Am morgigen Donnerstag um 12 Uhr beginnt im Zoo-Gesellschaftshaus in Frankfurt am Main mit einem Blick auf die europäische Filmszene unter dem Titel "Forum Europa" der Kongress Zukunft Deutscher Film.
An zwei Tagen wird der Kongress im Rahmen des LICHTER Filmfest Frankfurt International über die Film- und Kinokultur in Deutschland und darüber hinaus diskutieren.
"Kann mal jemand an die Zukunft denken?", betitelte Spiegel Online seine filmpolitische Kolumne vom 11. Juli 2017. Vieles muss sich ändern, darüber sind sich das Publikum und die Filmschaffenden in Deutschland branchen- und institutionsübergreifend einig. Doch wie kann es gelingen, dass internationale Erfolge wie "Victoria" oder "Toni Erdmann" keine Solitäre bleiben? Dass der deutsche Film wieder zum Publikum findet, sich die gesellschaftliche Vielfalt auf beiden Seiten der Kamera widerspiegelt, Filmschaffende von ihrer Arbeit leben können und das Kino als gesellschaftlich relevanter Ort erhalten bleibt? Welche neuen Auswertungs- und Distributionsmöglichkeiten gibt es? Kino hat das Potenzial, Erfahrungen zu vermitteln, Gemeinschaft zu stiften und auch politische Impulse zu setzen. Politische Impulse möchte auch der Kongress setzen - mit europäischem Weitblick und Gästen aus Nachbarländern, die von ihren Arbeits- und Förderbedingungen berichten werden.
Parallel zu öffentlichen Podiumsdiskussionen und Vorträgen zu den drei Themenkomplexen Förderung & Finanzen, Ausbildung & Nachwuchs und Distribution & Kinokultur, der Filmreihe "Zukunft Deutscher Film" und Veranstaltungen wie z.B. einem Videoschnipsel-Vortrag von Jürgen Kuttner werden an drei runden Tischen zu den Kernthemen konkrete Handlungsvorschläge erarbeitet, die Anstöße für Veränderungen in die Politik und die Branche tragen sollen.
Initiator des Kongresses ist der Filmemacher Edgar Reitz, der als Schirmherr des LICHTER Filmfests 2016 die Notwendigkeit eines filmpolitischen Neuanfangs forderte. Er ist Mit-Unterzeichner des Oberhausener Manifests von 1962. Damals legte eine Gruppe von 26 Filmemachern mit dem Oberhausener Manifest den Grundstein für den Neuen Deutschen Film und das in der Folge entstandene Filmfördersystem in Deutschland. Heute sagt Reitz: "Es ist Zeit für ein neues Manifest".
139,2 Millionen Menschen gingen 2015 in Deutschland ins Kino, 27,5 Prozent davon sahen deutsche Filme. Das ist zwar ein Rekord, dabei wird aber übersehen, dass kaum deutsche Filme mehr als 8.000 Zuschauer hatten, die große Zahl der Zuschauerinnen und Zuschauer sich also auf einige sehr wenige Titel konzentrierte. Bei rund 250 Kinostarts in Deutschland pro Jahr besteht die große Herausforderung darin, einzelne Werke für das Publikum überhaupt sichtbar zu machen. Ein ähnliches Schicksal ereilt anspruchsvolles europäisches Kino in den deutschen Kinos und Fernsehsendern.
Die Ausrichter des Kongresses betonen: "Kino muss neue Wege denken, damit es in Zeiten dauernder Verfügbarkeit audiovisueller Inhalte überleben kann. Wir glauben an das Kino, hoffen, dass Sie das auch tun und freuen uns auf einen spannenden Kongress."
Sämtliche Gäste und Programmpunkte: www.lichter-filmfest.de