Die Programmkinos in Deutschland setzen bei ihrem Angebot verstärkt auch auf Filme aus dem Mainstreambereich – genauso wie sich Arthousefilme zunehmend auf den Spielplänen der Filmtheater ohne Programmkinobezug wiederfinden.
Rund ein Drittel (32%) der Besucher, die sich im letzten Jahr in einem reinen Programmkino einen Film angesehen haben, kauften sich hier eine Eintrittskarte für einen Mainstreamfilm. Umgekehrt zahlte mehr als jeder zweite Besucher eines Arthousefilms im letzten Jahr Eintritt in einem Filmtheater, das nicht dem Programmkinobereich zuzuordnen ist. Dies belegt eine Sonderauswertung, die die FFA in Verbindung mit der jährlichen Programmkinostudie am Dienstag auf der Filmkunstmesse Leipzig vorgestellt hat. Die Untersuchung basiert u. a. auf regelmäßigen Befragungen aller Filmtheaterbetreiber durch die FFA.
"Die Ergebnisse zeigen, was sich auch in früheren Auswertungen angedeutet hatte - dass die Grenzen zwischen Mainstream und Programmkino zunehmend verschwimmen", betonte Frank Völkert, stellvertretender FFA-Vorstand, bei der Präsentation der Studie. Bei der in diesem Jahr erstmals separat durchgeführten Programmkino-Befragung hätten sich zudem deutlich mehr Kinobetreiber als in den Jahren zuvor beteiligt, so dass Daten von 94 Prozent der von der FFA erfassten Kinosäle ausgewertet werden konnten. Die hohe Zahl an Rückläufen "verbessert nicht nur die Aussagekraft der Studie, sondern belegt zugleich, wie wichtig die darin analysierten und zusammengefassten Ergebnisse für die Branche sind", sagte Völkert.
Insgesamt erreichten die Programmkinos im letzten Jahr 14,7 Mio. Besucher bei einem Umsatz von 90,7 Mio. Euro – das entspricht 11,6 Prozent der bundesweiten Kinobesuche (126,6 Mio.) und 9,9 Prozent der bundesweiten Kinoumsätze in Höhe von 920,4 Mio. Euro. Gemessen am Anteil von 16,3 Prozent am Gesamtkinobestand verzeichnete das Programmkinosegment somit unterdurchschnittliche Besuchs- und Umsatzwerte. Der Eintrittspreis der Programmkinos lag im selben Zeitraum mit 6,19 Euro 1,08 Euro unter dem bundesweiten Ticketpreis von 7,27 Euro.
Weitere Aspekte und Zahlen aus der Studie in der Übersicht:
· 16,3 Prozent bzw. 768 Kinosäle in Deutschland wurden von ihren Betreibern im letzten Jahr als Programmkinosäle klassifiziert - davon befinden sich 631 Kinosäle in 421 reinen Programmkinos und 137 Kinosäle in 108 Spielstätten mit einem ansonsten gemischten Programmangebot.
· Über die größte Programmkinodichte 2010 verfügt Berlin, gefolgt vom Hamburg und dem Saarland - die geringste Programmkinodichte findet sich in Rheinland-Pfalz.
· 84 Prozent der Programmkinovorstellungen fanden in Spielstätten mit ein bis drei Kinosälen statt - kein reines Programmkino hatte mehr als acht Kinosäle.
· Das durchschnittliche Sitzplatzangebot der Programmkinoleinwände lag 2010 mit 138 Sitzplätzen pro Kinosaal unter dem Bundesdurchschnitt von 172 Plätzen.
· Das Programmkino war auch im letzten Jahr eine Domäne der Großstadt: Knapp ein Drittel (30%) der Spielstätten mit Programmkinoangebot befanden sich in Städten mit über 500.000 Einwohnern - dennoch war auch das ländliche Filmkunstangebot ein wichtiger Bestandteil der Programmkinolandschaft: Über ein Drittel (36%) der Programmkinos lagen in Ortschaften mit bis zu 50.000 Einwohnern.
· Arthouse-Filme waren 2010 besonders beim älteren Publikum beliebt: Vier von zehn Besuchern (42,1%) waren über 50 Jahre alt – auch der durchschnittliche Filmkunstbesucher war mit 45 Jahren deutlich älter als die Besucher im Gesamtkinomarkt (33 Jahre).
· Drei Viertel (71,8 %) aller Besucher von Arthouse-Filmen lebten 2010 in Single- und Zwei-Personen-Haushalten – und gingen am liebsten zu zweit (52,4%) oder alleine (15,9%) ins Kino.
· Mehr als ein Viertel (27,3%) des Filmkunstpublikums gehörte 2010 zur Gruppe der Heavy-User (7 und mehr Kinobesuche im Jahr) - im Gesamtmarkt stellt diese Gruppe lediglich 11,5 Prozent der Besucher.
· Der Besucher von Arthouse-Filmen gab auch in 2010 wieder seltener (36,5% im Vergleich zu 52,1%) und weniger Geld (4,78 zu 6,00 Euro) für Speisen und Getränke im Kino aus als der durchschnittliche Gesamtkinobesucher.
· Die nach Schulnoten am besten bewerteten Arthouse-Filme des Jahres 2010 waren mit der Note 1,5 "Vergebung", "Unsere Ozeane", "Das weiße Band", "Vincent will Meer" und "Die Päpstin".
Die repräsentative FFA-Studie enthält umfassende Statistiken über Bestand, Besuch, Auslastung und Eintrittspreise der Programmkinos in Deutschland sowie eine soziodemografische Auswertung der Besucher von Arthousefilmen. Zusätzlich listet die Studie die 50 erfolgreichsten Arthousefilme des Vorjahres auf. Die Definition der Arthouse-Filmtitel 2010 erfolgte gemeinsam mit der AG Kino-Gilde. Ausführliche Ergebnisse und Statistiken sind ab dem 22. September unter www.ffa.de/publikationen abrufbar.
Quelle: www.ffa.de