahren träumte er von einer Karriere als Schauspieler, doch sein Vater, ein Amtsrichter, hatte eine Militärkarriere für seinen Sohn vorgesehen. Von 1901 bis 1910 besuchte Maisch die Kadettenanstalten in Karlsruhe und Groß-Lichterfelde. Im März 1910 trat er als Fähnrich der Württembergischen Armee bei. Während des Ersten Weltkriegs war er als Infanterieoffizier an den Westfronten und der Ostfront stationiert und wurde vier Mal verwundet. Kurz vor Kriegsende verlor er im Alter von 27 Jahren den rechten Arm. Für seine militärischen Leistungen erhielt er beide Klassen des Eisernen Kreuzes sowie das Ritterkreuz des Militärverdienstordens. Eine Laufbahn als Berufsoffizier, wie es dem Vater vorschwebte, war ihm auf Grund seiner Versehrtheit allerdings nicht mehr möglich. Seinen eigenen Traum von der Schauspielerei konnte er sich jedoch auch nicht mehr erfüllen.
Dennoch wandte Maisch sich der Bühne zu: Er absolvierte ein Volontariat beim Stadttheater Ulm und wurde 1920 Regisseur am Stuttgarter Staatstheater. Parallel dazu studierte er an der Technischen Hochschule. 1924 ging er als Intendant an die Württembergische Volksbühne in Esslingen; in gleicher Funktion leitete er ab 1926 das Theater Koblenz und das Erfurter Stadttheater (1928-30). Von 1930 bis 1933 war Herbert Maisch Intendant des Mannheimer Nationaltheaters, wo er Willy Birgel zum Star machte. Anschließend ging er an das Preußische Theater der Jugend in Berlin. Allerdings wurde er nach der Machtübernahme der Nazis noch im gleichen Jahr wegen "politischer Unzuverlässigkeit" entlassen.
Aus dieser Situation heraus wandte Maisch sich dem Film zu, unterstützt von Willy Birgel. Als Regie-Assistent von Frank Wysbar ("Das Fähnlein der sieben Aufrechten", DE/CH 1934) und Herbert Selpin ("Der Springer von Pontresina", DE/CH 1934; "Ein idealer Gatte", 1935) sammelte er praktische Erfahrungen.
Sein Debüt als Filmregisseur gab er 1935 mit dem prominent besetzten Historienfilm "Königswalzer", gefolgt von der Liebes-Dreiecksgeschichte "Liebeserwachen" (1936). Bis 1945 drehte er zwölf weitere Filme. Neben vordergründig harmlosen Unterhaltungsfilmen wie der "Carmen"-Adaption "Andalusische Nächte" (DE/ES 1938) und dem Kostüm-Lustspiel "Nanon" (1939) inszenierte Maisch allerdings auch nationalsozialistische Propagandafilme wie den Weltkriegsfilm "Menschen ohne Vaterland" (1937), den Kriegsfliegerfilm "D III 88" (1939) und das antibritische Burendrama "Ohm Krüger" (1941, Co-Regie mit Hans Steinhoff). Ein bemerkenswerter Fall ist in dieser Hinsicht das Drama "Starke Herzen" (1937), das sowohl von den Nazis verboten wurde (u.a. wegen seines nach Ansicht von Goebbels zu gemäßigten Antikommunismus), als auch später von den Alliierten Militärregierungen. Erst in der Bundesrepublik kam der Film im Jahr 1953 als "Starke Herzen im Sturm" zur Aufführung.
"Friedrich Schiller" (1940), über die Anfangsjahre des Dichters, wird von Filmhistorikern unterschiedlich bewertet: während die einen darin einen Protest gegen die Unterdrückung sehen, finden andere (etwa der Publizist und Dokumentarfilmer Erwin Leiser) in der künstlerischen Selbstfindung des genialen Deutschen Friedrich Schiller die Ideologie der Nazis wiedergegeben. Auch Maischs Filmbiografie "Andreas Schlüter" (1942), über den Barock-Bildhauer, wird von manchen Filmhistorikern in einer Reihe mit damaligen Filmporträts verortet, die dem im Dritten Reich vorgelebten Führerprinzip huldigten.
Maischs letzte Filme waren die humorvolle Künstlergeschichte "Die Zaubergeige" (1944) mit Will Quadflieg als kauzigem Violinisten, und der Liebesfilm "Musik in Salzburg" (1944) mit Willy Birgel und Lil Dagover, der als typische Unterhaltungskost während der letzten Kriegsmonate in die Kinos kam.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Befreiung Deutschlands wandte Herbert Maisch sich wieder der Theaterarbeit zu. Von 1947 bis 1959 leitete er als Generalintendant die Bühnen der Stadt Köln. 1960 wurde er Leiter der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Künste in Frankfurt am Main. Im Jahr 1970 veröffentlichte er seine Memoiren mit dem Titel "Helm ab – Vorhang auf". Vier Jahre später, am 10. Oktober 1974, starb Herbert Maisch in Köln.