Carl Schenkel

Weitere Namen
Carlo Ombra (Pseudonym)
Regie, Regie-Assistenz, Drehbuch
Bern, Schweiz Hollywood, Kalifornien, USA

Biografie

Carl Schenkel wurde am 8. Mai 1948 in Bern, Schweiz, geboren. Als Jugendlicher schrieb er Beiträge und Filmkritiken für eine lokale Tageszeitung, ursprünglich mit dem Ziel, Journalist zu werden. 1968 begann er ein Studium der Soziologie und Volkswirtschaft in Frankfurt am Main; daneben arbeitete er für eine Presseagentur. In den nächsten Jahren übernahm Schenkel auch Assistenzen bei einem Grafiker und einem Fotografen. Seine ersten eigenen Filmarbeiten waren kurze Werbefilme, etwa über die Stadt Frankfurt.

Nach einer Regieassistenz bei Wolfgang Staudtes TV-Mehrteiler "Lockruf des Goldes" (1975), zog Carl Schenkel nach München, wo er weitere Erfahrungen als Regieassistent sammelte. Vor allem Sigi Rothemund, für den er unter anderem bei "Griechische Feigen" (1977) und dem Serienklassiker "Timm Thaler" (1980) arbeitete, wurde dabei zu einer Art Lehrmeister. Sein eigenes Regiedebüt gab Schenkel mit der Vampir- und Erotikkomödie "Graf Dracula (beißt jetzt) in Oberbayern" (1979), allerdings unter dem Pseudonym Carlo Ombra. Sein erster Film unter eigenem Namen war die düstere Berliner Kleingangster-Milieustudie "Kalt wie Eis" (1981), in der neben der Kiezgröße Rolf Eden auch Otto Sander, Blixa Bargeld und Hanns Zischler mitwirkten.

Nach weiteren Assistenzen, etwa bei Gérard Oury's Belmondo-Film "As der Asse" (FR/DE 1982) und Harald Reinls "Im Dschungel ist der Teufel los" (1982), gelang Schenkel mit seiner nächsten Regiearbeit der große Durchbruch: "Abwärts" handelt von vier höchst unterschiedlichen Menschen, die an einem Freitagabend im Fahrstuhl eines Frankfurter Bürohochhauses steckenbleiben – bald kommt es zu massiven Konflikten zwischen den Eingeschlossenen. Der hochkarätig besetzte, klaustrophobische Thriller erhielt sehr gute Kritiken und mehrere Filmpreise; beim Bayerischen Filmpreis und beim Internationalen Film Festival im spanischen Sitges wurde Schenkel für die Beste Regie ausgezeichnet. Der junge Hannes Jaenicke avancierte durch den Film zum Shooting Star.

Der Erfolg von "Abwärts" brachte Schenkel Angebote aus den USA ein. Zwischen 1985 und 1987 inszenierte er mehrere, teils preisgekrönte Folgen der Mystery-Thrillerserie "The Hitchhiker" ("Hitchhiker - Unglaubliche Geschichten"), gefolgt von dem TV-Horrorfilm "Bay Coven" ("Die Hexen von Bay Cove", 1987) und dem Krimi "Big Bad Man" (1989) mit Denzel Washington, der zwar für seine atmosphärischen Bilder gelobt wurde, ansonsten jedoch eher mäßige Kritiken erhielt.

Zurück in Deutschland, gelang ihm mit der amerikanisch besetzten Romanverfilmung "Zwei Frauen" (1989) ein Achtungserfolg bei Kritikern. Beim Deutschen Filmpreis wurde das kammerspielartige Drama über zwei Krebspatientinnen (Martha Plimpton, Jami Gertz) als Bester Film nominiert. Danach drehte Schenkel in den USA eines von drei Segmenten des TV-Thrillers "The Edge" (1989) sowie den Krimi "Silhouette" (1990, TV), mit Faye Dunaway als zufälliger Mordzeugin.

Schenkels kommerziell erfolgreichster Film war der Thriller "Knight Moves" (DE/US 1991) mit Christopher Lambert, Diane Lane und Tom Skerritt in den Hauptrollen. In Deutschland zog der Film über einen berühmten Schachmeister, der zum unfreiwilligen Gehilfen eines Serienkillers wird, zwei Millionen Zuschauer*innen in die Kinos; beim Festival du Film Policier in Cognac, Frankreich, gewann er den Kritikerpreis; in den USA allerdings geriet der Film zum Flop. Fürs amerikanische Fernsehen entstand der Thriller "Beyond Betrayal" ("Von Eifersucht besessen", 1994) mit "MacGyver"-Star Richard Dean Anderson in einer ungewohnten Schurkenrolle als gewalttätiger Ehemann.

In den nächsten Jahren arbeitete Schenkel wechselweise in den USA, Kanada und Deutschland. Er drehte so unterschiedliche Filme wie den Horrorthriller "Exquisite Tenderness" (CN/DE 1994) mit James Remar als psychopathischem Chirurgen, den Politthriller "In the Lake of the Woods" (CN/US 1996), den Krimi "Kalte Küsse" (1997) mit Marie Bäumer, Jochen Nickel und Thomas Heinze, und den Abenteuerfilm "Tarzan & Jane" (US/AU/DE 1998). Allerdings konnte er mit er keinem dieser Filme bei Kritik oder Publikum an seine früheren Erfolge anknüpfen.

Mit dem politisch angehauchten Actionthriller "Feindliche Übernahme - althan.com" (2001), einer deutschen Produktion über einen Börsenspekulanten, der mit Hilfe rechtsextremer Terroristen einen Energiekonzern übernehmen will, konnte Schenkel zumindest bei der Kritik noch einmal einen Achtungserfolg verbuchen. Auch die amerikanische TV-Verfilmung von Agatha Christies "Mord im Orient Express" (2001), mit Alfred Molina als Hercule Poirot, erhielt wohlwollende Kritiken. Es blieb Carl Schenkels letzter Film. Am 24. November 2003 starb er in Hollywood an Herzversagen. Carl Schenkel wurde in der Schweiz beigesetzt.

FILMOGRAFIE

1997/1998
  • Regie
1996/1997
  • Regie
1993/1994
  • Regie
1991
  • Regie
1988/1989
  • Regie
  • Drehbuch
1983/1984
  • Regie
  • Drehbuch
1982
  • Regie-Assistenz
1981
  • Regie
  • Drehbuch
1980
  • Regie-Assistenz
1979
  • Regie-Assistenz
1979
  • Regie-Assistenz
1979
  • Regie-Assistenz
1978
  • Regie-Assistenz
1977
  • Regie-Assistenz
1976/1977
  • Regie-Assistenz
1975
  • Regie-Assistenz