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Im Sommer 2002 begleitete der Filmemacher Andreas Dresen den jungen CDU-Politiker Henryk Wichmann einen Monat lang durch den Wahlkampf in seinem Bezirk in der Uckermark. Voller Idealismus versucht Wichmann, die Wähler auf der Straße für sich zu gewinnen. Und obwohl die Gegend eine stabile SPD-Hochburg ist, gibt Wichmann nicht auf.
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Doch Henryk Wichmann gibt nicht auf. Mit seinem Slogan „Frischer Wind bringt Bewegung in die Politik“ und einem Etat von 25.000 Euro, zu dem Spenden von CDU-Mitgliedern und die Unterstützung der eigenen Familie beigetragen haben, zieht er durch den Wahlkreis, diskutiert, verteilt Postkarten, besucht Altenheime und mittelständische Betriebe – und trotzt unter dem Partei-Werbeschirm Wind, Wetter und der Hast der Passanten. An guten Tagen bringt er 200 sog. Basis-Infopakete unters Wahlvolk, insgesamt 5.000 sollen es bis zum Tag vor dem Urnengang sein. Und für den Wahlkampf-Endspurt hat er sich noch ein paar Trümpfe aufgehoben...
Andreas Dresen und Kameramann Andreas Höfer haben Henryk Wichmann einen Monat lang auf Wahlkampftour durch den entlegenen Nordosten Brandenburgs begleitet. Entstanden ist ein in aller Kargheit (gedreht wurde zumeist vom Stativ) präziser, kluger (es gibt von Andreas Dresen keinen einzigen kommentierenden Satz, keine Interviewfrage in seinem zweiten Dokumentarfilm nach „Kuckuckskinder“ von 1994), authentischer (mit bewegenden Szenen in einem Altenheim) und auch tragikomischer Film, der aufmerksam seinem bis dato gänzlich unbekannten Protagonisten (der weiterhin dem Kreistag angehört, zudem inzwischen geheiratet hat und Vater geworden ist) folgt und dabei ein eindrückliches Bild der Region und ihrer Menschen zeichnet.
Im oft absurden, manchmal zermürbenden Kampf um die Wählerstimmen werden Sorgen und Sehnsüchte, Hoffnungen und Zweifel der Menschen in der Region Uckermark/Oberbarnim, einem Flächenwahlkreis mit geringer Bevölkerungsdichte und 25 Prozent Arbeitslosigkeit, offenbar – und die Schwierigkeit der Politik, sich den Realitäten einer weitgehend desillusionierten Gesellschaft zu stellen. Vor allem viele junge Menschen verlassen die Region.
„Ein sehr guter Film ist das geworden“, resümiert Henryk Wichmann („Ich habe keine Probleme im Kino, über mich selbst zu lachen. Da sind einige skurrile Szenen dabei. Manches ist durch den Schnitt noch verschärft worden.“), „weil er zeigt, wie viel Idealismus dazugehört, Wahlkampf in der Provinz zu machen.“ Noch dazu, wenn man auf aussichtslosem Posten steht, denn – naturgemäß – erhielt sein SPD-Konkurrent Markus Meckel auch am 22. September 2002 wieder eine klare Mehrheit von 49 Prozent (Wichmann: 21 v.H.) und eroberte das Bundestags-Direktmandat.
Pitt Herrmann