Biografie
Paul Huldschinsky, Spitzname Hulle, wurde am 18. August 1889 in Berlin als Sohn des schlesischen Grubenbesitzers, Kunstsammlers und Freund des deutschen Kaisers Wilhelm II. Oskar Huldschinsky geboren. Paul Huldschinsky war als Buchillustrator in München tätig, später als Innenarchitekt in Berlin, wo er Büros ebenso wie Villen ausstattete.
In den 1920er Jahren hatte er ein Verhältnis mit Helen Hessel, Vorbild für Cathérine im Roman "Jules und Jim" von Henri-Pierre Roche und der Verfilmung von François Truffaut. Huldschinsky selbst ist sehr wahrscheinlich Vorbild für eine Figur in Wilhelm Speyers Buch "Charlotte etwas verrückt" (1927), dessen Handlung teilweise im Golf- und Landclub Berlin-Wannsee spielt, wo Huldschinsky Mitglied war. Einer der Protagonisten des Romans, der 1928 von Adolf Ernst Licht verfilmt wurde, ist Ludwig Holk, ein Innenarchitekt.
Huldschinsky wurde aufgrund seines jüdischen Glaubens im November 1938 im KZ Sachsenhausen inhaftiert, kurze Zeit später emigrierte er in die USA. Er ging nach Kalifornien, wo er wieder als Innenarchitekt arbeitete sowie an Hollywood-Produktionen mitwirkte. 1940 war er beratend tätig bei dem Film "Escape" ("Das Entkommen") von Mervyn LeRoy. 1941 stattete er die Villa Thomas Manns in Pacific Palisades aus. In Hollywood hatte er wieder Kontakt zu Wilhelm Speyer und auch zu Salka Viertel, mit der er im selben Canyon wohnte und der er Bücher lieh für ihre Suche nach Filmstoffen für Greta Garbo.
1945 erhielt Huldschinsky gemeinsam mit Cedric Gibbons, William Ferrari und Edwin B. Willis den Oscar für die Ausstattung des Films "Gaslight" ("Das Haus der Lady Alquist") mit Ingrid Bergman in der Regie von George Cukor. Als Ausstatter beziehungsweise Set Decorator arbeitete er außerdem an den Filmen "Meet Me at St. Louis" ("Heimweh nach St. Louis", 1944), "Desire Me" (1947) sowie Billy Wilders "The Emperor Walz" ("Ich küsse Ihre Hand, Madame", 1946-48).
Paul Huldschinsky starb am 1. Februar 1947 nach langer Krankheit. Er hinterließ eine Frau und mehrere Stiefkinder.
Autor: Rüdiger Erdmann