Biografie
Hanns Eckelkamp wurde am 28. Februar 1927 in Münster geboren. Nachdem er 1945 sein Abitur absolviert hatte, eröffnete er 1946 in der Gaststätte seiner Eltern, dem Gertrudenhof, sein erstes Kino, das zugleich das erste Nachkriegskino in Münster war. Zwischen 1948 und 1955 eröffnete beziehungsweise übernahm er sechs weitere Kinos in Duisburg und Münster. Parallel dazu begann Eckelkamp ein Jurastudium und legte 1958 das 1. Staatsexamen ab. Im gleichen Jahr heiratete er.
1959 konnte Eckelkamp – mehr durch einen glücklichen Zufall – die deutschen Verleihrechte für den amerikanischen Western "High Noon" ("12 Uhr Mittags") erwerben. Der Film wurde zu einem großen Erfolg. Mit seiner neu gegründeten Atlas Filmverleih GmbH spezialisierte Eckelkamp sich in den kommenden Jahren auf internationale Klassiker wie "Arsenic and Old Lace" ("Arsen & Spitzenhäubchen", US 1944), "Shichinin no samurai" ("Die sieben Samurai", JP 1954), "Les enfants du paradis" ("Kinder des Olymp", FR 1945) und "Tystnaden" ("Das Schweigen", SE 1963). Zum Programm gehörten auch zeitgenössische deutsche Filme wie Herbert Veselys "Das Brot der frühen Jahre" (1962) und Ulrich Schamonis "Es" (1966), deren Realisierung er bereits im Vorfeld tatkräftig unterstützt hatte. Mit dieser Mischung aus anspruchsvollem Repertoire und ehrgeizigem jungem Film avancierte die Atlas GmbH zu einer der künstlerisch ambitioniertesten Verleihfirmen Deutschlands. Die begleitenden Atlas-Filmhefte, die Werbung und Filmliteratur kombinierten, wurden zu begehrten Sammlerobjekten. Auch die oftmals kunstvoll gestalteten Filmplakate der Firma waren so unverkennbar wie berühmt.
1964 folgte die Gründung der Atlas Schmalfilm GmbH (später Atlas AV GmbH), 1965 der Weltvertrieb Atlas International. Gleichzeitig betätigte Eckelkamp sich ab 1963 auch als Produzent und Co-Produzent. So etwa bei Will Trempers "Die endlose Nacht" (1963), Jürgen Rolands "Polizeirevier Davidswache" (1964) und Roland Klicks "Jimmy Orpheus" (1966).
Doch trotz diverser Erfolge und der schnellen Expansion hatte Eckelkamp sich finanziell übernommen. 1967 musste er für Atlas Insolvenz anmelden; als Gründe wurden später das Kinosterben und die wachsende Konkurrenz durch das Fernsehen genannt. In den nächsten Jahren erfolgte Schritt für Schritt eine erfolgreiche Sanierung der Firma. Vor allem der Schmalfilmverleih erwies sich als immer erfolgreicher. Zugleich erschloss Eckelkamp neue Märkte: Mit der Atlas Maritim versorgte er ab 1976 deutsche Handelsschiffe mit Filmen, mit der Atlas Air ab 1980 die Lufthansa.
Auch als Produzent wurde er wieder aktiv. Nachdem er 1972 den Verleih von Rainer Werner Fassbinders "Wildwechsel" übernommen hatte, fungierte er bei Fassbinders "Satansbraten" (1976) als Co-Produzent. Es folgten noch der überaus erfolgreiche "Die Ehe der Maria Braun" (1979) und "Lola" (1981). Weitere Produktionen und Produktionsbeteiligungen waren unter anderem Klaus Lemkes "Arabische Nächte" (1979), das Roadmovie "Theo gegen den Rest der Welt" (1980) mit Marius Müller-Westernhagen, Radu Gabreas Fassbinder-Studie "Ein Mann wie EVA" (1984) und Arend Agthes Kinderfilm "Der Sommer des Falken". Zu den letzten Filmen mit Beteiligung seiner Firmen (Saskia Atlas, Atlas Filmkunst) gehören "RobbyKallePaul" (1988) und "I was on Mars" (DE/CH 1991), beide von Dani Levy.
1995 erhielt Eckelkamp vom Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf den Helmut-Käutner-Preis für seine "wegweisende Unterstützung der ersten Regisseure des Jungen Deutschen Films" und für seinen Beitrag "zur Entwicklung der deutschen Filmkultur". Im Jahr darauf begann die Übergabe der Atlas Gruppe an verschiedene Unternehmen, darunter Bertelsmann (Atlas Video) und Kinowelt (Atlas Air).
Trotzdem verfolgte Eckelkamp weitere Projekte. 2001 initiierte er einen Stoffwettbewerb zum Thema "Mabuse" – ein Themenkomplex, der ihn schon immer fasziniert hatte. Unter den Einreichungen war auch eine Idee von Stefan Ruzowitzky, mit dem Titel "Braincopy" – woraus nach zahlreichen Änderungen und ohne Eckelkamps Beteiligung der Thriller "Anatomie 2" (2003) entstand.
Im April 2005 wurde Hanns Eckelkamp für seine Verdienste um die Filmkunst mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
Hanns Eckelkamp war seit dem Jahr 2000 Mitglied der Deutschen Filmakademie und seit 2006 Mitglied der Europäischen Filmakademie.
Er starb am 5. August 2021 in Berlin.