Joachim Fuchsberger
Joachim Karl Fuchsberger, geboren am 11. März 1927 in Stuttgart, aufgewachsen in Heidelberg, besuchte die Realschule, wurde zum Reichsarbeitsdienst verpflichtet, gegen Kriegsende zum Fallschirmspringer ausgebildet und anschließend an der Ostfront eingesetzt.
Nach der Entlassung aus britischer Kriegsgefangenschaft arbeitete er 1946 als Bergmann in Recklinghausen, anschließend als Monteur von Setz- und Druckmaschinen im väterlichen Betrieb. Es folgten Stellen als Mitarbeiter in der chemigrafischen Abteilung eines Düsseldorfer Verlags und als Werbeleiter der Deutschen Bauausstellung in Nürnberg. Von 1950 bis 1952 war Fuchsberger Hörfunksprecher beim Sender München und arbeitete nebenher als Conferencier, Liedtextautor und Wochenschausprecher.
Nach ersten Nebenrollen in zwei Filmen von Anton Kutter ("Geh mach dein Fensterl auf", 1953; "Wenn ich einmal der Herrgott wär", 1954) gelang ihm ein erster Durchbruch in Paul Mays erfolgreicher "08/15"-Trilogie (1954-55), in der er einen aufsässigen Wehrmachts-Gefreiten verkörperte, der es nach einer Reihe militärischer und amouröser Abenteuer zum Leutnant bringt.
In den Jahren danach folgten weitere "militärische" Auftritte in Filmen wie "U 47 –Kapitänleutnant Prien" (1958) oder "Die grünen Teufel von Monte Cassino" (1958) sowie als junggebliebener "Mann von nebenan" in Unterhaltungsfilmen wie "Kleiner Mann – ganz groß!" (1957) oder "Vater macht Karriere" (1957) – Rollen, durch die er für zahlreiche Zuschauerinnen zum sprichwörtlichen "Traum-Schwiegersohn" wurde.
Der endgültige Aufstieg zu einem der ganz großen Stars des bundesdeutschen Unterhaltungskinos begann für den ob seiner (damals) dunklen Haarpracht "Blacky" genannten Fuchsberger Ende der 50er Jahre mit zahlreichen Edgar-Wallace-Filmen: In Krimis wie "Der Frosch mit der Maske" (1959), "Die Toten Augen von London" (1961), "Das Gasthaus an der Themse" (1962) und "Der Hexer" (1964) verkörperte er stets (alt)modisch gekleidete, Pfeife schmauchende, etwas biedere, jedoch durchaus dynamische und sehr fähige Kommissare.
Daneben wirkte er in Krimikomödien ("Lange Beine - lange Finger", 1966) europäischen Genrefilmen ("Ich, Dr. Fu Man Chu", 1965; "Der letzte Mohikaner", 1965; "Himmelfahrtskommando El Alamein", 1968) mit, denen zumeist jedoch weit weniger Erfolg beschieden war, als den Wallace-Adaptionen. Nachdem diese Ende der 60er Jahre ("Im Banne des Unheimlichen") immer mehr an Qualität und Erfolg einbüßten, drehte er Anfang der 70er Jahre die skurrile Abenteuerkomödie "Ein Käfer gibt Vollgas" sowie den Abenteuerfilm "Das Mädchen aus Hongkong" (1973) und gab den "Direx" in der leicht klamaukhaften Erich-Kästner-Verfilmung "Das fliegende Klassenzimmer" (1973).
Danach arbeitete er fast ausschließlich als Quiz-, Show- und Talkmaster für das Fernsehen. Nach den Sendereihen "Der heiße Draht" (1973-74) und "Spiel mit mir" (1975-76) moderierte er von Januar 1977 bis März 1986 sechzig Folgen der Samstagabend-Rate-Show "Auf Los geht's los".
Von Dezember 1980 bis Ende 1989 präsentierte er Prominente in der von seiner Produktionsfirma hergestellten Talk-Show "Heut' abend", die zunächst in den Dritten Programmen des Bayerischen Rundfunks und des Südwestfunks, ab Mai 1983 in der ARD ausgestrahlt wurde.
Einen vereinzelten Filmauftritt absolvierte Fuchsberger 1982 als Partner von Désirée Nosbusch in dem umstrittenen Drama "Der Fan", unter der Regie seines langjährigen TV-Beraters Eckhart Schmidt.
Nachdem sein internationales Show-Projekt "90 Minuten" 1987 scheiterte, zog Fuchsberger sich für einige Jahre nach Australien zurück, wo er seit 1983 einen zweiten Wohnsitz unterhält. Hier entstanden zwischen 1988 und 2003 auch die 20 Folgen seiner TV-Reihe "Terra Australis". 1990 moderierte er zudem die ARD-Ratespiel-Show "Ja oder Nein".
Erst ab Mitte der 1990er Jahre wirkte Joachim Fuchsberger gelegentlich wieder TV-Produktionen mit, in denen er nun bevorzugt Adelige ("Die 4 heiligen Könige", 1997) und Kirchenoberhäupter ("Der Bibelcode", 2008) spielte. 2007 meldete er sich nach 25-jähriger Leinwandabstinenz noch einmal als Kinoschauspieler zurück und gab in der Edgar-Wallace-Parodie "Neues vom Wixxer" einen Charakter namens Lord Dickham.
Zuletzt sah man ihn in Wolfgang Murnbergers TV-Komödie "Die Spätzünder" (2010) mit Jan Josef Liefers und der Fortsetzung "Die Spätzünder 2 - Der Himmel soll warten" (2013).
Joachim Fuchsberger, seit 1984 ehrenamtlicher Botschafter des UN-Kinderhilfswerks UNICEF, lebte zuletzt in Grünwald bei München und in Tasmanien. Am 11. September 2014 verstarb er im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Grünwald.