Biografie
Gina Kaus wurde am 21. Oktober 1893 in Wien als Regina Wiener in die jüdische Kaufmannsfamilie ihrer Eltern Max und Ida geboren. Über ihre Kindheit und Jugend ist wenig bekannt. Nach dem Tod ihres ersten Ehemanns Josef Zirner im Ersten Weltkrieg lebte sie bei ihren Schwiegereltern. Zu dieser Zeit lernte sie den Bankdirektor und Heereslieferant Joseph Kranz kennen, eine prominente Persönlichkeit des jüdischen Wiener Großbürgertums. Sie wurde seine Geliebte und ließ sich zwecks finanzieller Absicherung schließlich von ihm adoptieren.
Während dieser Zeit begann Kaus, sich als Autorin zu betätigen. Ihr erstes Stück, die Komödie "Diebe im Haus", wurde 1917 uraufgeführt, erste literarische Schriften veröffentlichte sie unter dem Pseudonym Andreas Eckbrecht. Sie verkehrte in den Wiener Intellektuellen- und Literatenkreisen, und schloss Bekanntschaft mit verschiedenen Schriftsteller*innen und Psycholog*innen. Neben Franz Blei, Robert Musil, Milena Jesenská und Hermann Broch lernte sie auch Otto Soyka kennen, mit dem sie einige Zeit ein Verhältnis hatte, und Karl Kraus, der ihr zeitlebens ein enger Freund blieb. Weiter interessierte sie sich auch für die Lehren des Psychologen Alfred Adler.
In diesem Umfeld traf sie auch Otto Kaus, ebenfalls Schriftsteller und Psychologe, den sie 1920 heiratete. Die beiden bekamen zwei Söhne. In dieser Zeit schrieb Gina Kaus bereits für verschiedene Zeitschriften, unter anderem die "Arbeiter-Zeitung" in Wien, aber auch die "Dame" und die "Vossische Zeitung" in Berlin. 1921 erhielt sie für ihre Novelle "Der Aufstieg" den Fontane-Preis. Kaus war auch in der intellektuellen Literaturszene Berlins aktiv, und gründete dort nach ihrem Umzug 1924 ihre eigene Zeitschrift "Die Mutter" sowie eine Beratungsstelle für Frauen. 1926 trennte sie sich von Otto Kaus. Ihre Komödie "Toni", die 1927 uraufgeführt wurde, wurde im selben Jahr mit dem Goethe-Preis der Stadt Bremen ausgezeichnet.
1928 erschienen ihre ersten Romane "Die Verliebten" und "Die Front des Lebens", letzterer als Fortsetzungsroman in der "Arbeiter-Zeitung". Inzwischen war Kaus gefragt und konnte von ihrer Tätigkeit als Autorin leben. Ihr 1932 erschienenes Werk "Die Überfahrt" wurde 1933 unter Lothar Mendes als "Luxury Liner" in den USA verfilmt.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialist*innen 1933 wurde die Situation für Kaus aufgrund ihrer jüdischen Herkunft zunehmend prekärer. Ihre Bücher wurden verbrannt, was sie später mit dem Satz kommentierte: "Nie zuvor war ich in besserer Gesellschaft gewesen". Ihre nächsten Bücher, der Roman "Die Schwestern Kleh" (1933) und die Biografie "Katharina die Große" (1935), erschienen in den Niederlanden.
Nach einer kurzen Zeit in London flüchtete Kaus 1938, unmittelbar nach dem Anschluss Österreichs, von Wien aus mit ihren Söhnen und ihrem damaligen Partner Eduard Frischauer über die Schweiz nach Frankreich. Hier arbeitete sie mit dem Filmproduzenten Arnold Pressburger zusammen, der ihren Roman "Die Schwestern Kleh" unter dem Titel "Conflit" (FR 1938) verfilmte. Zudem schrieb sie weitere Theaterstücke. Ihr nächster Roman "Der Teufel nebenan" erschien 1939 und wurde 1956 als "Teufel in Seide" mit Lilli Palmer und Curd Jürgens in den Hauptrollen von Rolf Hansen verfilmt.
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs floh Kaus mit ihrer Familie weiter in die USA. Sie begab sich nach Hollywood, wo sie Filmskripte und Dramen übersetzte und an den Drehbüchern zu Robert Wises "Three Secrets" ("Frauengeheimnis", 1950) und Douglas Sirks "All I Desire" ("All meine Sehnsucht", 1953) mitwirkte. Eigene literarische Werke veröffentlichte sie jedoch nicht mehr.
Nach dem Ende des Krieges besuchte Kaus ihre Heimatstädte Wien und Berlin, kehrte jedoch nicht mehr dauerhaft nach Europa zurück. Sie starb am 23. Dezember 1985 in Los Angeles.