Carl Theodor Dreyer

Regie, Drehbuch, Produzent, Produktionsleitung
Kopenhagen, Dänemark Kopenhagen, Dänemark

Biografie

Das uneheliche Kind eines schwedischen Bauern und von dessen Haushälterin verbringt die ersten Monate seines Lebens in dänischen Waisenhäusern. Nach dem Tod der leiblichen Mutter 1891 Adoption durch die streng protestantische Familie eines Schriftsetzers. Nach erfolglosen Versuchen als Cafémusiker und Buchhalter arbeitet Dreyer ab 1910 als Sportjournalist, unter anderem für die Tageszeitungen Berlingske Tidende und Extrabladet. 1912 wird er freier Mitarbeiter bei der Nordisk Film.

Der Tätigkeit als Editor und Drehbuchautor folgt das Regiedebüt mit "Præsidenten" (1918/19). Nach diesem konventionellen Melodrama inszeniert er noch im selben Jahr mit "Blade af Satans Bog" einen weiteren Film für Nordisk. Der Episodenfilm zeigt bereits Ansätze der detaillierten Bildkomposition, die Dreyers spätere Arbeiten auszeichnet. Der ökonomische Niedergang der dänischen Filmindustrie zwingt ihn, seine folgenden Projekte im europäischen Ausland zu realisieren. Neben der Auseinandersetzung mit christlichen Motiven wird das Verhältnis des Bewußten zum Unterbewußten zum zentralen Thema seiner Filme.

So auch in "Michael" (1923/24), der Studie eines von seinen homosexuellen Neigungen gequälten Künstlers. "La passion de Jeanne d"Arc" (1928) markiert einen Höhepunkt in der filmischen Arbeit Dreyers. Das aufwendig inszenierte Drama über den letzten Tag im Leben der Johanna von Orleans, mit Renée Falconetti in ihrer einzigen Filmrolle, wird von der Kritik als visionäres Kunstwerk gepriesen. Für die Produzenten wird der Film jedoch zum finanziellen Desaster.

In der Filmindustrie Europas gilt Dreyer als schwieriger und unprofitabler Regisseur. Als sein erster Tonfilm "Vampyr" (1931/32) nicht nur bei den Kinobesuchern, sondern auch bei der Kritik auf Desinteresse stößt, zieht sich Dreyer für zehn Jahre aus dem Filmgeschäft zurück. Erst bei "Mødrehjælpen" (1942), einem Dokumentarfilm für die dänische Regierung über die Situation von Müttern, arbeitet er wieder als Regisseur. Während der deutschen Okkupation entsteht "Vredens Dag" (1943). Dreyers Werk über Glauben und Toleranz vor dem Hintergrund der Hexenverfolgungen verweist allzu deutlich auf die Besetzung Dänemarks durch Deutschland. Aus Angst vor Inhaftierung emigriert der Regisseur nach Schweden und dreht dort "Två människor" (1945).

Nach dem Krieg arbeitet er erneut als Dokumentarfilmer für die dänische Regierung. 1952 wird er in Anerkennung seiner Verdienste zum Leiter des Dagmar Bio, Kopenhagens berühmten Filmpalastes, berufen. Erst mit "Ordet" (1955) kehrt Dreyer zum Spielfilm zurück. In seinem letzten Film, "Gertrud" (1964), verdichtet er die bestimmenden Motive seines Gesamtwerkes in der Geschichte einer verängstigten Frau, die schließlich aus ihrer Isolation ausbricht. Hier gelingt die kompromißlose Reduktion filmischer Mittel zugunsten einer transzendenten Filmerzählung am beeindruckendsten. 1968 stirbt der Filmmacher, ohne sein größtes, über Jahre entworfenes Projekt, die Verfilmung des Lebens Jesu, realisiert zu haben.

 

FILMOGRAFIE

1949
  • Regie
  • Drehbuch
1931/1932
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
  • Produktionsleitung
1923/1924
  • Regie
  • Drehbuch
1922
  • Regie
  • Drehbuch