Biografie
Hans Rolf Strobel, geboren am 23. April 1929 in Falkenstein im Vogtland, zog 1948 nach München, wo er als Journalist und Filmkritiker für Tages- und Wochenzeitungen sowie für Rundfunksender arbeitete. Von 1950 bis 1953 war er Herausgeber der "Korrespondenz für Filmkunst". Während dieser Zeit war er als Drehbuchautor und Produktionsassistent bei diversen Filmproduktionen tätig, brach aber schon bald alle Beziehungen zur "etablierten" Filmindustrie ab.
Zwischen 1954 und 1956 fertigte er Reportagen und Dokumentarfilme für das Bayerische Fernsehen. Ab 1956 verband ihn über viele Jahre hinweg eine enge künstlerische und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Filmemacher Heinrich Tichawsky. Gemeinsam realisierten sie eine Vielzahl von Fernsehsendungen und (Kurz-)Dokumentarfilmen. Beide gehörten 1962 auch zu den Unterzeichnern des Oberhausener Manifests. Bereits im Jahr zuvor hatten sie ihr wohl berühmtestes Werk fertig gestellt, "Notizen aus dem Altmühltal" (1961/62), eine bissige Beobachtung des Alltags in einer wirtschaftlich abgeschlagenen Gegend in Süddeutschland . Den polemisch-kritischen Kommentar des Films nahm die Wiesbadener Filmbewertungsstelle so übel, dass sie ihm ein Prädikat verweigerte und ihn auf diese Weise für Kinobetreiber unattraktiv machte.
1963 erhielten Strobel und Tichawsky das Filmband in Gold als "Beste Nachwuchsregisseure" sowie ein Filmband in Silber für den "Besten abendfüllenden Kultur- und Dokumentarfilm" für "Notabene Mezzogiorno" (1962). Darin zeichneten sie einen Gegenentwurf zur verklärten italienischen Urlaubswelt, die in den Mainstream-Spielfilmen dieser Zeit das Bild Italiens bestimmte.
Vier Jahre später folgte dann ein Filmband in Gold in der Kategorie "Bester abendfüllender Dokumentarfilm", diesmal für "Das Wunder von Mailand" (1967), der die soziale und wirtschaftliche Entwicklung in den Randzonen der norditalienischen Metropole unter die Lupe nimmt. Ähnlich den Dokumentarfilmen verstand sich auch ihr Spielfilmdebüt "Eine Ehe" (1968) als Rekonstruktion bestehender sozialer Verhältnisse, deren Basis, also die recherchierbaren Fakten, während des Films vorgetragen und ausgelegt werden.
Anfang der 70er Jahre trennten sich die Wege der beiden Regisseure. Strobel drehte nun häufig auch in der Dritten Welt: Kurz-Dokumentarfilme wie "Grüße von Twaha aus Tansania" (1974), "Grüße von Rosita aus Peru" (1978) oder "Spielen anderswo" (1978) wurden nicht zuletzt zu Standards des Kinder- und Schulfernsehens jener Zeit.
Am 8. April 1991 starb Hans Rolf Strobel in München.