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Alle Fotos (7)Biografie
Uschi Obermaier gilt als Ikone der 1968er-Bewegung in Deutschland – als "Pin Up" der Studentenrevolte, aber auch als populärfeministische Kultfigur. Sie trat durch einige Filmrollen in Erscheinung, doch vor allem durch ihr filmtaugliches Leben selbst, das der Regisseur Achim Bornhak mit den Produzenten Dietmar Güntsche und Eberhard Junkersdorf in mehrjähriger Arbeit für die Kinoleinwand adaptiert hat. Geboren wurde sie 1946 im Münchner Stadtteil Sendling. Sie arbeitete als Fotomodell und wurde durch die Jugendkulturzeitschrift "twen" bekannt, die extravagante Fotostrecken mit tendenziell linksliberalen Texten und der Propagierung sexueller Freizügigkeit vereinte.
1968 war sie mit der Münchner Krautrock-Band Amon Düül unterwegs und lernte während des Underground-Festivals "Essener Songtage" Rainer Langhans kennen. Langhans gehörte neben Fritz Teufel und Dieter Kunzelmann zu den Gründern der politischen Wohngemeinschaft "Kommune 1" in Berlin, die sich als Gegenentwurf zur bürgerlichen Kleinfamilie verstand. Uschi Obermaier zog mit Langhans dort ein und betrieb mit ihm ausgiebig die "Politisierung des Privaten", indem sie in Interviews freimütig über ihre Beziehung Auskunft gab und sich nackt mit ihm fotografieren ließ. Die beiden wurden zum Vorzeigepaar der sexuellen Revolution, ähnlich wie John Lennon und Yoko Ono in den USA. Die schöne und selbstbewusste Kommunardin gab eine attraktive Symbolfigur ab, und ihr Status als Fotomodell stieg entsprechend.
1968/1969 trat Uschi Obermaier als Darstellerin in den ersten beiden Langfilmen von Rudolf Thome auf: "Detektive" und "Rote Sonne". In Thomes Erstling spielte sie unter dem Pseudonym Chrissie Malberg neben Iris Berben eine der weiblichen Bekanntschaften der Möchtegern-Detektive Andy und Sebastian. Untrennbar verbunden ist sie mit ihrer Hauptrolle in "Rote Sonne": Als Mitglied einer rabiaten Frauenwohngemeinschaft, in der die eingeschleppten Herren nach fünftägigem Gebrauch entsorgt werden, schießt sie am Ende sogar auf den Mann, den sie liebt. Nach einem Auftritt in Vlado Kristls Experimentalfilm "Film oder Macht" übernahm sie zuletzt 1971 einen Part in Uli Lommels Science-Fiction-Film "Haytabo", an dem auch Rainer Langhans als Darsteller und Assistent mitwirkte.
Nach dem Auszug aus der "Kommune 1" war Obermaier mit Langhans nach München zurückgekehrt, trennte sich jedoch bald von ihm. Zu den beliebtesten Anekdoten ihrer Biographie, in der sich die so genannten Fakten schwer von Kolportage und Boulevardisierung trennen lassen, gehört ein Abend, an dem sowohl Mick Jagger als auch Keith Richards um sie geworben haben sollen. Auch mit Jimi Hendrix verband sie später eine Affäre. 1973 verliebte sie sich in die Hamburger Kiezgröße Dieter Bockhorn und reiste mit ihm mehrere Jahre lang in einem Bus durch Asien, durch die USA und Mexiko. Bockhorn kam 1984 in Mexiko bei einem Motorradunfall tragisch ums Leben.
Uschi Obermaier lebte viele Jahre bis 2019 als amerikanische Staatsbürgerin in Topanga Canyon bei Los Angeles – erstmals in einem eigenen Haus – und arbeitete als Schmuckdesignerin. Danach zog sie an die Ostalgarve nach Portugal. 1994 erschienen ihre von Claudius Seidl aufgezeichneten Memoiren, die den gleichen Titel tragen wie ihre Filmbiografie: "Das wilde Leben". 2013 wurde ihre Autobiografie "Expect nothing! Die Geschichte einer ungezähmten Frau" veröffentlicht.