Rangierer

DDR 1984 Kurz-Dokumentarfilm

Inhalt

Schauplatz des Films ist der Güterbahnhof Dresden-Friedrichstadt: Die Kamera beobachtet die eintönigen, routinierten aber sehr präzisen Arbeitsabläufe der Rangierer, jeder an seinem Platz, ausgerüstet mit Stangen, Bremsklötze setzend, Waggons an- und abkoppelnd.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Jürgen Böttchers nur 22-minütiger Dokumentarfilm „Rangierer“ war (und ist) unter Filmleuten in Ost und West Kult und ist schon zu DDR-Zeiten weltweit in Filmhochschulen als Studienmaterial genutzt worden. Auch in Babelsberg, wo der dem Formalismus-Verdikt der SED-Ideologen ausgesetzte Regisseur nach dem klammheimlichen Verschwinden seines ersten – und leider einzigen – Defa-Spielfilms „Jahrgang 45“ Hausverbot hatte. Die von Thomas Plenert gefilmte und von Gudrun Plenert geschnittene Dokumentation ist das exakte Gegenteil von Böttchers „Wäscherinnen“: Statt einer zwar unaufdringlichen, aber deutlich spürbaren mentalen Nähe zu den „Objekten“ ist hier die Nachtarbeit der rund 300 Rangierer des Kollektivs Ablaufberg des Güterbahnhofes Dresden-Friedrichstadt, die in einer Schicht etwa 114 Züge mit 1600 Waggons rangieren, bremsen, entkoppeln und wieder neu koppeln, mit der größtmöglichen Distanz dokumentiert. Und das, gedreht wurde im Februar 1984, bei Schnee, Eis und Nebel, was für die Männer, die den exakten Ablaufplan, der permanent aus einem wie ein Fernschreiber aussehenden Drucker ausgespuckt wird, einhalten müssen, besonders hart ist.

„Rangierer“ hat zunächst etwas Gespenstisches. Man hört nur den metallischen O-Ton der bisweilen beim Kontakt mit Bremsklötzen quietschenden Waggonräder, das dumpfe Aufprallen der Puffer, das ächzende Klicken der Haken, wenn diese mit langen Stangen gelöst werden. Dann rollen aus bestehenden Formationen gelöste Güterwagen ohne Lok über mehrere hundert Meter im Dunst der Lampen über die Gleise, formieren sich von Weichen gelenkt zu neuen Zügen. Böttcher hat auf einen Off-Kommentar verzichtet, es gibt auch keine Gespräche mit den Nachtarbeitern, nur ihre kurzen Kommandos über Sprechfunkgeräte sind zu vernehmen, wenn auch in der Regel nicht zu verstehen. Der Güterbahnhof arbeitet mit heute anachronistisch anmutendem hohen Personaleinsatz für einfache mechanische Standardtätigkeiten, die jedoch mit großer Präzision in wenn nötig hohem Tempo ausgeführt werden müssen. Der Film ermöglicht heute einen sehr geduldigen und dabei anschaulichen Blick auf analoge Arbeitsabläufe, die in unserer digitalen Welt inzwischen obsolet geworden sind.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Länge:
596 m, 22 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

Prüfung (DD): 29.06.1984

Aufführung:

Aufführung (DD): Oktober 1984, Neubrandenburg, Nationales Festival des Dokumentar- und Kurzfilms;
Aufführung (DD): November 1984, Leipzig, Internationale Dokumentar- und Kurzfilmwoche;
Kinostart (DD): 30.11.1984;
Aufführung (DE): 23.04.1985, Oberhausen, IFF

Titel

  • Originaltitel (DD) Rangierer
  • Weiterer Titel Shunter

Fassungen

Original

Länge:
596 m, 22 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

Prüfung (DD): 29.06.1984

Aufführung:

Aufführung (DD): Oktober 1984, Neubrandenburg, Nationales Festival des Dokumentar- und Kurzfilms;
Aufführung (DD): November 1984, Leipzig, Internationale Dokumentar- und Kurzfilmwoche;
Kinostart (DD): 30.11.1984;
Aufführung (DE): 23.04.1985, Oberhausen, IFF

Digitalisierte Fassung

Länge:
22 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:

Aufführung (DE): 05.04.2022, Dresden, Filmfest

Auszeichnungen

IFF Oberhausen 1985
  • Ehrendiplom der Internationalen Jury
  • Hauptpreis der Jury der FICC (Don-Quichotte-Preis)
  • Preis der Jury des Evangelischen Filmzentrums (INTERFILM)
Leipziger Kurz- und Dokumentarfilmwoche 1984
  • Preis des Ministers für Kultur der DDR