Antje Starost
Antje Starost, geboren 1950 in Berlin, studierte Pädagogik mit dem Schwerpunkt Medien in Berlin und lehrte nach ihrem Diplom-Abschluss selbst an der FU Berlin. 1975 gründete sie ein Medienzentrum in Berlin und leitete dort die Produktionsgruppe Jugend- und Bildungsarbeit. In diesem Rahmen realisierte sie mit Jugendlichen aus sozialen Brennpunkten Multimedia-Produktionen und Dokumentationen, die deutschlandweit in Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen gezeigt wurden.
1978 nahm Starost ein Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) auf. Ihr knapp 70-minütiger Abschlussfilm "Marika und Caterina" (1979-1981), über eine Kreuzberger Kita-Erzieherin und deren 13-jährige Tochter, lief 1981 in der ZDF-Reihe "Das kleine Fernsehspiel". Noch während des Studiums gründete Starost im Jahr 1980 die Antje Starost Film Produktion. Mit ihr realisierte sie seither Kino-Dokumentarfilme, Essay-Filme, Kinderfilme und Kurzspielfilme sowie TV- Dokumentationen. Alle ihrer Arbeiten entstanden in Zusammenarbeit mit dem Kameramann, Autor und Regisseur Hans Helmut Grotjahn, mit dem sie bereits seit Mitte der 1970er Jahre an diversen Projekten gearbeitet hatte.
Zu den bekanntesten Dokumentarfilmen des Duos gehören "Wurlitzer oder Die Erfindung der Gegenwart" (1985), über Hans Vogt, einen der Erfinder des Lichttonfilms und der Wurlitzer Kino-Orgel; "Chaupi Mundi - Die Mitte der Welt" (1992), eine Mischung aus Spiel- und Dokumentarfilm über den Alltag eines Indio-Mädchens im Hochland der Anden; und "Der Diplomat" (1994), über den französischen Résistance-Kämpfer, KZ-Überlebenden und späteren Diplomaten Stéphane Hessel.
Der Dokumentarfilm "7 oder Warum ich auf der Welt bin" (2010), in dem sieben Kinder aus verschiedenen Ländern und sozialen Schichten Antworten auf die Frage "Warum bin ich auf der Welt?" geben, lief auf zahlreichen internationalen Festivals und wurde unter anderem bei den Kinderfilm-Festivals in Vancouver und Mexico City preisgekrönt; die Wiesbadener Filmbewertungsstelle kürte ihn zum Dokumentarfilm des Monats.
Bereits vorher, im Jahr 2009, hatten Starost und Grotjahn mit der Arbeit an dem Dokumentarfilm "Geschichte einer Liebe - Freya" begonnen. Darin erzählen sie die Lebens- und Liebesgeschichte von Freya von Moltke (1911-2010) und Helmuth James Graf von Moltke (1907-1945), der 1945 als Widerstandskämpfer von den Nazis hingerichtet wurde. Nach rund siebenjähriger Arbeit feierte "Geschichte einer Liebe - Freya" im Oktober 2016 bei den Hofer Filmtagen Premiere. Dort wie auch zum regulären Kinostart im Frühjahr 2017 erhielt er hervorragende Kritiken.
Fürs Fernsehen entstand "Empört Euch! Engagiert Euch! Stéphane Hessel", ein dokumentarisches Porträt über den Franzosen Stéphane Hessel, der 2010 mit 93 Jahren durch sein Pamphlet "Empört Euch!" zu einer Ikone der Protest- und Jugendbewegung in ganz Europa und Nordafrika wurde.
Für die Kunsthalle Rehau Art in Rehau gestalteten Starost und Grotjahn die 2019 eröffnete Ausstellung "Vom Bauernbub zum Erfinder des Tonfilms", über den Tonfilmfilmpionier Hans Vogt aus Wurlitz, einem Gemeindeteil Rehaus; 2022 folgte die Ausstellung "100 Jahre Tonfilm".
Ihren nächsten Kinofilm stellten die beiden bei den Hofer Filmtagen 2023 vor: "7 oder Wie halte ich die Zeit an", für den sie die Protagonist*innen ihres Dokumentarfilms "7 oder Warum ich auf der Welt bin" (2010) erneut besuchten. Der Kinostart erfolgte im März 2024.