Fotogalerie
Alle Fotos (4)Biografie
Marius Müller-Westernhagen wurde am 6. Dezember 1948 in Düsseldorf geboren; sein Vater war der Schauspieler Hans Müller-Westernhagen (1918-1963). Sein Schauspieldebüt gab Westernhagen in dem Fernsehfilm "Die Chorjungen von St. Cäcilia" (1963), gefolgt von einer tragenden Rolle in "Die höhere Schule" (1963, Regie: Wilhelm Semmelroth).
In den nächsten Jahren übernahm er, noch als Jugendlicher, größere und kleinere Rollen in diversen TV-Produktionen, so zum Beispiel als Arbeitskollege eines spanischen Gastarbeiters in der Milieustudie "Der Unfall" (1968, Regie: Peter Beauvais). Parallel dazu widmete sich Müller-Westernhagen der Musik und machte sich mit seiner Band Harakiri Whoom einen Namen in der umtriebigen Düsseldorfer Musikszene.
Dennoch blieb die Schauspielerei noch einige Jahre sein Hauptbetätigungsfeld. Unter anderem spielte er an der Seite des Jazz- und Schlagersängers Bill Ramsey eine Hauptrolle in der Musikkomödie "Hurra, bei uns geht's rund" (1971). Bei Roland Klicks Klassiker "Supermarkt" synchronisierte er den Hauptdarsteller Charly Wierzejewski und steuerte unter dem Namen Marius West den Song "Celebration" bei.
Zu einem kleinen Skandal wurde 1972 Westernhagens Lied "Gebt Bayern zurück an die Bayern", das er für die ZDF-Satiresendung "Express" aufgenommen hatte und dessen Titel von Paul McCartneys "Give Ireland Back to the Irish" inspiriert war. Der Refrain lautete "Gebt Bayern zurück an die Bayern / Mit Radi und Musi und Kraut / Gebt Bayern zurück an die Bayern / Sonst ist bald ganz Deutschland versaut". Aufgrund massiver Proteste nahm die Plattenfirma die Single schließlich vom Markt.
Während der Arbeit an "Supermarkt" hatte Westernhagen den Musikproduzenten Peter Hesslein kennen gelernt, der 1974 für Warner Music sein Debütalbum "Das erste Mal" produzierte, welches jedoch zunächst kein Erfolg war. Auch die Folgealben "Bittersüß" (1976) und "Ganz allein krieg ich’s nicht hin" (1977) verkauften sich nur mäßig.
Erfolge konnte Westernhagen stattdessen als Schauspieler feiern: In Ottokar Runzes hoch gelobtem Drama "Verlorenes Leben" (1976) spielte er eine Hauptrolle als von Gewissensbissen gequälter Denunziant, in der ebenfalls sehr positiv besprochenen Berliner "Tatort"-Folge "Transit ins Jenseits" (1976) war er ein mörderischer DDR-Fluchthelfer.
Der große Durchbruch als Schauspieler gelang Westernhagen 1977 in Peter F. Bringmanns erfolgreicher Ruhrpott-Gaunerkomödie "Aufforderung zum Tanz", in der er einen vorlauten Hallodri namens Theo verkörperte. Diese Rolle spielte er drei Jahre später erneut in der noch wesentlich erfolgreicheren Fortsetzung "Theo gegen den Rest der Welt"(1980) – und wurde dafür mit dem Ernst-Lubitsch-Preis ausgezeichnet.
Zwischen diesen Filmen erschien 1978 Westernhagens Album "Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz", das aber erst nach dem "Theo"-Kinoerfolg ein Hit wurde und später Kultstatus erlangte. Auch die Alben "Sekt oder Selters" (1980), "Stinker" (1981), "Das Herz eines Boxers" (1982) und "Geiler is' schon" (1983) waren Achtungserfolge, deren Verkaufszahlen sich aber erst im Lauf der nächsten zehn Jahre zu Gold- oder Platinstatus summierten.
Als Schauspieler sah man Westernhagen neben den "Theo"-Filmen in mehreren Hauptrollen: als Bankräuber in dem preisgekrönten "Das zweite Erwachen der Christa Klages" (1978, Regie: Margarethe von Trotta), als Liebhaber in Ottokar Runzes Simenon-Verfilmung "Der Mörder" (1979) und als DDR-Flüchtling in "Der Mann auf der Mauer" (1982, Regie: Reinhard Hauff). Peter F. Bringmann besetzte ihn in dem Abenteuerfilm "Der Schneemann" (1985) nach Jörg Fauser als gutmütigen Gauner und Überlebenskünstler. Seinen letzten Kinoauftritt als Schauspieler hatte er 1987 in der Hauptrolle eines australischen Geologen in Hans-Christoph Blumenbergs Thriller "Der Madonna-Mann".
Ebenfalls 1987 vollzog Westernhagen nach den beiden weniger erfolgreichen Alben "Die Sonne so rot" (1984) und "Lausige Zeiten" (1986) einen Imagewandel: Mit dem Album "Westernhagen" löste er sich vom "Theo"-Image und wurde vom Kumpeltyp "Marius" zum cool durchgestylten "Westernhagen", ohne das Bindestrich-"Müller" im Namen. Für diesen Imagewechsel verspottete man ihn in den nächsten Jahren zuweilen als "Armani-Rocker". Doch die Rechnung ging auf: Das Album "Westernhagen" war ein Erfolg und enthält mehrere von Westernhagens bekanntesten Liedern, darunter vor allem "Freiheit", das 1989 (unbeabsichtigt) zu einer Hymne der deutschen Wiedervereinigung avancierte.
Mit seinen nächsten fünf Alben "Halleluja" (1989), "Westernhagen Live" (1990), "Jaja" (1992), "Affentheater" (1994) und "Radio Maria" (1998) sowie den dazugehörigen Tourneen konnte Westernhagen Millionenverkäufe und triumphale Bühnenerfolge verzeichnen. Erst in den 2000er Jahren ging der Erfolg mit den Alben "In den Wahnsinn" (2002), "Nahaufnahme" (2005), "Williamsburg" (2009) und "Alphatier" (2014) deutlich zurück.
Im Oktober 2016 erschienen ein Live-Album und ein Videoalbum zu einem MTV Unplugged Konzert in der Berliner Volksbühne, bei dem Gastmusiker wie Udo Lindenberg mitwirkten. Die Regie bei dem Livevideo führte Fatih Akin.
Im Mai 2022, genau acht Jahre nach dem letzten Studioalbum, erschien das Album "Das eine Leben". Im Frühjahr/Sommer 2024 begab der inzwischen 75-jährige Westernhagen sich unter dem Titel "75 Live" erneut auf eine große Tournee.